Zähl Pixel
Jubiläum

T100 Jahre Oste-Fähre: Ein Wochenende voller Nostalgie und Freude

Als Gäste zum 100. Geburtstag der Fähre kamen auch Oldtimer der Niederelbe Classics.

Als Gäste zum 100. Geburtstag der Fähre kamen auch Oldtimer der Niederelbe Classics. Foto: Susanne Laudien

Feuerwerk, Festreden und viele Erinnerungen - die lange Geschichte der Oste-Fähre wurde in Brobergen groß gefeiert. Um den täglichen Fährbetrieb kümmern sich Vereinsmitglieder. Sie haben um die Erhaltung gekämpft.

Von Susanne Laudien Sonntag, 11.08.2024, 17:20 Uhr

Kranenburg. Die Fahrt mit der Prahmfähre dauert nur wenige Minuten - aber ist dennoch ein ganz besonderes Erlebnis. Das langsame Tuckern des 24-PS-Motors unterstreicht die Idylle an der Oste nördlich von Bremervörde.

Eine Entschleunigung wie in der guten alten Zeit. Am Wochenende wurden mit der Fähre etliche Besucher befördert, die zum zweitägigen Fest anlässlich des hundertjährigen Bestehens der historischen Motorfähre nach Brobergen kamen.

Musiker der Blaskapelle, Kinder des Kinderchores, Oldtimer der Niederelbe Classics, Landrat Kai Seefried und viele weitere Gäste schipperten mit der 100 Jahre alten Prahmfähre zu dem besonderen Ereignis.

Die Prahmfähre tuckert mit acht Stundenkilometer über die Oste.

Die Prahmfähre tuckert mit acht Stundenkilometer über die Oste. Foto: Susanne Laudien

Am Sonnabend gab es in Brobergen eine Party mit Tanz und abschließendem Feuerwerk und am Sonntag stand im rappelvollen Festzelt vor allem die Historie bei den Festreden im Mittelpunkt. Zur Erinnerung an das Jubiläum konnten sich Besucher außerdem an einer Station Münzen als „Fährtaler“ prägen lassen

Einsatz für die Erhaltung der Fähre

Dass die Prahmfähre, die 1924 in Bremerhaven gebaut wurde, noch heute in Betrieb ist, ist den 350 Mitgliedern des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen zu verdanken. Sie hatten somit allen Grund zum Feiern.

Das Fest zum 100-jährigen Geburtstag der Fähre diente aber auch der Zukunftssicherung dieses seltenen historischen Wasserfahrzeugs.

Der zweite Vorsitzende Ralf Ostermann (links) und der erste Fährmann und Ausbilder Horst Schimkatis.

Der zweite Vorsitzende Ralf Ostermann (links) und der erste Fährmann und Ausbilder Horst Schimkatis. Foto: Susanne Laudien

„Das wichtigste ist und bleibt für uns die Erhaltung der Fähre“, sagte Kassenwartin Antje Rieckmann, die sich als Gründungsmitglied des Vereins noch gut an die Vergangenheit erinnern kann, als die historische Fähre ernsthaft in Gefahr war.

„Es war geplant, den Deich zu verlegen, den Fährkrug abzureißen und die Fähre aufzugeben“, erzählte Rieckmann. „Daraufhin gründeten wir zur Erhaltung 2007 den Fähr- und Geschichtsverein.“

Fährkrug und Fähre wurde gerettet und die Fähre schließlich nach ihrem Retter Helmut Hudaff benannt. Der Verein pachtete die Fährstelle sowie die Gaststätte vom Realverband.

Etliche Besucher kamen mit der Fähre zum zweitätigen Fest.

Etliche Besucher kamen mit der Fähre zum zweitätigen Fest. Foto: Susanne Laudien

Festrede des Vorsitzenden

In seiner Festrede erinnerte der erste Vorsitzende Günther Schimkatis am Sonntag im Festzelt an die einstigen Wogen und an weitere stürmische Zeiten. Die Fähre war zwar gerettet worden - doch es gab keinen, der sie fahren konnte, da der bisherige Fährmann inzwischen verstorben war.

Kurzerhand nahm der Verein auch diese Herausforderung an und bildete sechs Fährmänner aus, die vor dem Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven die Fährprüfung ablegten.

Horst Schimkatis ist erster Fährmann und zugleich Ausbilder. Früher habe er im Schiffbau auf der Sietas-Werft in Neuenfelde gearbeitet, erzählte der 80-Jährige. Heute vermittelt er den angehenden Fährleuten sein Wissen, etwa über Tidenhub, Ebbe und Flut sowie Sicherheitsvorschriften und zur technischen Ausstattung.

Günther Schimkatis, erster Vorsitzender des Fähr- und Geschichtsvereins, erinnerte im Festzelt an die lange Geschichte der Prahmfähre.

Günther Schimkatis, erster Vorsitzender des Fähr- und Geschichtsvereins, erinnerte im Festzelt an die lange Geschichte der Prahmfähre. Foto: Susanne Laudien

Wie funktioniert eine Prahmfähre?

Doch was genau ist eigentlich eine Prahmfähre? „Es ist ein Ponton, der von einem zum anderen Ufer dank des 80 Jahre alten Deutz-Motors mit acht Stundenkilometer an einem Stahlseil über die Oste gezogen wird“, erläuterte der Broberger Schiffsexperte.

Die Fähre hat keinen Laderaum, sondern nur Ladefläche und ist unsinkbar, da sie mit einem Doppelboden ausgestattet ist, versicherte Schimkatis. Alle fünf Jahre wird die Prahmfähre vom TÜV untersucht. Bei einer Fahrt können bis zu drei Autos und 30 Personen befördert werden

Die Außenhaut der Bordwanne war vor hundert Jahren zehn Millimeter dick, heute beträgt sie immerhin noch sieben Millimeter, weiß Schimkatis. „Das macht die gute Pflege“, betonte der Fährmann.

Tausende Menschen nutzen jährlich die Fähre

Am Fähranleger hängt eine Glocke. Früher wurde daran geläutet und dann gerufen: „Fährmann, hol över!“, erzählte Schimkatis. Aktuell befördert die Prahmfähre Tausende Passagiere jährlich von Mai bis Oktober, jeden Tag von 10 bis 18 Uhr.

„Die größte Herausforderung ist für uns aktuell die Einteilung der monatlichen Besetzung unserer 20 Fährleute, darunter Lehrer, Pastor, ein ehemaliger Kapitän und zwei Frauen, die alle ehrenamtlich jeden Tag für den regelmäßigen Betrieb der Fähre sorgen“, sagte der zweite Vorsitzende Ralf Ostermann.

Wer selber gerne die Prahmfähre über die Oste fahren möchte, kann sich dazu beim Fähr- und Geschichtsverein Brobergen und Umgebung zum Fährmann ausbilden lassen.

Weitere Artikel