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Norddeutschland

TÄrger um abgefilmte Auto-Kennzeichen im Baumarkt - Das sagt der Marktleiter

An diesem Terminal kann Marktleiter Ludwig Hertlein die Kennzeichen von Kunden „freischalten“, wenn sie länger als erlaubt geblieben sind.

An diesem Terminal kann Marktleiter Ludwig Hertlein die Kennzeichen von Kunden „freischalten“, wenn sie länger als erlaubt geblieben sind. Foto: Brockmann

Die Parkraumüberwachung wird auch im Kreis Stade immer öfter automatisiert. Mächtig Ärger gab es durch eine solche Maßnahme auch in einem Bremerhavener Baumarkt. Dazu äußert sich jetzt der Marktleiter.

Von Thorsten Brockmann Sonntag, 11.02.2024, 17:45 Uhr

Bremerhaven. Bei Obi in Bremerhaven haben drei Frauen 135 Euro Strafe für ihre drei Parkplätze vor dem Baumarkt zahlen müssen, weil ihre Autos dort länger standen als gestattet. Die Freundinnen hatten ihre Zeit beim Bäcker verquatscht und gar nicht mitbekommen, dass die Parkdauer von zwei Stunden überschritten war. Das Unternehmen „Peter Park“ aus München überwacht die Stellplätze dort seit Sommer 2023 mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Die Kennzeichen der Autos werden registriert, wenn sie auf den Parkplatz fahren und wenn sie ihn wieder verlassen, und das rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche.

Marktleiter: Es ging nicht mehr anders

„Es ging nicht mehr anders“, sagt Marktleiter Ludwig Hertlein. Und das soll nicht nur an der Stadthalle und den Veranstaltungen nebenan liegen. Von den mehr als 200 Stellplätzen rund ums Geschäft sollen jeden Tag 50, 60 Stück von Dauerparkern belegt gewesen sein: Von Lehrern der Schule gegenüber, von Pendlern, von Beschäftigten des Magistrats oder anderer Firmen in der Nähe - und von einem Fahrer, dessen Auto dort so lange stand, dass es im Innenraum bereits Schimmel ansetzte. OBI ließ den Wagen abschleppen.

Als die Stadthalle mit der Kamera-Überwachung ihres Parkplatzes vor einem Jahr startete, „war uns klar, was passiert“, sagt Hertlein. Es hagelte nach seinen Angaben Beschwerden von Kunden, dass sie zum Einkauf keinen Platz mehr für ihren Wagen fänden.

Ohne die Überwachung sei der Parkplatz aber auch regelmäßig vermüllt gewesen, Auto-Tuner hätten sich dort nachts getroffen, sogar ein illegaler Gemüse-Verkaufsstand bot seine Waren mal auf dem Parkplatz an. Schilder umgetreten, Abdeckungen eingeschlagen, Zäune eingedrückt - solche Schäden durch bloße Lust an Zerstörung seien keine Ausnahme gewesen, sagt Hertlein.

Rein rechtlich ist alles in Ordnung

20 Schilder weisen auf die Kamera-Überwachung und die Strafen hin - OBIs Rechtsabteilung habe zwei Monate lang mit „Peter Park“ die Details besprochen. Der Parkraumbewirtschafter hat auch das Recht, über das Kennzeichen beim Kraftfahrtbundesamt den Halter eines Fahrzeugs zu erfragen - wenn es die Daten benötigt, um sein Recht zu verfolgen. „Es handelt sich ja um ein privates Grundstück“, sagt Marktleiter Hertlein. Wer drauffährt, lässt sich auf die Bedingungen ein, die auf den Schildern geschrieben stehen. „Und wer damit nicht einverstanden ist, hat zwei Stunden Zeit, wegzufahren“. Die Kamera lösche innerhalb dieser Zeit jedes registrierte Kennzeichen. Seine Kunden habe OBI schon zwei Monate vor Einführung des neuen Systems informiert, annähernd 10.000 Handzettel wurden verteilt.

Schon seit der Eröffnung des Bau- und Gartenmarktes vor zwölf Jahren hingen Hinweise auf dem Parkplatz, dass dieser Kunden vorbehalten und eine Parkscheibe auszulegen sei.

Wie viele Knöllchen „Peter Park“ an seine Kunden verschickt, erfährt Hertlein nicht. Auch „Peter Park“ will sich nicht dazu äußern. „Aber wir sind großzügig“, meint der Marktleiter. Wer eine Rechnung erhält, aber belegen könne, dass er bei OBI gewesen ist, der muss selbst dann in der Regel nichts zahlen. Hertlein zeigt einen kleinen Monitor, auf dem Mitarbeiter Kennzeichen freischalten können.

Einige Dauerparker hat OBI aber immer noch: Sie zahlen 30 Euro im Monat dafür, dass ihr Kennzeichen gar nicht erst erfasst wird.

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