TBedeutende Fundstücke erzählen die Geschichte von Ur-Stade

Experten unter sich: Museumsdirektor Dr. Sebastian Möllers (links) und Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer fachsimpeln über die Fundstücke in der Vitrine. Im Hintergrund läuft das neue Video über die einstige Bedeutung der Schwedenschanze. Foto: Strüning
Von der Schwedenschanze in den Schwedenspeicher, vom Schlick befreit und jetzt im Scheinwerferlicht glänzend: Herausragende Fundstücke von Stades frühester Besiedlung sind ab sofort im Museum am Alten Hafen in Stade zu sehen. Warum sie so wichtig sind.
Sebastian Möllers ist angesichts der erweiterten Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte Stades begeistert: „Das sind super spannende, super bedeutende Funde.“ Sie belegen eine lang gepflegte Theorie von Stades Stadtarchäologen Dr. Andreas Schäfer, den viele auch als Geschäftsführer von Stade-Marketing kennen. Die historische Schwedenschanze an der Schwinge in Stades Süden war einst ein internationaler Handelsplatz.
Stückweise kommt Schäfer der wahren und ganzen Geschichte der Besiedlung auf den heutigen Flächen der Stadt Stade auf die Schliche. „Das ist wie ein 1000er Puzzle“, sagt er, „etwa 860 Teile haben wir schon.“ Neu dazugekommen sind zum Beispiel jahrhundertealte sogenannte Scheibenfibeln, also Broschen, oder Münzen mit dem Konterfei von Karl dem Großen.
Ur-Stade war ein internationaler Handelsplatz
Sie wurden durch gezielte Suche im Umfeld der Schwedenschanze in den vergangenen Jahren gefunden. Ehrenamtliche, zertifizierte Sondengänger förderten im Auftrag der Stadtarchäologie die Objekte zutage. Sie schließen eine wichtige Lücke in der Geschichte der frühmittelalterlichen Burganlage an der Schwinge in Groß Thun.
Lange war über ihre überregionale Bedeutung spekuliert worden. Nun belegen diese Funde aus dem 9. und 10. Jahrhundert die weitreichenden Beziehungen des Handelsplatzes.Die Entstehungszeit der befestigten Anlage kann sicher im 7. Jahrhundert verortet werden. Etwa 300 Jahre später wurde die Burg aufgegeben, was mit der Errichtung einer weiteren Burg durch die Stader Grafen auf dem Spiegelberg im heutigen Stadtzentrum von Stade zusammenfällt.
Dort wurde ein neuer Zentralort gegründet, ebenfalls an der Schwinge gelegen, weiter flussabwärts in Richtung Elbe. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich im späteren Verlauf die Stadt Stade, anfangs noch größer als Hamburg. Die Schwedenschanze fiel auch deutlich größer aus als die Hammaburg in Hamburg.
Stade handelte mit Paris und Konstantinopel
Die Schwedenschanze, eine Burg, mit Holzpalisade und Erdwall befestigt, war demnach die Vorgängersiedlung der heutigen Stadt, eingebettet in ein Siedlungsareal mit einem benachbarten zweiten Burgplatz, angrenzenden Gräberfeldern und Siedlungen. Offenbar handelte es sich um einen Fernhandelsplatz, der den neuesten Funden nach zu urteilen mit den bedeutenden Zentren des frühmittelalterlichen Europas im Kontakt stand.
Eine der historischen Münzen.
Unter den Neufunden befinden sich Münzen, die in Byzanz oder im französischen Melle geprägt wurden. Sie unterstreichen die weitreichenden Handelsbeziehungen bis nach Paris oder Konstantinopel.
Nun werden die Neuzugänge erstmals öffentlich präsentiert. Im 2. Obergeschoss des Museums, das die archäologische Abteilung beheimatet, sind sie ab sofort zu sehen, nachdem sie untersucht, restauriert und wissenschaftlich bewertet wurden.
Video zeigt Schwedenschanze und die Funde dazu
Eine Videoanimation erläutert die Bedeutung der Stücke und zeigt eine 3-D-Visualisierung der ehemaligen Befestigungsanlage, die wie so viele Wallanlagen im 18./19. Jahrhundert fälschlich den Schweden zugerechnet wurde.
Gefördert wird die Präsentation vom „Verein mit dem langen Namen“ zur Erhaltung stadtgeschichtlich bedeutsamer Gebäude und Einrichtungen zur unmittelbaren Förderung von Kunst und Kultur sowie zur Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde in der Hansestadt Stade.
So könnte die Schwedenschanze ausgesehen haben.