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TDiakonin in Ausbildung: Shannon Heidt will Jugend für Kirche begeistern

Sie geht von Tür zu Tür: In der Adventszeit wird Shannon Heidt in ihrer Anerkennungszeit als Diakonin das Friedenslicht in Apensen verteilen.

Sie geht von Tür zu Tür: In der Adventszeit wird Shannon Heidt in ihrer Anerkennungszeit als Diakonin das Friedenslicht in Apensen verteilen. Foto: Susanne Laudien

Schwindender Glaube, Kirchensteuer, Missbrauchs-Skandale - immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab. Anders Shannon Heidt: Sie sieht dort ihre berufliche Zukunft und will die Jugend über neue Kanäle ansprechen.

Von Susanne Laudien Montag, 27.11.2023, 15:50 Uhr

Apensen. Seit September ist Shannon Heidt im Kirchenkreis Buxtehude tätig und wird in den BAHN-Regionen (Akronym für Bliedersdorf, Apensen, Horneburg und Neukloster) in ihrem Anerkennungsjahr als Diakonin ausgebildet. In der Adventszeit wird die 24-Jährige gemeinsam mit den Pfadfindern vom Stamm „Kleiner Prinz“ in Apensen von Haus zu Haus gehen und das Friedenslicht überbringen.

„Eigentlich wollte ich Lehrerin werden“, sagt Heidt. Jetzt möchte sie ihre berufliche Zukunft bei der Kirche verwirklichen - in einer Zeit, in der viele Menschen die Kirche nicht mehr zeitgemäß finden und sich immer mehr von ihr abwenden, wie Zahlen belegen.

Missbrauchsfälle als Hauptgrund für Kirchenaustritte

Allein 2022 traten mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen und rund 380.000 aus der evangelischen Kirche aus, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen ist die Mehrheit der Deutschen nicht mehr Mitglied in einer der großen christlichen Kirchen. Die Kirchensteuer liegt auf der Liste der möglichen Austrittsgründe in einer Umfrage auf Platz zwei. Fast die Hälfte (49 Prozent) nannte den Skandal um sexuellen Missbrauch als möglichen Grund für einen Kirchenaustritt. 25 Prozent gaben einen schwindenden Glauben und 20 Prozent einen Reformstau als mögliche Austrittsgründe an. Nur 18 Prozent antworteten, es gebe keine Gründe für sie, aus der Kirche auszutreten.

Shannon Heidt kommt aus dem kleinen Dorf Düshorn bei Walsrode und ist schon in der Kindheit mit der Kirche eng verbunden gewesen. „Ich war ein Chorkind“, sagt sie. Mit fünf Jahren kam Heidt zum Kinderchor der Kirche in ihrem Heimatort und hat dann weitere kirchliche Chor-Angebote bis zum Alter von 22 Jahren durchlaufen. Schon früh, ab 13 Jahre, hat sie sich außerdem bei der Kinder- und Jugendarbeit der Kirche engagiert und unter anderem bei Musical-Aufführungen geholfen. Mit 16 Jahren folgte die Jugendleiter-Grundausbildung (Juleica), anschließend hat sie Jugendliche als Teamerin zu Konfirmanden- und Sommerfreizeiten begleitet und machte schließlich ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Grundschule in Visselhövede, da sie ein Studium für das Lehramt anstrebte.

Religionspädagogik und soziale Arbeit studiert

Doch schnell sei ihr klar geworden, dass dort ihre berufliche Zukunft nicht liegt. „Ich kann in dem System Schule als Lehrerin nicht so viel erreichen. Als Diakon kann ich mehr und dauerhafter für Kinder und Jugendliche etwas bewirken“, sagt Heidt. In ihrem kleinen Heimatdorf hat sie die Jugendarbeit mit aufgebaut und dort viel Zeit verbracht. „Jetzt mache ich mein Hobby zum Beruf“, sagt Heidt.

2019 begann sie ihr Studium über acht Semester in Hannover, das sich aus den zwei Studiengängen Religionspädagogik und soziale Arbeit zusammensetzt und mit einem doppelten Bachelor endet - und somit für beide Bereiche eine berufliche Richtung ermöglicht. Ihren Schwerpunkt hat sie auf die Kinder- und Jugendarbeit gelegt. Das Studium beinhaltet über die Landeskirche Hannover ein Anerkennungsjahr mit Praxiserfahrung und endet für Shannon Heidt nach bestandener Prüfung nächstes Jahr im August mit der staatlichen Anerkennung als Diakonin.

Mit mehr als 100 Jugendlichen an die Ostsee

Für das praxisnahe Anerkennungsjahr ist die 24-Jährige von Hannover nach Guderhandviertel gezogen - und ist jetzt in den Kirchengemeinden Buxtehude, Bliedersdorf, Apensen, Horneburg und Neukloster sowie für den Kreisjugenddienst unter der Kreisjugendwartin Karen Seefeld tätig. Auch die beiden Diakone Franziska Feldmann und Niklas Renken haben sie unter ihre Fittiche genommen. „Ich war in der kurzen Zeit seit September schon viel unterwegs“, sagt Heidt. Mit über 100 Konfirmanden ging es etwa kürzlich an die Ostsee. Zudem betreut sie Konfirmanden-Aktionen wie Kerzenwerkstatt und Keksebacktag sowie Freizeitangebote der Aktion „unterwegs“.

Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ist Shannon Heidt aktiv. Denn viele Jugendliche verfolgten die Angebote zu Freizeitaktivitäten auf Instagram, wo Heidt gemeinsam mit Diakon Felix Pilz und einigen Jugendlichen für die Bespielung des Kanals sorgt - sowie auch für einen eigenen Blog. „Auch zum Landesjugendcamp, dem großen Festival der Kirche vom 23. Mai bis 2. Juni, werden wir auf Instagram werben, ebenso wie für die nächste Sommerfahrt zur Nordsee-Insel Spiekeroog“, sagt Heidt. Ihr Ziel sei es, für Kinder und Jugendliche eine Ansprechpartnerin zu sein. „Bei guter Kinder- und Jugendarbeit bleiben die Jugendlichen auch weiterhin der Kirche treu“, spricht Heidt aus eigener Erfahrung.

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