Anwohner verärgert: Das sagt die Blackbox über den Verkehr in Mulsum - Weitere Sperrung

Ab heute ist auch die Alte Schmiedestraße, der direkte Verbindungsweg von Mulsum und Fredenbeck, gesperrt. Foto: privat
Die Mulsumer sind verärgert über den Verkehr, der seit der B74-Baustelle in ihrem Ort herrscht. Eine Blackbox sollte Aufschluss über die Lage geben. Jetzt sind die Ergebnisse ausgewertet. Ab dem heutigen Montag gibt es noch eine dritte Sperrung rund um den Ort.
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Mulsum. Einige Mulsumer Bürger ärgern sich derzeit, wie berichtet, über den Verkehr, der durch ihren Ort läuft. Sie klagten Bürgermeisterin Sandra Lemmermann ihre Sorgen: Seit der B74-Baustelle und der damit verbundenen Sperrung würden deutlich mehr Autos und Lkw durch den Ort fahren - und das auch noch deutlich zu schnell. Um die Lage objektiver beurteilen zu können, schritt der Landkreis ein. Er hängte eine sogenannte Blackbox auf, durch die der Verkehr in der Ortsdurchfahrt dokumentiert wurde.
Die Ergebnisse aus dem Messzeitraum wurden nun ausgewertet. Die Blackbox war dem Landkreis zufolge vom 24. August bis zum 5. September an der Stader Staße in Höhe der Hausnummer 8 deponiert. In derselben Straße krachte in der Nacht auf den 3. September ein BMW in Müller‘s Gasthof mit der Hausnummer 13. Der Beifahrer verstarb bei dem schweren Unfall, der überregional Schlagzeilen machte.
Box lässt die größten Ausreißer außer Acht
Die Box maß die Geschwindigkeit der Autos. Erlaubt sind 50 Kilometer pro Stunde. Wie bei Verkehrsingenieuren üblich, wurde hier der sogenannte V85-Wert ausgewertet. Dieser „ergibt sich aus der Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrer eingehalten und von 15 Prozent überschritten wird“, erklärt Kreissprecher Daniel Beneke die Ergebnisse. Die sehr schnellen Fahrer würden damit also außer Acht gelassen - und so ergebe sich ein Indikator für das Fahrverhalten der Mehrheit.
„Anhand der Auswertung lässt sich sehr gut erkennen, dass die V85 lediglich um vier bis sechs Stundenkilometer über der geltenden Geschwindigkeit liegt“, heißt es weiter. 85 Prozent der Fahrer überschreiten die Grenze also, wenn überhaupt, nur minimal. Die höchste gemessene Geschwindigkeit im Zeitraum lag bei 112 km/h, die übrigen Ausreißer lagen laut Landkreis zwischen 80 und 90 km/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag sogar bei den erlaubten 50 Kilometern pro Stunde.

In einem schlechten Zustand ist der Fahrradweg zwischen Mulsum und Fredenbeck. Foto: Beneke
„Dass es manchmal einen subjektiv anderen Eindruck aufgrund der Fahrgeräusche oder eben der vereinzelten Ausreißer nach oben gibt, ist natürlich möglich“, sagt Beneke. Die Messergebnisse würden allerdings keine weiteren Geschwindigkeitsreduzierungen oder bauliche Lösungen möglich machen. Für diese Schritte müsste eine Gefahrenlage nach Paragraph 45 erkennbar sein - und die gebe es laut Landkreis hier nicht.
In Mulsum soll weiter viel geblitzt werden
Trotzdem will der Landkreis die Sorgen der Mulsumer nicht aus dem Blick verlieren. Er verspricht, dort weiterhin regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. „In diesem Jahr haben wir im Bereich der K2 bereits sechs Mal innerorts und fünf Mal außerorts geblitzt“, so Beneke. Eine Neubewertung der Situation, wenn die Baustelle der B74 beendet ist, schließt er nicht aus.
Bis dahin müssen sich die Mulsumer aber noch etwas gedulden: Die Arbeiten an der B74, die aktuell für Umleitungsverkehr sorgen, werden voraussichtlich noch mindestens ein Jahr andauern.
Ortskundige Fahrer führt es in dieser Zeit vermehrt durch Mulsum - auch wenn eine andere Umleitung vorgesehen ist. Zusätzlich wird derzeit die K2 saniert und dafür halbseitig gesperrt. Einen Tag später als geplant starteten die Arbeiten am vergangenen Dienstag. Das Ende ist derzeit für den 24. November geplant.
Weitere Vollsperrung ab heute
Ab dem heutigen Montag beschäftigt die Bürger der Samtgemeinde Fredenbeck noch eine weitere Sperrung: Der Radweg am Verbindungsweg zwischen Mulsum und Fredenbeck ist schon lange marode, jetzt startet die langersehnte Sanierung. Die Alte Schmiedestraße wird für die Arbeiten allerdings bis zum 15. Dezember gesperrt. Autofahrer müssen in dieser Zeit die Umleitung über Kutenholz nehmen, wenn sie von Mulsum nach Fredenbeck oder andersherum fahren wollen.