THadag-Verbindung in Gefahr: 100 Menschen demonstrieren im Alten Land für ihre Fähre

Fast 100 Menschen demonstrierten in Cranz für ihre Fähre. Foto: Battmer
Die Nachricht hat viele Cranzer geschockt: Die Hadag überlegt, die Fähre Cranz-Blankenese einzustellen. Die Altländer machen jetzt für ihre Fähre mobil. Sie fordern nicht nur den Erhalt, sondern wünschen sich noch mehr.
Cranz. Fast 100 Menschen waren Mittwoch am Fähranleger zusammengekommen, um für ihre Fähre zu demonstrieren. Mittendrin: Gudrun Schittek, Bürgerschaftsabgeordnete aus Cranz. Dass es die Fährlinie HBEL heute noch gibt, sei auch sehr der Grünen-Politikerin anzurechnen sagen hier viele.
Die Probleme sind bekannt: Bei zwei Metern Tiefgang hat die Fähre Altona mit Schlick und Niedrigwasser in der Este zu kämpfen, für den Fährbetrieb sind zwei Schiffsführer nötig. Zuletzt konnte nur jede dritte Fahrt auf dem ursprünglichen Linienweg umgesetzt werden. Aufgrund der baulichen Beschaffenheit der Anleger Neuenfelde und Cranz kann die Hadag hier nach eigenen Angaben nur ein Schiff ihrer Flotte einsetzen. Die in diesem Jahr erwarteten Neubauten eignen sich nicht für den Einsatz auf der HBEL, erklärt das Unternehmen.
In der Regel gehen in Cranz weniger als fünf Fahrgäste pro Fahrt an Bord. So koste jeder Passagier die Hadag 40 Euro, rechnete die Hochbahn-Tochter jüngst vor. Auf anderen Linien liege die Spanne zwischen 1,40 Euro bis 8 Euro.
Grüne fordert Anschluss an andere Linien
„40 Euro pro Fahrgast, das will hier keiner“, sagt Schittek. Das Problem sei die große Unzuverlässigkeit, die Kommunikation sei mäßig. Die Hadag-Flotte sei nicht gut instand, kritisiert sie. „Das ist ziemlich bitter.“ Für eine gute Verkehrspolitik müsse Hamburg auch aufs Wasser setzen. Daher fordert sie nicht nur den Erhalt der Fähre, sondern auch den Anschluss an andere Linien, um das Angebot attraktiver zu machen.

Gudrun Schittek (Grüne) aus Cranz sitzt in der Hamburger Bürgerschaft. Foto: Battmer
Was sagen andere Altländer zur Fährsituation? Jan Frithjof Kramer betreibt das Gasthaus zur Post keine 200 Meter vom Anleger entfernt. „Für uns ist die Fährverbindung schwierig“, sagt er. Reservierungen von Gästen, die mit der Fähre kommen, nimmt der Gastronom schon gar nicht mehr an. „Im Herbst hatten wir eine Gruppe mit 30-mal halbe Ente“, berichtet Kramer. Das Lokal hatte Personal eingeplant, Essen vorbereitet - und weniger als eine Stunde vorher sagte die Gruppe ab, so Kramer. „Weil die Fähre nicht fuhr.“
Seit drei Monaten steuert die Fähre Cranz nicht mehr an, berichten die Anwohner. Auf die Altländer kommen in den nächsten Jahren weitere Einschränkungen im ÖPNV zu, wenn die Deicherhöhung beginnt. Dann drohen dem Ort drei Jahre Einbahnstraße. „Was tun die, damit das letzte Dorf in Hamburg nicht hinten runterfällt?“, fragt Kramer mit Blick auf die Politik.
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„Cranz wäre ohne die Fähre nicht Cranz“
„Cranz wäre ohne die Fähre nicht Cranz“, sagt Friedrich Boy von der Bürgervertretung Francop-Cranz. Das Einstellen der Fähre sei keine Option, allerdings betont er, dass man immer das konstruktive Gespräch suche.
Alexander Montana vom Verkehrsclub Deutschland warb erneut für einen Vorschlag von 2019: Ausflugsfahrten nach Cranz am Wochenende, Neuenfelde werktags verlässlich anbinden. Zwischen Blankenese und Airbus-Anleger sollte es eine Direktverbindung geben. Das breitere Angebot würde auch die Schiffe entlasten, so die Idee.
Außerdem fordert der VCD ergänzende Expressbusse aus Jork und Stade zu Airbus und Finkenwerder. In Finkenwerder soll Anschluss an eine neue Expressfähre zu den Landungsbrücken bestehen, die nur in Neumühlen haltmacht. Weiterer Vorschlag: eine Ringverbindung, die Cranz, Blankenese, Airbus-Anleger und Teufelsbrück ansteuert.
Doch bislang sind die Vorschläge bei der Hadag und den Verantwortlichen auf taube Ohren gestoßen. „Es fühlt sich keiner zuständig“, sagt Montana. Das sorgt für Kopfschütteln bei den Cranzern, denn so wie jetzt könne es nicht weitergehen. „Die Fähre ist nicht eingestellt, aber fährt nicht. Das ist Veräppelung“, sagt Isabelle Paukat.
So reagiert die Hadag
Die Hadag sieht viele verschiedene Probleme auf der Linie, unter anderem die Tidebedingungen und Verschlickung. Allerdings sei es zu teuer und nicht wirtschaftlich, die Este schiffbar zu halten und auszubaggern - vor allem, seit die Sietas-Werft aufgegeben wurde. „Seit dem Ende der serienmäßigen Produktion von großen Schiffen vor Ort ist das Fahrgastaufkommen auf der Linie eingebrochen“, sagt eine Hadag-Sprecherin.
Selbst in den Spitzen würden gerade mal zweistellige Passagierzahlen erreicht. Neue oder andere Schiffe für die Linie zu besorgen, sei „daher nicht sinnvoll und ist momentan nicht geplant“.
Das Konzept einer ringförmigen Linienzusammenführung würde nicht zu einer zuverlässigen Anbindung von Neuenfelde und Cranz führen und zudem aufgrund der deutlich verlängerten Tour auch eine deutliche Verschlechterung der Taktdichte erzwingen, so die Sprecherin. Stattdessen verweist sie auf die „attraktive und verlässliche Alternative“: die ÖPNV-Verbindung über die Buslinie 150 und die Fährlinie 64.
„Es gibt aktuell keine Entscheidung und somit auch kein Timing zur Einstellung der Linie HBEL“, betont die Sprecherin. Die Entscheidung treffe letztlich die Politik. Es sei allerdings erforderlich, die Verbindung „mit Blick auf Bedarf und Betriebsaufwand kritisch zu betrachten; das passiert gerade“.