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Nahverkehr

TApenser Bürgerbus droht das Aus - Verein klagt vor Gericht

Eine Fahrt mit dem Bürgerbus Apensen über die Dörfer der Samtgemeinde.

Eine Fahrt mit dem Bürgerbus Apensen über die Dörfer der Samtgemeinde. Foto: Susanne Laudien

Ein neuer Fahrplan, mehr Mitglieder und steigende Fahrgastzahlen - im öffentlichen Nahverkehr hat der Bürgerbus Apensen erfolgreich Fahrt aufgenommen. Doch es gibt zwei Hindernisse, die ihn komplett ausbremsen könnten.

Von Susanne Laudien Dienstag, 21.05.2024, 16:19 Uhr

Apensen. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins Bürgerbus Apensen wurde es deutlich: Eigentlich läuft es in dem Verein und mit seinen Angeboten im öffentlichen Nahverkehr rund. Dennoch gibt es eine große Hürde, die das Erfolgsmodell 2025 ins komplette Aus manövrieren könnte.

Klingt dramatisch und ist es auch. Vorstandsvorsitzender Dietmar Greiser ist in großer Sorge um die Zukunft des Bürgerbusses Apensen mit der quälenden Frage: Wer wird im kommenden Jahr das Steuer im Vorstand und als Fahrer übernehmen?

Neue Fahrer werden dringend gesucht

„2025 stehen entscheidende Veränderungen an“, sagt Greiser. Einige Fahrer und Fahrerinnen müssen nach fünfjähriger Tätigkeit die ärztliche Untersuchung zum Personenbeförderungsschein erneuern. Daher sei die Anwerbung neuer Fahrerinnen und Fahrer unbedingt erforderlich, wenn sich mehrere Fahrer nicht zur Wiederholungsprüfung entscheiden.

Damit nicht genug, werden Nachfolger für Greisers Vorsitz sowie für das Amt seines Stellvertreters und des Fahrdienstleiters dringend gesucht. Alle drei werden sich im kommenden Jahr nicht zur Wiederwahl stellen.

Neue Bewerber werden unterstützt

„Wenn wir hier niemanden finden, muss sich der Verein auflösen.“ Daher gilt Greisers Appell an alle: „Wir unterstützen jeden Kandidaten und jede Kandidatin - sonst ist das Ende des Bürgerbusses Apensen besiegelt.“

Vorsitzender und Fahrer: Dietmar Greiser fährt mit dem Bürgerbus regelmäßig über die Dörfer der Samtgemeinde Apensen

Vorsitzender und Fahrer: Dietmar Greiser fährt mit dem Bürgerbus regelmäßig über die Dörfer der Samtgemeinde Apensen Foto: Susanne Laudien

Eine weitere große Hürde ist diesbezüglich auch die fehlende Gemeinnützigkeit, erklärt Greiser. Da entsprechende Anträge mehrfach durch das Finanzamt abgelehnt wurden, hat sich der Verein zur Klage beim Finanzgericht Niedersachsen entschlossen.

Beschluss der Finanzminister-Konferenz

„Die Klage wurde angenommen, das ist nicht selbstverständlich“, betont Greiser. Ein Verhandlungstermin wurde allerdings bisher nicht benannt. Hintergrund ist ein Beschluss der Finanzminister-Konferenz aus dem Jahr 2011: Demnach können Bürgerbus-Vereine, die den ÖPNV ergänzen und einen nach dem Personenbeförderungsgesetz genehmigten Verkehr durchführen, nicht mehr den Gemeinnützigkeits-Status erhalten. Das Problem dabei: Damit dürfen die Vereine keine Spenden annehmen beziehungsweise keine Spenden-Quittungen mehr ausstellen.

Ausgleich für das Deutschland-Ticket

Weitere Vorteile: Durch eine Gemeinnützigkeit könnten etwa auch Vorruheständler, Ex-Postbeamte oder Helfer über den Bundesfreiwilligendienst Sozialstunden ableisten, so Greiser.

Der Bürgerbus-Vorstand (von links): Volker Wübker, Simon Jahnke, Hans Seyfried, Dietmar Greiser, Dietmar Plum, Dirk Callsen, Bernhard Wienberg, Rolf Dettmann; es fehlt Fahrdienstleiter Udo Voigt.

Der Bürgerbus-Vorstand (von links): Volker Wübker, Simon Jahnke, Hans Seyfried, Dietmar Greiser, Dietmar Plum, Dirk Callsen, Bernhard Wienberg, Rolf Dettmann; es fehlt Fahrdienstleiter Udo Voigt. Foto: GABI FEGER DUPUIS

Schon einmal hat der Bürgerbus Apensen um sein Recht gekämpft - als es um das Deutschlandticket ging. Wie berichtet, war der Bürgerbus gezwungen, das Ticket anzuerkennen und die Fahrgäste kostenlos zu befördern - ohne finanziellen Ausgleich.

Bürgerbus-Vereine sprechen mit dem Landrat

Wegen erheblicher finanzieller Nachteile hatte der Verein zusammen mit anderen regionalen Bürgerbus-Vereinen bei Stades Landrat Kai Seefried um Unterstützung gebeten.

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Der Kreistag beschloss am 4. Dezember 2023 eine institutionelle Unterstützung für das Ehrenamt, die anteilig nach Zahl der Fahrgäste an die Vereine ausgezahlt wird.

Der Samtgemeinderat Apensen hat ebenfalls eine finanzielle Unterstützung zugesagt. Ein Beschluss dazu steht aber noch aus.

Neue Sponsoren für die Außenwerbung

„Beim Deutschland-Ticket ist es uns bereits gelungen, zu unserem Recht zu kommen“, sagt Greiser, der bei der Klage zur Gemeinnützigkeit auch auf Erfolg hofft.

Der bisher zweitgrößte Sponsor Viebrockhaus ist ab diesem Jahr nicht mehr dabei. Stattdessen gibt es neue Sponsoren. Die Werbeflächen am Fahrzeug sind durch die Firma Teufelsart aus Wiegersen und die Stadtwerke Buxtehude aber wieder komplett belegt.

Fahrgast Nummer 20.000 wurde gezählt

Die Monitorwerbung wurde durch die Allianz Versicherung, das Apenser Hörstudio und Schwimmschule Robby ergänzt.

Der Verein zählt inzwischen 171 Mitglieder und hat seit dem Start am 21. September 2020 das Fahrgastaufkommen kontinuierlich gesteigert. Am 30. Januar wurde der 20.000. Fahrgast registriert. Allein für 2024 werden rund 10.000 Fahrgäste erwartet.

Finanzierung durch Sponsorengelder

Auch finanziell ist beim Bürgerbus aktuell alles im grünen Bereich: Die Einnahmen kommen neben Fahrgeldern, Mitgliedsbeiträgen und Spenden zu 56 Prozent aus Sponsorengeldern. Ein neuer Fahrplan wurde auf die Fahrtzeit der EVB-Züge abgestimmt. Dietmar Greiser hofft jetzt auf rüstige Rentner oder Menschen in Altersteilzeit, die einen ehrenamtlichen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten wollen, um die Zukunft des Bürgerbusses in Apensen für alle Bürger, die auf das Mobilitätsangebot angewiesen sind, zu retten.

Eine Fahrt mit dem Bürgerbus Apensen über die Dörfer der Samtgemeinde.

Eine Fahrt mit dem Bürgerbus Apensen über die Dörfer der Samtgemeinde. Foto: Susanne Laudien

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