Die Woche in Hamburg
Da gibt es nichts zu beschönigen. Hamburg ist ein Wiesenschaumkraut-Banause. Dabei hatte Loki Schmidt persönlich die heimische Wildpflanze vor elf Jahren zur „Blume des Jahres“ gewählt. Die „Cardamine pratensis“ gehört zu den Kreuzblütlern, ihre Blätter und Blüten eignen sich als Salatbeigabe, in Suppen oder Kräuterquark, der Tee aus getrockneten Blättern beruhigt unsere Nerven. Von April bis Juni überzieht das zarte Blassviolett und Weiß der Blüten unsere Landschaft – nicht mehr oft, nicht mehr viel. Denn durch Entwässerung und Düngung ist die Art bedroht, denn immer mehr Wiesen werden zu artenarmen Grünflächen. In der vergangenen Woche noch war auch die Rasenfläche an der Kreuzkirche am Hohenzollernring in Ottensen blütenweiß. Darüber leuchtete die rosa Kirschblüte von den Bäumen. Ein tolles Fotomotiv. Leider erledigt. Denn nun ist die blumenübersäte Wiese kurz und grün. Die Stadt hatte im wahrsten Sinne des Wortes kurzen Prozess gemacht: Heckenschnitt und Rasenpflege. Der Grund: Offiziell gilt die Fläche als Straßenbegleitgrün und nicht als Blumenwiese. Und so wurde die Blume des Jahres 2006 akkurat bürokratisch vernichtet. Nach dem alten Volksglauben verursacht das Pflücken des Wiesenschaumkrautes ein Gewitter mit Blitzschlag. Und da haben wir es: Niemand anders als der Hamburger Senat ist verantwortlich für das miese Wetter. Hätten die doch nur die „Cardamine pratensis“ wachsen lassen.