TA20-Tunnel oder Elbfähre? Das sagen die Bundestagskandidaten

170 Menschen kommen zur Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten nach Hammah. Foto: Martin Elsen
Es ist der erste Aufschlag der TAGEBLATT-Talks zur Bundestagswahl. Nach Hammah kommen 170 Menschen. Die Kandidaten auf dem Podium geraten mehr als einmal aneinander.
Hammah. Vor dem Rathaus ein paar Meter entfernt demonstrieren auf Initiative der rot-grünen Gruppe des Hammaher Gemeinderates 70 Leute. Sie wollen ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft, Hass und Hetze setzen und für Demokratie und Menschlichkeit eintreten.
Rot-Grün setzt auf Willkommenskultur
Katjana Lorenz sagt, dass die Demokratie ein wertvolles Gut sei, antidemokratische Stimmen aber immer lauter würden. „Wir dürfen menschenfeindliche Aussagen nicht unkommentiert lassen und dürfen die Vergangenheit nicht vergessen“, so die Vertreterin der Grünen. Mitinitiatorin Annekatrin Wolff-Meuter setzt auf „eine Migrationspolitik mit Willkommenskultur und klaren Regeln“.

Auf Initiative der rot-grünen Gruppe im Rat Hammah demonstrieren in Hammah 70 Menschen gegen Hass und Hetze. Foto: Martin Elsen
Direktkandidaten stellen sich Fragen der Zuhörer
Drinnen stellen sich die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, Daniel Schneider (SPD), Christoph Frauenpreiß (CDU), Christopher Jesse (Bündnis 90/Die Grünen), Hilke Hochheiden (Die Linke), Günter Wichert (FDP) und Sebastian Sieg (AfD) auf dem Podium den Fragen der TAGEBLATT-Redakteure Björn Vasel und Anping Richter.
Und sie stellen sich den Fragen der Menschen im Auditorium und der fast 500 Menschen, die sich im Vorfeld an der Umfrage von TAGEBLATT und Correctiv beteiligt haben.
Der Klimawandel und der Klimaschutz sind die Top-Themen. In einem inszenierten Sondierungsgespräch sind sich Frauenpreiß, Schneider und Jesse als mögliche Koalitionspartner eigentlich einig. „Wir müssen die Zukunftsinvestitionen in die Energiewende stecken“, sagt Schneider.
„Wir müssen in der Energiespeicherung und beim Netzausbau vorankommen“, sagt Frauenpreiß. „Die Kosten durch die Folgen des Klimawandels werden deutlich höher“, sagt Jesse. Der Grüne erklärt: „Im Zweifel müssen wir Schulden machen.“ Auf erneuerbare Energien setzen sie alle.
Verkehrsprojekte werden Verhandlungsmasse
Ganz konkret zur Verkehrsinfrastruktur vor Ort nähern sich Frauenpreiß, Schneider und Jesse nur gemächlich an. Die CDU setzt auf den Bau der A20 und des Elbtunnels. Jesse hält sie für unnötig. Die drei Direktkandidaten, vor allem Schneider, jonglieren mit dem Ausbau der A20, der Bundesstraße 73 und der Zukunftsfähigkeit der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen als Verhandlungsmasse.
FDP-Mann Wichert spricht sich klar für die A20 aus. Die bringe „einen gigantischen Aufschwung“. Sieg will sie „so schnell wie möglich“. Hochheiden setzt eher auf die Fährverbindung und eine funktionierende Bahn, in die allerdings extrem investiert werden müsse.
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AfD-Mann Sieg will Gas aus Russland
Der Ton wird etwas rauer im Hammaher Dorfgemeinschaftshaus, als AfD-Vertreter Sieg die Energiewende für gescheitert erklärt. Seiner Meinung nach würden Strom aus Sonne und Wind nicht ausreichen, um ein Industrieland wie Deutschland zu versorgen.
„Günstiges Gas aus Russland ist eine Alternative“, sagt Sieg. Hochheiden fordert beim Klimaschutz einen sozialen Ausgleich „für die kleinen Leute“. Sie setzt auf moderne Heizungssysteme und Dämmung und vor allem darauf, dass die Menschen mit den Kosten nicht allein gelassen werden.
Wirtschaft, Europäische Union, Frieden in Europa. Die Kandidaten reiben sich auf dem Podium auf. Das Auditorium klatscht und buht, ruft dazwischen. Die Themen polarisieren. Eine ausführliche Analyse der Podiumsdiskussion folgt am Donnerstag bei TAGEBLATT online und in der Freitagausgabe.
Die Einnahmen der Podiumsdiskussion kommen einem guten Zweck zugute. In der Jugendkonferenz (Juko) sind 23 Vereine aus Hammah organisiert, die unter anderem im Sommer den Ferienspaß veranstalten.
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Nächste Podiumsdiskussion in Kutenholz
Den zweiten TAGEBLATT-Talk zur Bundestagswahl gibt es am Freitag, 14. Februar, 19 bis 21 Uhr, in der Festhalle in Kutenholz.
Auf dem Podium sitzen dann die Direktkandidaten für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II: Frauke Langen (SPD), Vanessa Zobel (CDU), Joachim Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen), Benjamin Koch-Böhnke (Die Linke), Marie-Thérèse Kaiser (AfD) und Malte Hermsteiner (Volt).
Karten für die Diskussion sind im Stader Pressehaus, Glückstädter Straße 10, oder online erhältlich.