TKaffeeklappe: Bei Elbe-Romantik schalten die Menschen ab

Ralf und Andrea Exner hinter dem Tresen im ehemaligen Fahrkartenhäuschen mit maritimem Flair. Foto: Lankuttis
Hinsetzen, dem Wasser lauschen und Schiffe gucken: Das lockt die Gäste der Kaffeeklappe auf den Ponton nach Twielenfleth. Ein Besuch bei den Betreibern, bei Familie Exner.
Twielenfleth. Der Anleger in Twielenfleth ist ein idyllisches Plätzchen. Auf dem Ponton betreiben Ralf und Andrea Exner seit 20 Jahren die Kaffeeklappe und haben sie zu einem beliebten Treffpunkt auf der Elbe gemacht. Das soll am Sonnabend, 6. Juli, gefeiert werden.
„Aperol ist besonders beliebt“
Längst ist die Kaffeeklappe kein Geheimtipp mehr. Sogar Hunde finden zielstrebig den Weg. Kein Wunder, erwartet sie Ralf doch mit einem Leckerli. Hunde und Menschen werden gleichermaßen herzlich empfangen und unkompliziert bewirtet.
Die Gäste holen sich Kuchen, Eis, Würstchen und Getränke in dem kleinen Häuschen, wo früher Fahrkarten verkauft wurden. „Aperol ist besonders beliebt“, sagt Andrea Exner. Einen Platz sucht sich jeder selbst, ob auf einer Bank oder direkt an der Reling. Ein Stapel Plastikstühle steht bereit.

Auf dem Anleger genießen die Gäste schaukelnd Sonne und Kuchen, gucken Schiffe und in die Ferne. Foto: Lankuttis
Das Wasser plätschert an den schaukelnden Ponton, der Blick schweift zum grünen Elbufer auf der anderen Seite und zur Insel Lühesand. „Es ist eine Oase der Ruhe“, sagt Ralf Exner. Auch seine Ehefrau schwärmt, läuft flink heraus und macht ein Foto von der Abendstimmung.
Vor dunklen Wolken bringt die Sonne ein Fischerboot zum Leuchten. „Es ist faszinierend“, sagt Andrea Exner, „der Himmel, das Wasser, alles sieht jeden Tag anders aus.“
Früher fuhr ein Dampfer zwischen Twielenfleth und Hamburg
Der Fähranleger, der auch für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, ist von 1848 und atmet Historie. Zuerst verkehrte ein Dampfer der Altländer Dampfschiffgesellschaft zwischen Twielenfleth und Hamburg.
1929 übernahm die Hadag den Fährverkehr und den Anleger. Seit Anfang der 90er Jahre ist er Eigentum der Gemeinde Hollern-Twielenfleth.
Bei gutem Wetter haben die Exners hinter dem Tresen viel zu tun, aber Zeit für einen Plausch ist immer. Bei sehr gutem Wetter sind sie zu dritt. Drei Teilzeit-Mitarbeiterinnen gehören zum Team. „Alleine, wie vor 20 Jahren, ist das nicht mehr zu schaffen“, sagt Ralf Exner. Die Zahl der Gäste habe stetig zugenommen.

Die Stammgäste Marlene und Wolfgang Feldhaus aus Stade schwärmen von dem einzigartigen Platz. Foto: Lankuttis
Touristen und Einheimische genießen das Ambiente an der Elbe. „So einen Platz gibt es nur einmal“, schwärmen Marlene und Wolfgang Feldhaus, „man sitzt mitten im Wasser, hat nette Wirtsleute und superleckeren, selbst gebackenen Kuchen.“ Die Stader kommen mehrmals die Woche und legen auf ihrer Radtour durch die Obsthöfe einen Stopp ein, um Schiffe zu gucken.
Stammgäste aus Bayern kommen seit vielen Jahren
Andere reisen extra an. Familie Aechtner aus Bayern macht in Twielenfleth seit vielen Jahren Urlaub im Wohnmobil. „Der Ponton ist der beste Platz, den wir bisher gesehen haben, und wir haben an Nord- und Ostsee schon viel gesehen“, sagt Mario Aechtner.
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Die Wirtsleute seien mittlerweile „beste Freunde“. Gerne sitzen die Aechtners stundenlang bis zum Schluss auf dem Ponton. Das Lied „Gute Nacht, Freunde“ kündigt die letzte Runde an.
„In den 20 Jahren sind viele Freundschaften entstanden“, sagen die Exners. „Wir sind dankbar für die vielen Stammgäste, mit denen wir zusammen alt geworden sind.“ Während manche ihre Seele baumeln lassen, fungiert das Betreiber-Ehepaar auch als Seelentröster.
Sie begegnen ihren Freunden und Kunden mitfühlend und aufmerksam. Ralf Exner ist gleich beim Du und schafft mit lockeren Sprüchen Kontakte.

Die Hündin Inka aus Harsefeld erhält ein Leckerli von Ralf. Sie kommt mit Lilo und Bernd Huber gerne auf den Ponton. Foto: Lankuttis
Auch Nachbarn treffen sich hier zum Feierabend. Roswitha Rolf ist mit Mann und Enkeltochter eben über den Deich gegangen. Sie wohnt um die Ecke. „Hier kann ich ein bisschen herunterkommen nach der Arbeit“, sagt die Obstbäuerin.
Zudem ist die Kaffeeklappe für Geburtstagsfeiern und Gottesdienste mit Taufen beliebt. Mehrere Filmteams waren schon da, zuletzt im September 2023 für den Film „Neuer Wind im Alten Land“. Ein Gruß von Schauspielerin Felicitas Woll prangt an der Wand.
Längst sind beide Exners in Vollzeit auf dem Ponton ausgelastet. Sie hat ihre Arbeit bei der Postbank aufgegeben. Viel zu backen gehört jetzt zu ihrem Job, vor allem seit „Ralfs Mutter nur noch im Himmel backt“, wie Andrea Exner sagt.
In der Kaffeeklappe gibt es keinen Wasseranschluss
Wenn viel los ist, öffnet der Chef unzählige Male die Bodenklappe zum Keller und steigt die steile Treppe hinab, um Nachschub zu holen und kühles Bier aufzufüllen.
Das Getränkelager und zusätzliche Kühlschränke sind unter Deck. Ralf hat viel zu schleppen. Zu Beginn bringt er kanisterweise Wasser von zu Hause in Bassenfleth mit an Bord, wo es keinen Wasseranschluss gibt.
Die Saison der Kaffeeklappe geht von Ende März bis Oktober. Zur Sturmflutzeit liegt der Ponton mit der Brücke obendrauf im Ruthenstrom auf Krautsand. Dann können sich die Pächter erholen. Sie wandern gerne in den Bergen oder fahren mit dem Schiff um Norwegen herum und bestaunen Polarlichter.
Wenn die Fahne gehisst ist, ist die Kaffeeklappe geöffnet, in der Woche ab 14 Uhr, sonntags ab 11 Uhr. Montags und bei Regenwetter bleibt der Kiosk geschlossen.