TAls die Harsefelder noch in der öffentlichen Badeanstalt in die Wanne stiegen

Postkarte aus Harsefeld: Dort gab es schon vor über 100 Jahren Möglichkeiten, sich zu erfrischen. Foto: Samtgemeindearchiv
Harsefeld hatte schon vor mehr als 100 Jahren eine öffentliche Badeanstalt - festgehalten auf historischen Postkarten. Auch in der Aue wurde gebadet. Ein Harsefelder hat jetzt die Bäder in der Gemeinde erforscht und jede Menge historische Fotos gesichtet.
Harsefeld. Die Aue war Anfang des 20. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt für Wasserratten. In dem Fluss und in den Kuhteichen ließ sich herrlich planschen, schreibt Günter Kachmann im neuesten Jahrbuch, das der Verein für Kloster- und Heimatgeschichte kürzlich herausgegeben hat. Der Autor selbst war nicht nur ein begeisterter Schwimmer, sondern bildete später in der DLRG auch Lebensretter aus.
Eine Zinkwanne voll Wasser für alle Familienmitglieder
Sein Faible zum Wasser entstand weit früher. Als kleiner Junge genoss er erste Planschfreuden in einer Zinkwanne, die in der Küche seines Elternhauses stand. Bis sein Vater einen ausgedienten Schweinestall zur „modernen“ Nasszelle umbaute - mit Fliesen und Boiler. Der heute 75-Jährige hat - wie viele seiner Generation - noch die Zeiten erlebt, als an einem Tag in der Woche, in der Regel Sonnabend, eine Wanne mit heiß gemachtem Wasser gefüllt wurde, in dem die Familienmitglieder nacheinander für ihre Reinlichkeit sorgten.

Der Chronist Günter Kachmann bei seinem ersten Besuch im Harsefelder Schwimmbad am Quellenweg 1949. Foto: Wisser
Obwohl auf dem Land eher unüblich, gab es in Harsefeld vor der Jahrhundertwende ein Badehaus im Ort, hat Kachmann anhand von Zeitungsberichten und alten Fotos herausgefunden. Genaue Details fehlen jedoch, bedauert der Harsefelder, der dazu bei der Gärtnerei Allers, auf dessen Grundstück die Einrichtung gestanden haben soll, recherchierte.
Ein öffentliches Bad für die Reinlichkeit
Erwiesen ist, dass Harsefeld 1906 eine Gasanstalt einweihte - mit der Besonderheit eines öffentlichen Bades. Eine absolute Seltenheit in Deutschland, die in der Folgezeit stark genutzt wurde. Von Einheimischen, Kurgästen und den Soldaten während des Zweiten Weltkrieges. Dafür wurde sogar das Kohlenkontingent erhöht. Buchbar waren ein Fußbad oder ein Wannenbad.
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Im Sommer dagegen strömten Jung und Alt an die Aue. Nicht immer ungefährlich aufgrund der Strömungen und Strudel im Bereich der Mühle. Der Mühlenbesitzer Wilhelm Katt beklagte sich damals über zunehmenden Vandalismus durch Jugendliche, die, um die paar Pfennige Eintritt zu sparen, nachts auf dem Gelände randalierten, belegt Kachmann anhand eines Zeitungsberichts vom 3. August 1901.
Die moderne Badeanstalt mit Sprungturm entstand
Ende der 30er Jahre investierte Harsefeld in eine neue, moderne Badeanstalt am Quellenweg mit zwei großen Betonbecken mit Sprungturm. Der Autor erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch 1949. Anschließend gehörte er zu den Stammgästen, die den legendären Bademeister Adolf Bülck und ein weiteres Urgestein, den weit über 80 Jahre alten Joseph Hösel kennenlernten, der immer vom Dreier per Überschlag ins Wasser sprang. „Während dieser Übung war es meistens recht still“, erzählt Kachmann in seinem Artikel, für den der leidenschaftliche Heimatforscher einige Schwarz-Weiß-Aufnahmen gefunden hat.
Lange Zeit Vorsitzender der Harsefelder DLRG-Gruppe
Viele Harsefelder lernten hier schwimmen, weiß Günter Kachmann, der lange Zeit Vorsitzender der Harsefelder DLRG-Gruppe war. Der passionierte Schwimmer und Taucher, der seinen Urlaub oft an der Ostsee verbrachte, hat Spaß am Ausgraben alter Geschichten aus seinem Heimatort.

Günter Kachmann ist leidenschaftlicher Heimatforscher, der immer wieder gern für die Harsefelder Jahrbücher recherchiert. Foto: Franziska Felsch
„Den muss man von seinen Fotos wegziehen“, bescheinigt ihm Heiner Kaiser, der gemeinsam mit Kachmann für weitere Geschichten in dem Jahrbuch gesorgt hat. Aber der Artikel über die Harsefelder Bäder - angefangen vom „Aue-Strand“ über öffentliche und privat betriebene Schwimmstätten bis hin zu den modernen Freizeitanlagen - war ihm eine Herzensangelegenheit, für die er jede Menge Fotos und alte Zeitungsausschnitte gesichtet hat. Nachzulesen, warum Harsefeld früher ein beliebter Luftkurort war und wie die Entwicklung weiterging, ist im neusten Jahrbuch „Geschichte und Gegenwart 2023“ nachzulesen.