Fußball-Regionalliga

TAm Ende kommen dem Stürmer die Tränen - Emotionaler Abschied von D/A-Legende

D/A-Stürmer Alexander Neumann verabschiedet sich von den Fans. Foto: JOERG STRUWE

Er wollte unbedingt treffen bei seinem letzten Auftritt vor eigenem Publikum. Stürmer-Legende Alexander Neumann führte die SV Drochtersen/Assel gegen Kilia Kiel als Kapitän aufs Feld. D/A gewann 5:1. Und der Schlussakkord wurde hochemotional.

Von Daniel Berlin Samstag, 11.05.2024, 20:25 Uhr

Drochtersen. Auf der Anzeigetafel präsentierte D/A heute ein besonderes Bild. „Danke Neumi“ stand da drauf, mit einem Porträt des 34-jährigen Mittelstürmers und einem Foto, auf dem die Nummer 14 die Arme ausbreitet und gen Himmel schaut. Es war das letzte Heimspiel für D/A. Und das letzte Heimspiel für Neumann.

Die D/A-Legende beendet nach dieser Saison ihre Karriere als Leistungssportler. Zehn Jahre war er in Drochtersen, erzielte dabei 117 Tore in 280 Spielen. Neumann kickt in seiner Fußballrente ab Sommer für den TSV Ottersberg. Der TSV wird in dieser Saison als Meister der Bezirksliga in die Landesliga aufsteigen. Neumann spielt demnächst also gegen D/A II.

Neumann trägt die Kapitänsbinde

Gegen Kilia Kiel stand Neumann nicht nur in der Startelf. Er trug sogar die Kapitänsbinde. Er führte seine Mannschaft gegen den bereits als Absteiger feststehenden Gast auf das Feld. D/A wollte ihn mit einem Fußballfest verabschieden. Der Stimmungskiller kam in der siebten Minute.

Alexander Neumann war der Hauptdarsteller des heutigen Abends. Foto: JOERG STRUWE

Nachdem Nico von der Reith als letzter Mann im Aufbauspiel den Ball verlor, ging es ganz schnell. Ben Opoku Labes setzte sich zentral durch und schob den Ball an Patrick Siefkes vorbei in die rechte Ecke. 0:1. Ein Raunen ging danach noch häufiger durch die Reihen auf der Haupttribüne des Kehdinger Stadions.

Die Standards bringen den Erfolg

D/A war nicht bei der Sache in der Anfangsphase, zeigte sich defensiv anfällig und in der Offensive ohne Ideen.

Kreativ agierte D/A erstmals in der 21. Minute. Matti Cebullas Freistöße segelten gefährlich in den Kieler Strafraum. Willi Reincke setzte einen Kopfball über das Tor. Danach scheiterten Tjorve Mohr und Alexander Neumann drei Mal an Kilia-Keeper Nikolas Wulf. Die Standards brachten D/A ins Spiel zurück.

Eine schöne Geschichte, die nur der Fußball schreibt: Arian Khodabakhshian wird in seinem letzten Heimspiel für D/A eingewechselt und erzielt das Tor zum 3:1. Foto: JOERG STRUWE

In der Nachspielzeit glich Jannes Elfers zum mittlerweile verdienten 1:1 aus. Nach einem Einwurf von Liam Giwah zog Elfers trocken aus der zweiten Reihe ab. Und Neumann?

Der ackerte in vorderster Reihe beim Pressing, war immer anspielbar und versuchte es zwei Mal aus der Distanz. Sein Schuss kurz vor dem Halbzeitpfiff landete allerdings im Fangzaun.

Ob Neumann vor dem Spiel von einem Fußball-Märchen geträumt hat, ist nicht überliefert. Letztes Heimspiel, Startelf, Kapitän, ein, zwei Tore. Dann unter Applaus in der zweiten Halbzeit raus.

D/A vergibt Großchancen nach Wiederanpfiff

Anfang der zweiten Hälfte schrieb er jedenfalls kräftig mit am Drehbuch seiner eigenen Abschiedsgeschichte. In der 48. Minute stellte sich Neumanns Glück ein Abwehrbein auf der Linie entgegen. Fünf Minuten später scheiterte Neumann mit einem sehenswerten Lupfer. Zwischendurch verzweifelte Tjorve Mohr an der Latte.

Göttel leitet D/A-Party ein

Aber D/A war jetzt da. Die standesgemäße Party zum letzten Heimspieltag vor 712 Zuschauern leitete der eingewechselte Moritz Göttel in der 67. Minute ein. Er veredelte eine Flanke von Jannes Elfers zur 2:1-Führung.

Dann rief D/A-Trainer Oliver Ioannou Arian Khodabakhshian zum Wechsel. Auch Khodabakhshian wird D/A am Saisonende verlassen. Er bedankte sich für die vergangenen vier Jahre mit dem Tor zum 3:1 in der 72. Minute. Ein Tor des Willens. Der Außenverteidiger leitete seinen Treffer selbst per Konter ein und zog aus spitzem Winkel unhaltbar ab. Wenig später drosch Khodabakhshian aus der zweiten Reihe den Ball an den Pfosten.

D/A-Heimspiel gegen Kilia Kiel

Fotos: Jörg Struwe

Nikola Serra, gerade ins Spiel gekommen, wuchtete den Ball in der 86. Minute zum 4:1 ins Netz. Doch der Schlussakkord war das noch lange nicht. Denn jetzt kam der emotionale Höhepunkt des Spiels.

Auswechslung emotionaler Höhepunkt

Nach 88 Minuten war das Spiel für Alexander Neumann vorbei. Ein Tor blieb ihm vergönnt zum Abschied. Ganz hauchzart verpasste er kurz vor seiner Auswechslung den Treffer. Tränen standen dem Mann in den Augen, als er bei seinen Mitspielern abklatschte. Die Zuschauer auf der Haupttribüne standen. D/A-Präsident Rigo Gooßen nahm Neumann in den Arm. Die Mitspieler standen auf der Tartanbahn Spalier. Da ging das 5:1 von Dennis Rosin fast unter.

Noch lange nach dem Abpfiff suchte Alexander Neumann nach den passenden Worten. „Ich habe lange überlegt, wie dieser Moment aussehen könnte. Jetzt gehen meine Gefühle wild durcheinander“, sagt Neumann. Er habe in einer Mannschaft gespielt, die immer über die Leidenschaft gekommen sei und am Ende immer erfolgreich gespielt habe.