T47 Jahre nach der Flut: Laufbahn in Freiburg wird endlich saniert

Die 400-Meter-Laufbahn im Freiburger Sportstadion wird endlich erneuert. Foto: Helfferich
Das Sport- und Freizeitzentrum in Freiburg war fast fertig, da rollte im Januar 1976 die Sturmflut über das Gelände am Deich. Von dem Schaden hat sich die 400-Meter-Laufbahn nie erholt. Jetzt wird sie für rund eine Million Euro saniert.
Freiburg. In Freiburg war 1961 die neue Mittelpunktschule eingeweiht worden. Doch schon Anfang der 70er Jahre musste für den Anbau der Orientierungsstufe Platz geschaffen werden. Vorhandene Sportanlagen und Reithalle wichen und zogen zum Bassin, wo von 1974 bis 1977 eine Typ-C-Sportanlage errichtet wurde. Dazu gehörten ein Spielfeld für Fußball, eine 400-Meter-Laufbahn sowie eine Weitsprung- und eine Kugelstoßanlage.
994.000 Mark hatte die Anlage gekostet, finanziert unter anderem mit Geldern der Kreisschulbaukasse, des Landessportbundes und der Sportstättenförderung. Anfang Mai wurde 1977 wurde die „mustergültige Sportanlage“ mit einem zweitägigen Fest eingeweiht, wie das TAGEBLATT berichtete. „Möge die Anlage für alle Zeiten dazu dienen, dass die Jugend der Gemeinde sich hier in Frieden und Freiheit im fairen Wettkampf messen kann“, wünschte sich der damalige Bürgermeister Günther Schild. Das Vergnügen war nicht wirklich von Dauer.
Januarflut von 1976 beschädigte die Laufbahn
Knapp anderthalb Jahre zuvor, am 3. und 4. Januar 1976, hatte eine Sturmflut Kehdingen und damit auch die im Bau befindliche Sportanlage überschwemmt. Der Freiburger Deich war damals noch nicht erhöht. Das ganze Gelände mit nagelneuer Laufbahn war überflutet. „Zwei Meter hoch stand das Wasser hier“, erzählt Nordkehdingens Bauamtsleiter Ernst Hülsen, der die Januarflut als Jugendlicher miterlebte.
Nachdem das Wasser abgelaufen war, war das gesamte Gelände verschlammt und versandet. Mitglieder des MTV Freiburg schaufelten den Schlamm ab, ist einem Bericht des damaligen Gemeindedirektors Hagedorn zu entnehmen. Der Schaden summierte sich auf rund 200.000 Mark. „Der Flecken Freiburg ist finanziell kaum in der Lage, diese Reparaturen zu tragen, da insgesamt die Schäden an öffentlichen Einrichtungen auf zwei Millionen Mark geschätzt worden sind“, schreibt Hagedorn in einem Antrag auf Mittelerhöhung.
Anlage war bei Leichtathleten zunächst sehr gefragt
Es wurde versucht, den Schaden zu bereinigen. Doch das gelang offenkundig nur bedingt: Die Bahn war mit einem wasserdurchlässigen, porösen Kunststoffbelag versehen, damit Oberflächenwasser gut ablaufen kann, erzählt der ehemalige Samtgemeindebürgermeister Edgar Goedecke, der 1971 seine Ausbildung in der Samtgemeinde Norkehdingen begonnen hatte. Nach der Flut sei zwar das Elbwasser versickert, aber der hohe Anteil an Schwebstoffen habe langfristig die Poren verstopft und auch Bindemittel des Kunststoffs aufgesaugt, womit die Elastizität der Laufbahn beeinträchtigt war. Eine Tränkung der Bahn mit reinem Polyurethan soll die Elastizität wieder hergestellt haben, heißt es im Abnahmeprotokoll vom September 1977.
Zunächst wurde die moderne Anlage intensiv genutzt. Sportlehrer Randolph Neltner, dessen Vater damals beim MTV Spartenleiter und Leichtathletiktrainer war, erzählt, dass Leichtathleten aus Buxtehude zum Training nach Nordkehdingen gekommen seien. Sogar Bezirksmeisterschaften wurden dort mehrfach durchgeführt. „Doch ab den 90er Jahren war die Laufbahn nicht mehr nutzbar“, so Neltner.
Obwohl die Bahn alle zwei Jahre gereinigt wurde, konnten die Schäden nicht nachhaltig behoben werden. Über die Jahre löste sich der Belag und es kam zu Rissen. Hinzu kam, dass am Rande der Anlage Pappeln gepflanzt worden waren; Flachwurzler, die die Anlage zusätzlich aufbrachen. Seit 15 Jahren sei dort kein Läufer mehr unterwegs gewesen, so Hülsen.
Flecken bemühte sich 17 Jahre um Fördergelder
17 Jahre hatte sich der Flecken um Fördermittel für eine Sanierung der Anlage bemüht. Doch die Kommune hatte stets zu wenig Geld, um ihren Eigenanteil wuppen zu können. Nun ist das Projekt beim Städtebauförderprogramm „Lebendige Zeiten“ berücksichtigt worden, das aufgrund der schlechten Haushaltslage des Fleckens 90 Prozent der Kosten abdeckt; selbst wenn die Kosten steigen sollten.
Seit Anfang September wird die alte Bahn zurückgebaut. Die gesamte Entwässerung der Anlage wird erneuert, die für die neue Laufbahn ist bereits gelegt. Doch der neue Belag wird erst aufgebaut, wenn keine Baufahrzeuge unterwegs sind. Die Weitsprunganlage ist fast fertig. Auch der Abwurfkreis für Kugelstoßen oder Diskus ist bereits erkennbar. Auf der Laufbahn liegt bereits der Schotter; Asphalt und Kunststoff werden aufgebaut, sobald es das Wetter zulässt.
Ernst Hülsen und Gemeindedirektor Christian von Holt hoffen, dass auf der Anlage am Bassin ab Mai wieder Sport getrieben werden kann. „Vielleicht können im nächsten Sommer hier wieder Bundesjugendspiele gefeiert werden“, so der Bauamtsleiter.