TNach 20 Jahren: Aus für Poppes Kleintiermarkt in Ruschwedel
Margret und Günter Poppe bei ihrem letzten Vogel- und Kleintiermarkt. Foto: Poppe
Sittiche, Hühner, Kaninchen - der bekannte Vogel- und Kleintiermarkt, seit 20 Jahren jeden zweiten Sonntag im Monat auf dem Hof Poppe in Ruschwedel, findet nicht mehr statt. Warum Tränen flossen und welche Gründe zu dem Aus führten.
Ruschwedel. „20 Jahre mit über 200 Veranstaltungen an elf Monaten im Jahr“, zählt Margret Poppe ihre Aktivitäten auf. Schweren Herzens haben sie und ihr Mann Günter sich entschieden, ihren Vogel- und Kleintiermarkt auf ihrem Hof in Ruschwedel aufzugeben. Beim letzten Mal am vergangenen Sonntag hat das Ehepaar vor nahezu 45 Ausstellern und 800 Besuchern das endgültige Aus mit einer ergreifenden Verabschiedung bekanntgegeben. „Es fiel uns nicht leicht und wir mussten mit den Tränen kämpfen“, sagt Günter Poppe. „Einer der Besucher reichte meiner Frau ein Taschentuch.“ Es war in den vielen Jahren immer eine so nette Atmosphäre bei den Veranstaltungen, die besonders von vielen Familien mit Kindern geschätzt wurden, erzählt der 88-Jährige. Sein Herz hängt daran - vor allem wegen der persönlichen Kontakte zu den Ausstellern und zu etlichen Familien.
Der Vogel- und Kleintiermarkt zwischen Elbe und Weser war eine Institution im Norden und bot seit 2004 jeden zweiten Sonntag im Monat um die 2000 Tiere, darunter Ziervögel wie Sittiche, Kanarienvögel, Finken, aber auch Wachteln, Legehennen, Gänse und Puten sowie Kleintiere wie Kaninchen, Fische und diverses Zubehör. Das Ehepaar sorgte als Veranstalter für die Räumlichkeiten in ihrer großen Steinbeck-Halle sowie für die Organisation und Aufstellung von Tischen und Stühlen für Aussteller und Besucher. „Schon seit längerem haben wir uns mit dem Gedanken befasst, den Vogel- und Kleintiermarkt aufzugeben“, gesteht Günter Poppe.
Ein Herz für Tiere: Günter Poppe mit seinen beiden Alpakas Moses und Aron. Foto: Susanne Laudien
Umfangreichere Tierschutzauflagen und höhere Kosten
In der letzten Zeit hatte der 88-Jährige immer öfter schlaflose Nächte, weil er ständig mit neuen Tierschutzauflagen rechnete und Angst hatte, dass er mal etwas übersieht, erzählt er. „Die Bestimmungen werden immer umfangreicher“, so Poppe. Amtstierärzte können bei Kontrollen von Tierabnahmen bis hin zu Betriebsschließungen verfügen. Poppe vermutet als Grund für strengere Auflagen, dass die Haltung von Vögeln in Käfigen abgeschafft werden soll. Den letzten Gnadenstoß für ihren Entschluss hätten aber die hohen Kosten des Amtstierarztes für Untersuchungen ausgelöst, so Poppe. „Ich wusste nicht mehr, wofür wir noch arbeiten“, sagt der 88-Jährige.
Wie geht es jetzt weiter auf dem Hof Poppe? Vier langjährige Aussteller wollen womöglich den Vogel- und Kleintiermarkt weiterführen und erarbeiten dazu momentan ein neues Konzept. Dem Ehepaar Poppe wird es künftig aber nicht langweilig, versichern sie. Die große Steinbeck-Halle wird demnächst für den traditionellen Weihnachtsmarkt mit Tannenbaumverkauf, den sie seit 30 Jahren bieten, geschmückt, der vom 3. bis 24. Dezember täglich geöffnet hat. Auch hier gibt es familiäre Atmosphäre mit Lagerfeuer, Streichelzoo, Strohlabyrinth für Kinder und Verkaufsständen mit Geschenkideen von Kunstschnitzereien bis selbst gebackenen Keksen. Auch der große Tannenbaum für das Stader Kreishaus wird demnächst vom Hof Poppe abgeholt und am Sonnabend, 9. Dezember, schaut Stades Landrat Kai Seefried beim Weihnachtsmarkt in Ruschwedel vorbei. Zudem findet am 3. Advent, Sonntag, 17. Dezember, der festliche Familiengottesdienst der Kirchengemeinde Apensen auf dem Hof Poppe statt. Zudem plant Günter Poppe im nächsten Jahr den Bau einer großen Vogelvoliere.

Günter Poppe mit dem Nachwuchs im Ziegenstall. Foto: Susanne Laudien
Erfolgreicher Turnier-Reiter in jungen Jahren
Günter Poppe hatte schon immer ein großes Herz für Tiere. In jungen Jahren war er erfolgreicher Turnierreiter mit seiner Stute Deflorata und erzielte etliche Erfolge. Dressur, Springen und Vielseitigkeit gehörten zu den Disziplinen, die ihm Titel bei Turnieren in der Umgebung sowie auch bei der Landesmeisterschaft in Verden einbrachten. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Reiten im Alter von 24 Jahren aufgeben. Auf seinem zehn Hektar großen Grundstück in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses in Ruschwedel hat Günter Poppe zusammen mit Ehefrau Margret den Hof mit Streichelzoo und Tannenbaumschonung aufgebaut. Poppe ist gelernter Landwirt und vereidigter Auktionator. Vieh-Auktionen und Hofauflösungen, die nicht selten ein tragisches Ende für Hofbesitzer bedeuteten, gehörten zu seinem Beruf. Heute übernimmt er lediglich noch viermal im Jahr die Versteigerung von Pfandstücken bei Juwelieren.
Die Liebe zu Tieren steht bei Poppe weiter im Mittelpunkt. Er spricht sogar mit den Ziegen, Alpakas, Ponys und Eseln im Streichelzoo und gab ihnen Namen: Wenn er „Susi“ ruft, kommt sein absoluter Liebling unter dem Damwild-Rudel an. Aber auch die Esel Emma und Ella begrüßen ihn, ebenso wie die Alpakas Moses und Aron.

Margret und Günter Poppe bei ihrem letzten Vogel- und Kleintiermarkt. Foto: Poppe