T„Habe ich bestanden?“: Senioren in Apensen machen Rollator-Führerschein

Bei einigen Rollatoren muss Siegfried Häußler nachjustieren. Foto: Laudien
Bordsteinkante, Griffhöhe, Bremsen: Siegfried Häußler hilft beim Umgang mit dem Rollator. Welche Hürden es auf Schritt und Tritt gibt.
Apensen. Am Anfang steht die grundsätzliche Frage: Gehöre ich zum alten Eisen und nutze künftig einen Rollator? Sich das einzugestehen, sei für die meisten die erste große Hürde. Doch der Rollator ist eine große Hilfe für die Mobilität im Alter, sagt Siegfried Häußler.
Der 80-Jährige bietet für die Deutsche Verkehrswacht Buxtehude seit zehn Jahren Rollator-Training an und seit 20 Jahren Pedelec- und Fahrrad-Kurse für alle Altersgruppen. Der Bedarf nimmt laut Häußler zu. Dafür sprechen auch die Zahlen einer DAK-Studie: Demnach ist die Anzahl der Menschen, die Rollatoren nutzen, seit 2009 um 75 Prozent gestiegen.

Siegfried Häußler bietet seit zehn Jahren Rollator-Training an. Foto: Laudien
Zehn Seniorinnen und Senioren haben sich in der Seniorenresidenz Delmer Hof in Apensen in Kooperation mit dem Seniorenbeirat Apensen zum Rollator-Training versammelt und sind ganz Ohr, um von dem Rollator-Experten zu erfahren, wie sie mit ihrem fahrbaren Hilfsmittel sicherer durch den Alltag kommen.
„Es muss nicht unbedingt der Porsche mit Metalliclackierung sein. Auch die 80-Euro-Variante von Aldi oder Penny kann gute Dienste leisten, wenn die Voraussetzungen stimmen. Entscheidend sind Details wie Griffhöhe, Räder, Bremsen und Sichtbarkeit“, so Häußler.
Standard-Rollatoren auf Rezept
Auch gesetzliche Krankenkassen übernehmen auf Rezept die Kosten für einen Standard-Rollator. Dieser wird mit Einweisung und Service für drei bis fünf Jahre vom Sanitätsfachhandel zur Verfügung gestellt. Für besondere Wünsche gibt es auf Zuzahlung ein breites Angebot an Modellen und Ausstattung. Erste Voraussetzung sei aber für alle Modelle eine gute Bedienbarkeit, so Häußler. Praktisch seien auch Modelle, die sich zusammenklappen lassen und im Kofferraum eines Autos verstaut werden können.
Wichtig ist vor allem die richtige Griffhöhe eines Rollators. Bei mehreren Teilnehmern muss Häußler diese nachjustieren. Sein Tipp zur optimalen Einstellung: Im aufrechten Stand mit locker hängenden Armen müssen sich die Handgelenke auf gleicher Höhe wie die Griffe des Rollators befinden und diese mit leicht angewinkelten Armen umfassen können.
Lenken mit den Bremsen
Nächster Knackpunkt sind die Bremsen. Zum Überwinden von Absätzen wie bei einer Bordsteinkante müssen die Feststellbremsen betätigt werden, damit der Rollator nicht wegrollt. Hat der Rollator keine Ankipphilfe, sollte er mit gezogenem Bremshebel gekippt werden.
Auch beim Lenken werden die Bremsen benötigt, etwa wenn es nach links gehen soll, wird der linke Bremshebel leicht gezogen. Erstaunlich: Bei drei der zehn Teilnehmer sind die Bremsen nicht richtig eingestellt, eine ist sogar völlig defekt. „Angehörige oder der Fachhandel sollten das regelmäßig kontrollieren“, rät Häusler.
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Auch die Bereifung birgt Gefahrenpotenzial. „Kleine Plastikreifen sind nicht komfortabel“, sagt der Sicherheitsexperte. Besser seien Gummireifen. Auch die Wahl der Wege kann entscheidend sein - denn nicht der kürzeste Weg, etwa über Sand oder Gras, ist der sicherste.
Ein weiterer Aspekt ist die eigene Sichtbarkeit - insbesondere im Dunkeln. Kleine Hilfsmittel wie Reflektoren und Lampen lassen sich an jedem Rollator nachträglich befestigen. Zudem gibt es Reflexkragen und Reflektorbänder für den Arm oder das Hosenbein, auch helle Bekleidung trägt zur Sicherheit im Dunkeln bei.
Vor Dieben wird gewarnt
Eine völlig andere Gefahr könne überall lauern: Diebstahl. Ein Schloss für den Rollator kann daher sinnvoll sein. Auch vor Taschendieben warnt der Experte: Umhängetaschen gehören nicht in die Gepäcktasche des Rollators, sondern sollten über den Körper oder an den Bügel des Rollators gehängt werden.

Zum sicheren Überwinden von Absätzen sind gute Bremsen wichtig. Foto: Laudien
Auf Schritt und Tritt gibt es Hürden für Rollatoren. „Learning by doing“ lautet daher das Motto bei Häußlers Rollator-Training. Mit Übungen an der Rampe und beim Parcours stellen sich die Teilnehmer vorsichtig den Herausforderungen. „Es sind kleine Geheimnisse des Rollators, die dabei helfen können“, sagt Häußler. Zum Abschluss steht der Rollator-Führerschein an, bei dem einige Teilnehmer mindestens so aufgeregt sind wie einst bei ihrer Kfz-Führerscheinprüfung. „Habe ich bestanden?“, fragt eine Teilnehmerin. Auch hier kann Häußler beruhigen: „Bei mir fällt keiner durch.“
Am Donnerstag, 20. März, 16 Uhr, findet das nächste Rollator-Training in der Seniorenresidenz Delmer Hof, Buxtehuder Straße 2 in Apensen, statt.

Bei einigen Rollatoren muss Siegfried Häußler nachjustieren. Foto: Laudien