Zähl Pixel
Leaderregion

TArbeiten im Bauwagen statt Pendeln? Coworking machts möglich

Ob für Gruppen, an Einzeltischen oder leger auf der Couch - das Denkarium bietet im ehemaligen Kreissparkassengebäude in Oederquart unterschiedliche Coworkingplätze an.

Ob für Gruppen, an Einzeltischen oder leger auf der Couch - das Denkarium bietet im ehemaligen Kreissparkassengebäude in Oederquart unterschiedliche Coworkingplätze an. Foto: Denkarium Oederquart

Arbeit hat sich verändert. Sie ist digitaler und damit ständig präsent. Das kann belasten, eröffnet aber auch Chancen. Eine solche ist Coworking. Die Leaderregion Kehdingen-Oste will dafür Räume schaffen.

author
Von Susanne Helfferich
Montag, 17.06.2024, 10:55 Uhr

Drochtersen. Coworking-Spaces sind Räume vor Ort, die sich mehrere Leute zum Arbeiten teilen. Oder wie das Team von Coworking Stade es formuliert: „Coworking ist wie Homeoffice mit Kolleg:innen“. Ein Dutzend Interessierte besuchte am Mittwochabend eine Info-Veranstaltung dazu im Kehdinger Bürgerhaus in Drochtersen. Eingeladen hatte Rike Feil, die Coworking-Koordinatorin der Leaderregion.

Es gab unterschiedliche Interessen: Die einen überlegen, Coworking-Räume anzubieten, oder bieten sie bereits an. Andere suchen solche Plätze, weil sie nicht täglich pendeln wollen, im Homeoffice nicht ungestört arbeiten können, oder weil sie im Urlaub für eine begrenzte Zeit in den Job wechseln müssen. Dann gibt es auch noch die, die Leerstand haben und potenzielle Coworkingplätze vermieten möchten, ohne sie selbst zu gestalten.

Chance für einen Tapetenwechsel

Birgit von Holten aus Wischhafen arbeitet seit 2018 überwiegend im Homeoffice. Sie kann sich sehr gut vorstellen an einem Coworking-Arbeitsplatz zu arbeiten, „schon alleine, um mal eine neue Tapete zu sehen“. Ihr Arbeitgeber will in ein paar Jahren den Firmensitz in Hamburg aufgeben. Das sei für sie ein guter Zeitpunkt, den Schreibtisch zu wechseln, aus dem privaten Umfeld in ein professionelles. Dort an der Kaffeemaschine auf Menschen zu treffen, die ganz andere Arbeitsfelder haben, das könne sie sich gut vorstellen. Was sie von einem Coworkingplatz erwartet: einen zweiten Bildschirm und eine angenehme Raumtemperatur.

Roswitha Elfers vermietet in Großenwörden einen Bauwagen als Ferienwohnung. Außerdem steht ein Teil des ehemaligen Sachverständigenbüros leer. Sie überlegt, beides als Coworking-Spaces mit Kinderbetreuung anzubieten, auch um mögliche Engpässe in der örtlichen Kita aufzufangen. Coworking ist also auch eine Chance, neue Ideen für alte Probleme zu entwickeln und Leerstand sinnvoll zu nutzen.

Chance auf weniger Leerstand in der Fläche

Viele Gebäude in der Region haben ungenutzte Fläche. Rieke Feil hat sich 13 Objekte angesehen und fünf als geeignet eingestuft. Ein Vorreiterprojekt in der Region Kehdingen-Oste ist das Ingenieurbüro Oldenburg in Oederquart. Seit knapp einem Jahr bietet Annette Oldenburg im ehemaligen Kreissparkassengebäude Coworking-Plätze an; inzwischen im Team mit Angela Ramckow und unter dem Label Denkarium. Ursprünglich wurden diese Arbeitsplätze eingerichtet, weil es im Ingenieurbüro zu eng wurde, und damit Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen oder Videokonferenzen zu halten. Derzeit nutzen zwei Coworker das Angebot, eine davon ist Rike Feil.

Das Denkarium möchte nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Buchungsplattform teilen. „Wenn jemand einen Raum hat, kann er ihn über unsere Seite anbieten“, sagt Ramckow (www.dencowork.de), nicht jeder müsse eine Seite vorhalten. Das Denkarium werde diese Dienstleistung anbieten. Eine Chance, sich nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern sich als Community zu unterstützen.

Chance, junge Menschen in Kehdingen-Oste zu halten

Aus Stade waren Alexandra Kleine-Natrop und Thomas Rackow (nicht verwandt mit Angela Rackow) nach Drochtersen gekommen. Seit Frühjahr 2022 bieten sie in Ottenbeck neun gut ausgestattete Arbeitsplätze in vier wandelbaren Räumen an. Er empfiehlt, sich frühzeitig für die Domain den Begriff Coworking mit dem Ortsnamen zu sichern. So haben die beiden es gemacht und sind unter www.coworking-stade.de zu finden.

Sven Römer von der Wirtschaftsförderung des Landkreises sieht im Coworking viel Potenzial für die Fläche: „Es fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und spart Lebenszeit, weil die Pendelei wegfällt.“ Und es sei eine Chance, junge Menschen in der Region zu halten, wenn es gelinge, Arbeit in den ländlichen Raum zurückzuholen, sagt Rike Feil.

Weitere Artikel