TEin Mann für viele Fälle: Dieser Beckdorfer übernimmt gerne die Führung
Sitzt gerne vorne: Bernhard Zimmermann in dem neuen Bürgerbus für Apensen. Foto: Laudien
Er ist Flüchtlingshelfer und Tauchlehrer, Freibad-Reiniger und Mitglied im Chor: Bernhard Zimmermann engagiert sich vielfältig. Nun hat der Beckdorfer zwei weitere Aufgaben übernommen.
Beckdorf. „Ihr Platz ganz vorne!“ lautet der Slogan, mit dem der Bürgerbus Apensen derzeit ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer sucht. Bernhard Zimmermann sitzt gleich zweimal vorne: Als Fahrer und auch als neuer Vorstandsvorsitzender hat der 63-Jährige das Steuer übernommen. Und das, obwohl er bereits reichlich Ehrenämter und Hobbys hat.
Seit 35 Jahren ist Bernhard Zimmermann mit Ehefrau Julia verheiratet, das Ehepaar lebt in Beckdorf. Früher arbeiteten beide in Führungspositionen bei Elida Gibbs, das später zu Unilever wurde, zeitweise auch im Ausland, etwa in England und den Niederlanden.
Nach 16 Jahren entschied sich der 38-jährige Verfahrensingenieur zum Ausstieg. „Die Arbeit im Team machte mir Spaß, aber nicht die Strukturen“, begründet er seinen damaligen Entschluss.
Als selbstständiger Coach für Führungskräfte internationaler Unternehmen startete er neu durch. „Dabei motiviert mich vor allem, dass ich auf die verschiedensten Menschen mit ihren ureigenen persönlichen Herausforderungen treffe und sie in ihrer Entwicklung unterstützen kann.“
In den vergangenen Jahren reduzierte Zimmermann sein Arbeitspensum, um sich für Menschen vor Ort stärker zu engagieren. „Ich wollte beruflich runterfahren, aber auch weiterhin einen Beitrag leisten, wo ich Verantwortung übernehmen kann“, sagt Zimmermann.
Unterstützung im Naturbad Sauensiek
Das Ehepaar geht gerne zum Schwimmen ins Sauensieker Naturbad. Als Helfer benötigt wurden, meldeten sie sich. Zimmermann packt seitdem beim Reinigungsdienst mit an und übernimmt Kassendienste, Ehefrau Julia modernisierte die Homepage und aktualisiert sie und ist in der Rasenmäher-Gruppe.
Als 2015 die Flüchtlingswelle aus Syrien und Afghanistan auch nach Apensen schwappte, wollte das Ehepaar wieder helfen. „Wir stellten uns im Rathaus in Apensen vor.“ So kamen sie zur Flüchtlingsarbeit der Initiative MitMenschen. „Ich wollte Akademiker in Arbeit bringen, half bei Bewerbungsschreiben und Lebenslauf.“
Hilfe für Geflüchtete bei den MitMenschen
2022 folgte die nächste Flüchtlingswelle durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Zimmermanns halfen bei der Organisation von Frühstücks-Treffen und Sprachkursen, bei Behördengängen und der Kleiderkammer. „Die Unterstützung ist inzwischen nicht mehr nötig. Lediglich die Fahrradwerkstatt MitMenschen unter der Leitung von Matthias Drews ist nach wie vor gefragt.“
Dadurch hatte Zimmermann mehr Zeit für andere Aktivitäten. Seit einem Jahr verstärkt er mit seiner Bass-Stimme den Apenser Chor Happy Voices. „Früher hatte ich nie Zeit dafür. Jetzt können auch mehr Bass-Stücke ins Repertoire aufgenommen werden.“ Kostproben folgen beim diesjährigen Weihnachtskonzert in der Apenser Kirche.
Buch-Autor für Coaching und Digitalisierung
Darüber hinaus taucht der Beckdorfer auch gerne mal ab in die Unterwasserwelt als Mitglied vom Verein TC Seeigel Buxtehude. In England machte er sogar eine Tauch-Lehrerausbildung. „Im Urlaub auf den Malediven bin ich aus Langeweile zum Tauchen gekommen. Dafür habe ich sogar meine Klaustrophobie überwunden.“
Selbst während der Corona-Pandemie wusste sich der Beckdorfer bestens zu beschäftigen - nicht nur mit Online-Kursen als Coach. Überredet von einem Kollegen, schrieben sie zusammen das Mini-Handbuch „Coaching und Digitalisierung - Potenziale erkennen, Chancen nutzen, Fehler vermeiden“, das 2020 erschien.
Vom Beifahrer zum Bürgerbus-Fahrer
Als Ende vergangenen Jahres im TAGEBLATT stand, dass der Bürgerbus Apensen einen neuen Vorstand sucht, meldete sich Zimmermann beim damaligen Vorsitzenden Dietmar Greiser. Für den vakanten zweiten Vorsitz konnte er Kerstin Benner gewinnen. „Ich bin mit ihrem Ehemann befreundet, wir haben mal zusammen bei Elida Gibbs gearbeitet.“

Bernhard Zimmermann hat einen Personenbeförderungsschein gemacht. Foto: Laudien
Vor kurzem hat das Ehepaar Zimmermann sogar einen Personenbeförderungsschein als Fahrer für den Bürgerbus gemacht. „Das ist nicht weiter schwierig. Zudem helfen wir Interessierten bei der Abwicklung und übernehmen die Kosten.“
Ende Mai startete Zimmermann seine erste Einführungsfahrt in Begleitung des Fahrdienstleiters. Privat sei er ansonsten der Beifahrer und Ehefrau Julia sitzt am Steuer. „Das ist viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte“, sagt Zimmermann und schwärmt von der Tour durch die Samtgemeinde Apensen. „Nur die Baustellen nerven momentan.“

Das Bürgerbus-Team kürzlich bei der Einführung des neues Fahrzeuges. Foto: Laudien
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