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EU-Wahlen

TAm Beispiel einer Familie: Was hat die Europawahl eigentlich mit mir zu tun?

Die EU ist mehr, als nur ein abstrakter Begriff, wie das Beispiel der imaginären Familie Müller zeigt.

Die EU ist mehr, als nur ein abstrakter Begriff, wie das Beispiel der imaginären Familie Müller zeigt. Foto: Monkey Business Images

In Europa wird gewählt. Am 9. Juni sind die Bundesbürger aufgerufen, ihre Vertreter für das Europäische Parlament zu bestimmen. Die meisten Menschen wissen, was Europa ist. Welchen Einfluss es auf ihr Leben hat, zeigen wir am Beispiel einer Familie.

Von Sabine Hennings Donnerstag, 06.06.2024, 07:50 Uhr

Zeven. Welche Auswirkungen hat die Union der europäischen Staaten, abgesehen von der gemeinsamen Währung, auf das Leben der Menschen, die hier leben? Am Beispiel der imaginären Familie Müller - Vater Klaus, Mutter Heike, Tochter Jule und Sohn Nick - wird gezeigt, dass die EU nicht nur ein abstraktes Konstrukt ist, sondern sicht- und spürbar ist.

Das Miteinander in der EU wird durch Verträge geregelt, die von allen EU-Ländern freiwillig und demokratisch vereinbart wurden. Einer dieser Verträge ist das Schengener Übereinkommen.

Grenzenlos durch Europa reisen dank des Schengen-Abkommens

Das Schengener Übereinkommen ist benannt nach dem belgischen Ort Schengen, in dem es 1985 unterzeichnet wurde. Wer mit dem Auto in ein benachbartes europäisches Land fährt, weiß die Vorzüge des Schengen-Raums zu schätzen.

Familie Müller will in diesem Jahr Urlaub in Dänemark machen. Wenn sie in den Norden fahren, werden sie höchstwahrscheinlich nur an den Straßenschildern erkennen, dass sie in einem anderen Land sind, denn einen Ausweis brauchen sie nicht vorzuzeigen, wenn sie die Grenze passieren.

Dank des Schengener Übereinkommens merken Reisende nur durch die Schilder an der Straße, wenn sie von einem europäischen Land ins nächste fahren.

Dank des Schengener Übereinkommens merken Reisende nur durch die Schilder an der Straße, wenn sie von einem europäischen Land ins nächste fahren. Foto: Carsten Rehder

Das gilt auch für Belgien, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.

Hohe Gebühren fürs Telefonieren im Ausland entfallen

Im vergangenen Jahr waren Klaus und Heike einige Tage in Barcelona, haben dort zu zweit ein verlängertes Wochenende verbracht. Die EU hat nationale Monopole abgeschafft und den Luftverkehr für den Wettbewerb geöffnet. Dadurch ist das Fliegen viel günstiger geworden. Zwischen 200 und 300 Euro kostet heute der Hin- und Rückflug in der Sommersaison. Daher können sie sich das ruhig mal gönnen, finden die beiden.

Machte die Familie früher Urlaub im europäischen Ausland, konnte die Nutzung des Handys teuer werden, denn durch die Roaminggebühren kamen schnell einige Euros zusammen. Im Jahr 1998 kostete zum Beispiel ein Anruf aus dem Ausland durchschnittlich 1,63 Euro pro Minute. 2017 wurden die Roaminggebühren abgeschafft. Dadurch wird die Nutzung der Handys im Urlaub nicht teurer, als zu Hause.

Und geht das Handy im Urlaub kaputt, gilt für ein Gerät, das in der EU gekauft wurde, eine Garantie von zwei Jahren.

Krankenkassenkarte wird in Europa akzeptiert

Vor zwei Jahren wurde Heike Müller während des Urlaubs an der niederländischen Nordseeküste krank. Mit hohem Fieber musste sie dort zum Arzt. Dank der EU-Gesundheitskarte wurde sie auch dort behandelt, ohne die Kosten selber tragen zu müssen.

In einigen Ländern können für die Kranken bei einer Behandlung allerdings Gebühren dazu kommen, die mit dem individuellen Krankensystem der Länder zusammenhängen. Die European Health Insurance Card (EHIC) ist übrigens auf der Rückseite der deutschen Krankenkassenkarte.

Erasmus unterstützt ein Semester im Ausland

Tochter Jule ist 16 Jahre alt und überlegt, nach dem Abitur zu studieren. Gerne würde sie dann auch ein Auslandssemester absolvieren, denn das sieht nicht nur später in der Bewerbung gut aus, sondern vertieft ihre Sprachkenntnisse und ist ihrer Meinung nach eine tolle Gelegenheit, ein anderes Land kennenzulernen. Dank des Programms Erasmus gibt es dafür sogar Unterstützung.

Wer als EU-Bürger ein Auslandssemester absolvieren will, der kann auf Unterstützung durch das Programm Erasmus hoffen.

Wer als EU-Bürger ein Auslandssemester absolvieren will, der kann auf Unterstützung durch das Programm Erasmus hoffen. Foto: Colourbox

Durch die EU-Initiative können Studierende und Auszubildende finanzielle und organisatorische Unterstützung für ihren Aufenthalt in 33 europäischen oder weltweiten Ländern bekommen. Ein europäisches Punktesystem stellt sicher, dass das Auslandssemester auf das Studium im eigenen Land angerechnet wird.

Ausbildung und Studium in ganz Europa

Falls Jule es sich noch anders überlegt, und anstatt eines Studiums lieber erst mal eine Ausbildung macht, kann sie ebenfalls einen Teil dieser Ausbildung im Ausland absolvieren. Das Erasmus-Programm arbeitet mit Unternehmen und Institutionen zusammen, die Projekte für junge Leute anbieten.

Steigt die Tochter der Familie Müller nach der Ausbildung ins Berufsleben ein, kann sie als Bürgerin der EU in jedem Land der Union arbeiten.

Die EU ist weit mehr, als eine gemeinsame Währung und Reisen ohne Grenzkontrollen.

Die EU ist weit mehr, als eine gemeinsame Währung und Reisen ohne Grenzkontrollen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Klaus Müller arbeitet für ein großes Industrieunternehmen, das im europäischen Ausland produziert. Da die EU die Schranken für den freien Handel abgebaut hat, können Unternehmen nicht nur selber entscheiden, wo sie in der EU Waren produzieren lassen, sondern auch wo sie kaufen und verkaufen.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Projekte, die aus EU-Mitteln gefördert werden. Das sind einige gute Gründe, um mit der eigenen Stimme für die Europäische Union zu stimmen.

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