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Alete-Obsties sind „Werbelüge des Jahres“ – Rückruf von Babynahrung

Die Alete Obsties wurden von Verbrauchern zum "Goldenen Windbeutel" gewählt.

Die Alete Obsties wurden von Verbrauchern zum "Goldenen Windbeutel" gewählt. Foto: foodwatch

Ihren Negativpreis „Goldener Windbeutel“ verleiht die Verbraucherorganisation foodwatch an die Obsties von Alete. Der Hersteller ruft aktuell Babybrei zurück, in dem erhöhte Werte eines Giftstoffes gefunden wurden. Auch Alnatura-Brei ist gefährdet.

Von Redaktion Mittwoch, 03.07.2024, 16:46 Uhr

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Alete erhält den Negativpreis Goldener Windbeutel: Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation foodwatch wählten rund 57 Prozent der mehr als 55.000 Teilnehmer die Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt von Alete bewusst zur dreistesten Werbelüge des Jahres.

Hoher Zuckergehalt durch Früchte

Die Kritik: Alete bewirbt den Fruchtsnack „für Kinder“ und nutzt den Claim „ohne Zuckerzusatz“ – doch die Obsties bestehen zu 72 Prozent aus Zucker. Auch wenn es sich dabei ausschließlich um Zucker aus Früchten handelt, sei dieser nicht gesünder als anderer Zucker, kritisierte foodwatch.

Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürften die Alete Obsties nicht an Kinder beworben werden. foodwatch forderte die Bundesregierung auf, Kinder besser vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen.

„Für Alete sind aller schlechten Dinge offensichtlich drei: Der Babynahrungshersteller erhält bereits zum dritten Mal den Goldenen Windbeutel für ein ungesundes Kinderprodukt. Wie oft sollen wir Alete denn noch mit dem Negativpreis auszeichnen, damit der Konzern keine Zuckerbomben mehr an Kinder vermarktet?“, sagte Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch.

Zuckerbombe statt gesunder Kindersnack

Die Verbraucherin Susanne hatte die Alete Obsties auf der foodwatch-Plattform Schummelmelder.de eingereicht. Sie schrieb dazu: „Hier wird mit den Attributen ‚Bio‘, ‚bewusst‘, ‚für Kinder‘ und ‚ohne Zuckerzusatz‘ ein Produkt als gesund und bestens für Kinder geeignet dargestellt, das ganze 71,8 % Zucker enthält.“

Der Fall mache einmal mehr deutlich, dass die Politik endlich handeln müsse, so foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte die Bundesregierung auf, endlich wirksame Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einzuführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung auszuweiten.

Fruchtzucker genauso ungesund wie Haushaltszucker

Alete ist eine Marke des Molkereikonzerns Deutsches Milchkontor (DMK). In einer Mail an foodwatch reagierte der Hersteller auf die Windbeutel-Nominierung und räumte ein, dass es bei den Obsties zu einer „Aufkonzentrierung des natürlichen (Frucht-)Zuckers“ komme.

Das ist gesundheitlich ungünstig: Fruchtzucker in verarbeiteten Produkten ist nicht besser zu bewerten als Haushaltszucker. Es herrscht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein zu hoher Zuckerkonsum die Entstehung von zahlreichen Krankheiten fördert, dazu gehören Adipositas, Typ-2-Diabetes und Karies. Zum Hauptkritikpunkt von foodwatch, dass die Obsties aufgrund ihres hohen Zuckergehalts laut WHO-Kriterien gar nicht an Kinder beworben werden dürften, bezog DMK keine Stellung.

Verbraucher stimmen über „Werbelüge“ ab

Neben den Alete bewusst Obsties waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2024 nominiert. Rund 56.000 gültige Stimmen gingen im Wahlzeitraum seit Anfang Juni ein.

Das Ergebnis im Detail:

  • 1. Platz: Alete bewusst Obsties von Deutsches Milchkontor (Humana Vertriebs GmbH) (57,1 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen)
  • 2. Platz: Langnese Cremissimo Bourbon Vanille von Unilever (26,8 Prozent)
  • 3. Platz: Veganer Schinken Spicker Mortadella von Rügenwalder Mühle (11,1 Prozent)
  • 4. Platz: Offset Nutrition Pretty Little Meal Bar von Famous Brands GmbH (2,9 Prozent)
  • 5. Platz: Heisse Tasse Champignon Creme von GB Foods Deutschland GmbH (2,2 Prozent)

Alete erhält Negativpreis zum dritten Mal

Um auf das Problem der Verbrauchertäuschung im Lebensmittelbereich hinzuweisen, verleiht foodwatch seit 2009 den Goldenen Windbeutel – 2024 zum dreizehnten Mal. Alete gewann den Negativpreis bereits 2014 für eine hochkalorische Trinkmahlzeit für Säuglinge sowie 2017 für einen zuckrigen Babykeks. Das Unternehmen änderte darauf die Verpackung des Kekses und reduzierte den Zuckergehalt. Alete bewirbt den Keks aber weiterhin „ab 8. Monat“. Laut Ärzt:innen und Ernährungsexpert:innen sollte Beikost für Säuglinge gar keinen Zucker enthalten. Seit 2019 gehört Alete zum Molkereiunternehmen DMK.

Alete und Alnatura rufen Babybrei zurück

Der Hersteller Alete ruft Babynahrung zurück. In den Gläschen sei bei Eigenüberprüfungen ein erhöhter Aflatoxin-Gehalt festgestellt worden, teilt Alete auf seiner Homepage mit. Aflatoxine werden von Schimmelpilzen gebildet und können die Gesundheit beeinträchtigen, wenn sie konsumiert werden. Die Giftstoffe können Leberschäden verursachen und krebserregend wirken.

Betroffen ist der „Alete bewusst Bunter Gemüsereis mit Kichererbsen“, 250g im Gläschen, mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MGD) 17.12.2025.

Auch Babynahrung von Alnatura weist erhöhte Aflatoxin-Werte auf und wird deshalb zurückgerufen.

Es handelt sich um „Alnatura Beikost-Gläschen – Kürbis-Risotto mit Karotten“, 220 Gramm im Gläschen, mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 20.12.2025 sowie um „Alnatura Beikost-Gläschen – Ratatouille mit Kartoffeln“, 220 Gramm im Gläschen, mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 14.01.2026 und 28.01.2026.

Gläser mit anderen Mindesthaltbarkeitsdaten seien nicht betroffen.

Verbraucher, die den aufgeführten Artikel mit dem genannten Mindesthaltbarkeitsdatum gekauft haben, erhalten auch ohne Vorlage des Kassenbons eine Erstattung des Kaufpreises. (set)

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