T„Abzocke“ und „Mietwucher“ mit Nebenkostenabrechnung

Tatjana Werner (v.l.), Monika Bewer, Helma Krüger und Jessica Franzmann gehören zu den 51 Parteien, die sich gegen hohe Nachzahlungen wehren. Foto: Leandra Hanke
Mieter in Bremerhaven sind sauer. Sie wollen gemeinsam gegen „zu hohe und absurde“ Nebenkostenabrechnungen vorgehen. Das sind ihre Vorwürfe.
Bremerhaven. Die Bewohner der Häuserblöcke in der Carsten-Lücken-Straße und im Vieländer Weg in Surheide haben genug von ihrer Hausverwaltung. Seit knapp zwei Jahren ist das die Wohnungsgesellschaft LEG Immobilien, mit Sitz in Düsseldorf und rund 167.000 Mietwohnungen bundesweit. Die Mieter in Surheide klagen über Wasser im Keller, kaputte Heizungsanlagen, uralte Elektrik und enorme Nebenkosten- und Betriebskostenabrechnungen. „Eine Bewohnerin hatte ein halbes Jahr lang keine funktionierende Heizung und soll rund 2000 Euro Heizkosten nachzahlen“, berichtet Andrea Waldmann-Markwarth, die selbst zwölf Jahre in dem Wohnkomplex gelebt hat. Sie ist fassungslos, denn auch die anderen Parteien, unter anderem auch ihre Tochter, sollen „Horror-Nachzahlungen“ begleichen - andernfalls drohe die Verwaltung mit fristloser Kündigung.
Anwalt für Mietrecht prüft den Fall
Andrea Waldmann-Markwarth hat die Mieter der 51 Parteien mobilisiert, ihre Unterschriften gesammelt und ein Treffen organisiert, bei dem rund 100 Menschen zusammenkamen. Auf ihrer Liste haben auch ehemalige Bewohner unterschrieben, die sich mit ihnen solidarisieren. Die Gruppe hat inzwischen den Bremerhavener Anwalt für Mietrecht, David Ruhkopf, eingeschaltet, der ihren Fall prüft. Einige sind bereit zu klagen, wenn für sie keine andere Option mehr infrage kommt.

Die Heizkostenabrechnung wirft viele Fragen auf. Foto: Leandra Hanke
Die LEG antwortet auf Nachfrage, dass unter anderem die höheren Mindestlöhne sowie gestiegene Energie- und Versicherungskosten die Höhe der Nebenkosten erklären. Außerdem hätten sie die Mieter schriftlich darüber informiert, dass ihre Nebenkosten im Zuge der Energiekrise deutlich steigen werden. Falls die Rückzahlungen seitens der Mieter ausbleiben, würden sie zunächst in den Dialog treten und „gemeinsam nach einer praktikablen Lösung“ suchen wollen.
Laut LEG keine Mängel in Wohnungen bekannt
Darüber können die Bewohner nur sarkastisch lachen. „Wenn man bei der LEG anruft, hört man nur, dass sie sich kümmern wollen, aber es passiert nichts“, sagt Mieterin Monika Bewer verärgert. Seitdem die LEG den Wohnkomplex verwaltet, seien wegen der schlechten Zustände bereits 16 Parteien ausgezogen. Die Wohnungsgesellschaft hingegen schreibt, dass ihnen aktuell keine Mängel bekannt sind. Sie wollen in den kommenden Tagen einen Mitarbeiter vorbeischicken, der die Zustände prüft.

Seit knapp zwei Jahren verwaltet die LEG diesen Wohnkomplex. Foto: Leandra Hank
Einen Fehler räumt die LEG jedoch ein und entschuldigt sich. Auf der Heizkostenabrechnung steht der falsche Abrechnungspartner, eine Firma namens LIV Management. Dieses „Versehen“ wäre nicht aufgefallen, hätten die Mieter nicht bei dem Wohnungsunternehmen LIV nachgehakt. LEG wolle nun eine korrigierte Abrechnung an alle Bewohner des Wohnkomplexes verschicken. Für die Mieter hingegen nur ein weiteres Zeichen, dass die Summen auf ihren Abrechnungen nicht stimmen können.
Das börsennotierte Wohnungsunternehmen sorgt regelmäßig für negative Schlagzeilen, wie in Kiel, Göttingen oder Flensburg. In Gelsenkirchen haben sich Mieter in LEG-Hochhäusern wegen hoher Nachzahlungen von Nebenkosten an den Mieterverein gewendet. Auch hier wurde den Mietern geraten, sich in jedem Fall juristisch beraten zu lassen und sich gegen die Abrechnungen mit einem Widerspruch zur Wehr zu setzen.