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Abschlussfeier

TJorker Schüler verpassen Zeugnisübergabe einen barocken Style

Schülerin Liliane Dorschfeld präsentiert stolz ihre goldene Etagere.

Schülerin Liliane Dorschfeld präsentiert stolz ihre goldene Etagere. Foto: Leo Dreisbach

Kleider, Pralinen, Hüte, Film- und Tanzkunst: Die Schüler des 10. Jahrgangs der Oberschule Jork präsentieren die Ergebnisse ihres großen Barockprojekts zur Zeugnisübergabe.

Von Leo Dreisbach Dienstag, 02.07.2024, 15:00 Uhr

Jork. Stolz hält Liliane Dorschfeld ihre Etagere in die Kamera. Die dreistöckige Etagere mit den goldenen Tierfiguren sieht edel aus. Im Inneren der Teller prangen ein goldener Elefant, ein goldenes Pferd und ein goldener Löwe, ein dünner Goldstreifen ziert den Rand des weißen Porzellans. Kleine Pralinen liegen auf den Tellern. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich bei den Tieren um Plastikfiguren handelt, die mit Gold besprüht wurden und dass die Etagere aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist. „Eine Art Upcycling“, erklärt die Schülerin. Sie stellt das zerbrechliche Objekt wieder auf den Tisch und huscht in ihrem Abendkleid zu ihren Freundinnen. Denn: An diesem besonderen Abend ist die Abschlussfeier des 10. Jahrgangs.

Die Schüler fertigten diverse Dekorationen für den Abschlussabend an.

Die Schüler fertigten diverse Dekorationen für den Abschlussabend an. Foto: Leo Dreisbach

Im Rahmen der Zeugnisübergabe am 20. Juni haben die Schüler das Barockprojekt des 10. Jahrgangs der Oberschule Jork präsentiert. Vor dem Forum des Schulzentrums sind an mehreren Tischen die Arbeiten zu sehen, an denen der Abschlussjahrgang im vergangenen Halbjahr gearbeitet hat. Rund 70 Schüler aus fünf Klassen des 10. Jahrgangs haben sich in Partnerschaft mit dem Schloss Agathenburg am Projekt beteiligt.

Einführung ihn die barocke Welt im Schloss Agathenburg

Der Startschuss für das Projekt fiel im Februar, als die Schülerinnen und Schüler der Wahlpflichtfächer Textiles Gestalten und Hauswirtschaft das Schloss Agathenburg besichtigten und erste Eindrücke der prunkvollen Barockzeit sammelten. Nach der Schlossführung schlüpften die Schülerinnen und Schüler selbst in elegante historische Kostüme, die Angela Gottschalk vom Kostümwerk Stade zur Verfügung stellte.

Auch Pralinen in Anlehnung an die Barock-Zeit konnten die Schüler probieren.

Auch Pralinen in Anlehnung an die Barock-Zeit konnten die Schüler probieren. Foto: Leo Dreisbach

Die Hauswirtschaftsschüler lernten auch etwas über die Küche und Hygiene der Barockzeit. Die Schüler aus dem Wahlpflichtkurs Kunst suchten derweil Plätze in den verschiedenen Räumen aus, um ihre zukünftigen barocken Dekorationsobjekte zu platzieren.

Gymnasialklasse mit besonderen Aufgaben

Die Gymnasialklasse 10e erhielt zwei besondere Aufgaben. Zum einen sollten die Schüler im Rahmen des Musikunterrichts barocke Tänze einstudieren, zum anderen sich mit dem Medium Film auseinandersetzen. Gemeinsam mit Rebecca Reh vom Tanzatelier 41 aus Jork lernten sie barocke Tänze, die im Musikunterricht weiter geübt wurden. Am 28. April, dem Geburtstag von Maria Aurora von Königsmarck, der Enkelin des Erbauers von Schloss Agathenburg, war es dann soweit: Die Klasse tanzte zu barocker Musik in historischen Kostümen vor Publikum im Ehrenhof des Schlosses.

Auch edle Roben und Kostüme im Barock-Stil wurden ausgestellt.

Auch edle Roben und Kostüme im Barock-Stil wurden ausgestellt. Foto: Leo Dreisbach

Das zweite große Projekt der Klasse war die Produktion einer Oper mit Lego-Figuren. Der Stop-Motion-Film zur Oper „Carmen“ des französischen Komponisten Georges Bizet entstand im Kunst- und Musikunterricht. „Eine große Schwierigkeit war es, die Musik auf die Bewegungen abzustimmen“, erklärt Merve Schwarz, Lehrerin für Kunst und Textiles Gestalten.

Barocke Garnitur, die sich lückenlos ins Schloss einfügen könnte

Am Abschlussabend herrscht im Forum reges Treiben, nach und nach füllen sich die Stühle. Lehrer und Schüler unterhalten sich vor einem Tisch mit Kerzenständern, Kerzen, Bilderrahmen und einer Büste von Georg Friedrich Händel. Die kreativen Dekorationsobjekte stammen von Schülern des Wahlpflichtkurses Kunst. Ziel dieser Aktivität war es, nicht nur eine barocke Dekoration zu schaffen, sondern auch einen geeigneten Ort im Schloss zu finden, an dem sich die eigene Kreation harmonisch einfügt. „Ich habe mich für den Essraum entschieden“ erklärt Liliane Dorschfeld.

Ein Kerzenständer, den die Schüler im Rahmen des Projektes gefertigt haben.

Ein Kerzenständer, den die Schüler im Rahmen des Projektes gefertigt haben. Foto: Leo Dreisbach

Zwischen den Tischen stehen zwei Schaufensterpuppen, die von der Barockzeit inspirierte Kleider tragen. Ein bodenlanges, dunkelblaues Kleid aus Samt mit Bommeln und weißer Spitze trägt den Namen Ocean Barrock-Rock. Die andere Puppe trägt ein langes rotes Kleid, ein Oberteil aus feiner Spitze und ein beigefarbenes Korsett mit Blumenmuster. „Die Schülerin, die das Korsett gemacht hat, hat davor noch nie genäht“, sagt Merve Schwarz stolz. Andere Schüler des Kurses Textiles Gestalten haben Hüte entworfen: Einer wirkt mit seinen drei hochgefalteten Ecken und der schwarzen Farbe wie ein Piratenhut, ein anderer stellt durch eingesteckte Blumen die schönen Gärten der Barockzeit dar.

Bei der Zeugnisübergabe wurden zahlreiche selbst gemachte Pralinen verteilt. Die originellen Rezepte, wie etwa die Weintraube-Schoko-Praline mit Walnuss, wurden vom Hauswirtschaftskurs im Rahmen des Projekts entwickelt.

Hamburger Kurzfilmschule hilft beim Filmdreh

Ein Highlight war das Filmprojekt, das in Kooperation mit der Kurzfilmschule Hamburg stattfand. Gruppen von jeweils sechs bis acht Schülern drehten gemeinsam mit den Filmlehrerinnen der Kurzfilmschule kleine Filme im und um das Schloss. Alle für einen Film notwendigen Arbeitsschritte haben die Schüler selbst übernommen: Ideenfindung, Drehbuch und Storyboard, Dreh und Ton, ebenso den Schnitt und die Produktion.

Barocke Hüte in allen Formen und Farben.

Barocke Hüte in allen Formen und Farben. Foto: Leo Dreisbach

Während dieser zwei intensiven Tage entstanden zwei Filme: „Zeitreise im Schloss“ und „Dinner for 3,2,1“. Der erste Film handelt davon, wie Musik einen in eine andere Zeit versetzen kann, der zweite ist eine lose Parodie auf „Dinner for One“, in der sich eine Königstochter daneben benimmt.

Wegen einer technischen Panne konnten die beiden Filme nicht während der Abschlussfeier dem Publikum präsentiert werden. Ein kleines barockes Andenken gab es dennoch: Die selbst gemachten Dekorationen nahmen die Schüler zusammen mit dem Zeugnis nach Hause.

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