TInsolvenz: Ende eines bekannten Apenser Bauunternehmens

Das Firmengelände von Meikel Zabel mit den beiden Hallen im Handelsweg in Apensen. Foto: Laudien
Seine Mission war, Menschen in der Ukraine zu helfen - für Meikel Zabel gibt es beruflich jedoch keine Hilfe mehr. Der Maurer und Betonbauer hatte sich in Apensen ein Bauunternehmen aufgebaut - jetzt ist alles verloren. Wie es dazu kam.
Apensen. Das Baugeschäft Zabel in Apensen ist geschlossen. Telefonisch ist dort niemand mehr erreichbar. Inhaber Meikel Zabel hat beim Amtsgericht Tostedt Insolvenz angemeldet. Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Dr. Gideon Böhme aus Hamburg, teilt auf TAGEBLATT-Nachfrage mit: Das Insolvenzgericht Tostedt hat am 23. Januar das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Baugeschäft Zabel GmbH angeordnet.
„Die Insolvenz war für mich der letzte Ausweg“, sagt Meikel Zabel. Schon länger seien die Geschäfte schlecht gelaufen. Hintergrund des Insolvenzantrages seien wirtschaftliche Schwierigkeiten aufgrund von vereinbarten Festpreisverträgen beim Bau von Einfamilienhäusern. Nachträgliche Preisanpassungen seien trotz steigender Kosten für Baumaterialien und Lieferengpässen nicht möglich gewesen.
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Mehrere Gründe führten zur Pleite
Eine Investorensuche im vorläufigen Insolvenzverfahren führte nicht zum Erfolg. Die Gehälter der beschäftigten Arbeitnehmer seien für einen Zeitraum von drei Monaten über das Insolvenzgeld abgesichert.
„Die Konjunktur in der Baubranche ist momentan grundsätzlich schwierig“, erklärt der 47-Jährige. Mehrere Dinge seien aber für ihn zusammengekommen: Rückzahlung der Corona-Hilfen, günstigere Mitbewerber und gestiegene Bau-Zinsen. Gleichzeitig stiegen Kosten für Material, und Fixkosten wie Löhne und Gehälter für die 30 Angestellten liefen weiter. Dann sei noch sein Schlaganfall dazugekommen.

Meikel Zabel wartet in seinem Haus in Nindorf auf einen Reha-Platz. Foto: Laudien
Fensterbau-Geschäft bereits im vergangenen Jahr abgegeben
Das Baugeschäft Zabel, früher in Nindorf ansässig, wurde 2021 von Meikel Zabel um die Firma Zabel-Fensterbau erweitert und an einen neuen Firmensitz in Apensen verlagert. Auf einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück im Handelsweg 8a baute Zabel zwei große Hallen für Fertigung und Büroräume und vermietete auch einige der Räumlichkeiten an andere Betriebe. Beide Gebäude verkaufte er vergangenes Jahr an einen der Mieter. Zabel-Fensterbau habe er an Mitarbeiter abgegeben.
Zabels Baubetrieb befand sich schon seit einiger Zeit in Schieflage. „Ich habe noch versucht, die Firma zu retten, auch durch den Verkauf von Maschinen, doch die Auftragslage ging weiter zurück.“ Vergangenes Jahr hatte Zabel noch große Pläne für Einfamilien- und Doppelhäuser in Buxtehude. Restarbeiten an Bauvorhaben habe er aber bis zur Insolvenz erledigt. Lediglich in einem Fall konnten fehlende Fliesen nicht geliefert werden. „Ich durfte nichts mehr bestellen“, sagt Zabel.

Helfer packten Ende Februar in Nindorf einen Lkw mit Hilfslieferungen für die Ukraine. Foto: Zabel
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Vorwurf der Mitarbeiter an Zabel
Er weiß, dass einige ehemalige Mitarbeiter ihm vorwerfen, dass er den Betrieb vernachlässigt habe, weil er sich zu sehr um den von ihm ins Leben gerufenen Verein Kiret zur Hilfe in der Ukraine gekümmert hat. Doch diesem Vorwurf widerspricht Zabel. „Die Spendenaktionen und die Fahrten in die Kriegsgebiete waren für mich immer ein Ausgleich zu meiner Arbeit als Unternehmer.“
Auch gesundheitlich ging es mit dem 47-Jährigen bereits seit einiger Zeit immer weiter bergab. Bluthochdruck und Burnout waren erste Anzeichen. Sein Arzt habe ihn gewarnt. Weihnachten war er noch in der Ukraine. Dann erlitt Zabel einen Schlaganfall, als er in seinem Büro in der Firma war. „Dabei habe ich noch Glück gehabt, da ich rechtzeitig in die Neurologie im Harburger Krankenhaus kam.“
Das sind Zabels Pläne für die Zukunft
Wie geht es jetzt weiter? Wenn er wieder ganz gesund ist, möchte Zabel mit zwei bis drei anderen ein kleines Baugeschäft in Nindorf aufbauen. Vorerst wartet er noch auf einen Reha-Platz und verfolgt in seinem Haus in Nindorf die Nachrichten über den russischen Angriffskrieg.
„Am 28. Februar ist ein Lkw mit Hilfsgütern von Nindorf in die Ukraine gefahren“, sagt Zabel. Er selbst will vorerst nicht mehr die Lieferungen in die Kriegsgebiete begleiten. Die Sachspenden, die bisher in der Halle seines Baugeschäftes in Apensen lagerten, hat er vorübergehend in Nindorf untergebracht. „Ich brauche aber noch eine feste Sammelstelle.“ Über den Verein Kiret (kiret.de) werden weiterhin Sach- und Geldspenden gesammelt. Kontakt per WhatsApp unter 0151/ 52454635.

Das Firmengelände von Meikel Zabel mit den beiden Hallen im Handelsweg in Apensen. Foto: Laudien