TGasthof gerettet: Altes Fährhaus in Cranz soll wieder öffnen
Das Alte Fährhaus in Cranz soll neu eröffnet werden. Foto: Felsch
Das Fährhaus war einst Gasthof und ist ein wahres Schmuckstück. Eine Hamburgerin will einen Neustart wagen - das sind ihre kulinarischen Pläne.
Cranz. Es tut sich was in Cranz: Geht es nach Andrea Patrzyk, der Inhaberin des Alten Fährhauses, floriert der Restaurant- und Hotelbetrieb im kommenden Jahr wieder.
„Wir freuen uns natürlich sehr darüber, wenn sich das gastronomische Angebot in Cranz vergrößert und das historische Gasthaus neu eröffnet wird, das ist schließlich ein Stück Geschichte“, sagt Bürgervertreter Dr. Boy Friedrich. „Und es bringt Touristen ins Alte Land, wenn wir hier eine größere Auswahl an Hotels und Restaurants haben, die vor allem regionale Küche bieten. So etwas erwarten die Besucher.“ Was Boy Friedrich hingegen ärgert: Die Fähre Cranz-Blankenese fährt derzeit nicht. Ob sie ihren Dienst jemals wieder aufnehmen wird, ist ungewiss.
Auch der Eingangsbereich des Alten Fährhauses soll neu gestaltet werden. Foto: Felsch
„Im Rahmen der Hamburger Mobilitätswende mögen die Fahrgäste doch den Pkw nutzen und durch den Elbtunnel fahren“, hieß es auf einem offensichtlich nicht offiziellen Schild am Anleger, das mittlerweile wieder entfernt wurde. Friedrich vermutet, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt hatte. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern will sich der Historiker weiterhin bemühen, dass der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird. Auch Gudrun Schittek von den Grünen setzt sich wie Boy Friedrich und viele andere für den Erhalt der Fähre ein (das TAGEBLATT berichtete).

Ein Schild an der Haltestelle der derzeit nicht in Betrieb befindlichen Fährlinie Cranz-Blankenese. Vermutlich hat sich jemand damit einen Scherz erlaubt. Foto: Boy Friedrich
Was aber erfreulich sei, so Boy Friedrich: Dass das 1638 erbaute Fährhaus offensichtlich wieder mit neuem Leben erfüllt werde. Das Gasthaus wurde 2008 von der Hamburgerin Andrea Patrzyk gekauft, nachdem sie sich mehrere Häuser angeschaut hatte. Ihre Wahl fiel auf das Alte Fährhaus, das damals leerstand.
Das Dorf und seine Lage zwischen Hamburg und dem Eingang zum Alten Land hatten es ihr besonders angetan. Die Gegend kannte sie bereits von Fahrradausflügen in der Kindheit mit ihrem Großvater. Andrea Patrzyk griff kurzerhand zu, „weil ich von der Schönheit und den Möglichkeiten in der Gestaltung überzeugt war. Ich habe mich quasi verliebt. Insbesondere gefielen mir der Fluss, die Weite und die Aussicht, das Zusammenspiel zwischen Technik und Natur - der Ausblick auf die Sietas Werft, Fähranleger, Obstplantagen und dazwischen der Fluss mit seinen Gezeiten“, schwärmt die 43-Jährige.
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Das alte Fährhaus wurde schon einmal saniert
„Das Haus war damals in vielerlei Hinsicht sanierungsbedürftig, Stand 60er und 90er Jahre. Es wies aber sehr gute Strukturen und schöne Aussichten auf. So machte ich mich an die Sanierung. Im Laufe der Jahre investierte ich weiter“, erzählt die Hamburgerin.

Andrea Patrzyk übernimmt das Ruder im ehemaligen Gasthaus. Foto: Felsch
„Ich bin Gastgeberin von Kindheit“, fügt sie hinzu. Genügend Erfahrung bringe sie mit, weil sie nach eigener Aussage in unterschiedlichen Familienbetrieben und in allen Bereichen mitgearbeitet hat. Nach einem Exkurs an der Hochschule und in den Journalismus war sie eineinhalb Jahre im Familienhotel in Hamburg-Schnelsen angestellt. Im Anschluss arbeitete sie als Direktorin für eine junge Hotelkette und eröffnete große Hotels. „Das empfand ich als lieblos. Ich beschloss, mich selbstständig zu machen, sammelte Geld ein und fand das gute Alte Fährhaus“, begründet sie ihren Entschluss.
Hochwertige regionale Küche ist geplant
Ihre besondere Aufmerksamkeit richtete die junge Frau damals - und das gilt heute genauso - auf die Gestaltung von gastfreundlicher Atmosphäre und qualitativ hochwertiger Regionalküche. „Veranstaltungen sind meine persönliche Kür. Ich liebe die Vielfalt und freue mich, wenn es den Gästen einfach gutgeht und sie sich wohlfühlen“, erklärt sie.
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Während familiär schwerer Zeiten hatte sie dann das Fährhaus eine Zeit lang verpachtet. Nach der Geburt ihrer Tochter kehrte sie zurück und baut jetzt das Dachgeschoss als Wohnung für die kleine Familie aus. Doch das ist noch nicht alles: „Das gesamte Haus wird wieder instand gesetzt und für neue und gute Zeiten aufgestellt“, verspricht die Fährhaus-Inhaberin, die deshalb Personal in allen Bereichen sucht, allen voran Koch, Serviceleitung, Hotelkauffrau und Hausdame.

Blick in die Gästezimmer im ersten Stock. Foto: Felsch
Neu eröffnen will sie das Haus, sobald sie ein gutes Team zusammen habe. Im Frühjahr soll ihr Internetauftritt online gehen. „Ich rechne damit, ab Mai 2025 die Türen wieder für schöne Veranstaltungen zu öffnen“, so ihre Planung. Bis dahin bleibt noch einiges zu tun: im oberen Bereich, wo sich die Gästezimmer befinden und im unteren Bereich, wo das Restaurant sowie die Räume für Familienfeiern, Tagungen und ähnliche Veranstaltungen hergerichtet werden. Auch die Terrasse soll wieder in neuem Glanz erstrahlen.