TBeim Hausbrand alles verloren: 75-Jähriger will nicht aufgeben

Wenzel Kohlweck vor der Ruine seines abgebrannten Hauses in Bokel-Kransmoor. Wie geht es für ihn nach dem Brand weiter? Foto: rp
Das Haus von Wenzel Kohlweck bei Beverstedt ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Jugendliche retteten ihm vermutlich das Leben. Was geht in dem 75-Jährigen jetzt vor?
Bokel. Wenzel Kohlweck steht vor dem Nichts. Genauer: vor der Ruine seines Hauses in Bokel-Kransmoor. Sein Anwesen ist am letzten Juli-Tag bis auf die Grundmauern abgebrannt. Totalschaden. Seinen Humor hat der 75-Jährige aber nicht verloren. Auf die Frage nach seinem aktuellen Wohlbefinden sagt er: „Mir geht’s gut.“ Und dann lacht er. „Wenn es mir besser gehen würde, wäre es nicht auszuhalten.“
Das Unglück ereignete sich gegen 22 Uhr. An jenem Abend ging der 75-Jährige etwa um 20 Uhr ins Bett. Der Fernseher war eingeschaltet. Kurz vor 22 Uhr ging der Strom aus, wie er erzählt. Er stand auf, ging zum Stromkasten, wollte den Strom wieder einschalten. Da vernahm er einen leichten Brandgeruch und entdeckte, dass es auf der Terrasse brannte.
Jugendliche retten ihm vermutlich das Leben
„Das Feuer war da noch nicht so groß“, erzählt er. Er versuchte, mit einer Gießkanne das lodernde Feuer zu löschen. Zwei- bis dreimal schüttete er damit Wasser auf das Feuer, merkte aber schnell, dass er gegen die Flammen nicht ankam. Er schnappte reflexartig ein paar CDs, sein Handy und eilte in seinem Schlafanzug nach draußen. Wenzel Kohlweck wollte noch mal in das Haus hineingehen, eventuell noch Erinnerungsstücke retten. Doch da standen ein paar junge Menschen vor dem Haus und hielten ihn davon ab. Sie hatten schon die Feuerwehr alarmiert. Auch wenn die Einsatzkräfte nach kurzer Zeit vor Ort waren, retten ließ sich das Haus nicht mehr.

Das Haus von Wenzel Kohlweck war 1995 modernisiert worden. Jetzt ist nur noch eine Ruine übrig geblieben. Foto: rp
Was geht nach so einem Unglück in einem Menschen vor? Ist man froh darüber, am Leben geblieben zu sein? Oder überwiegt die Trauer über den Verlust des eigenen Heims und so vieler Gegenstände von emotionalem Wert? „Wichtig ist, dass ich lebe“, sagt Kohlweck. „Mein Herz hängt nicht an Gegenständen.“ Daran ändern könne er ohnehin nichts mehr.
In Notunterkunft in Lunestedt untergebracht
Wenzel Kohlweck hat buchstäblich alles verloren. Sogar seine Zahnprothese, die sich im Haus befand. Sich eine neue machen zu lassen, dazu sei er noch nicht gekommen. Er könne aber erst einmal auch ohne Zähne auskommen. „Ich kann ohne Zähne sogar ein Steak essen“, beteuert er. Was auf ihn zukommt in den nächsten Tagen und Wochen, weiß er bislang nicht. Er müsse abwarten, einen Schritt nach dem anderen tun. „Ich habe nicht die Angewohnheit, in Hysterie zu verfallen.“

Wenzel Kohlweck arbeitete als Anlagenwärter bei der Hütte Bremen. Seit 17 Jahren ist er Rentner und immer noch leidenschaftlicher Motorradfahrer. Foto: rp
Die Polizei ermittelt wegen der Brandursache. Wann das Ergebnis feststeht, könne nicht gesagt werden, erklärt die Polizeiinspektion Cuxhaven auf Nachfrage. Nach einem solchen Ereignis schalte sich die Polizei automatisch ein und suche nach der Brandursache.
Wenzel Kohlweck ist vorübergehend in einem Haus Lunestedt untergebracht, das als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen ist. Wenn eine neue Familie komme, müsse er woanders unterkommen.
Spendenaktion gibt Mut und Zuversicht
Zum Glück für den 75-Jährigen war das Haus aber versichert. Auch eine Hausratversicherung bestand. Aber bis die Untersuchungen abgeschlossen sind und die Versicherung zahlt, wird noch Zeit vergehen. Wie lange, das weiß auch Kohlweck nicht.

Joachim und Nicole Halbig aus Donnern haben eine Spendenaktion gestartet. Sie läuft auf der Internetplattform GoFundMe. Foto: Privat
In der Zwischenzeit haben Joachim und Nicole Halbig aus Donnern eine Spendenaktion gestartet. Sie läuft auf der Plattform GoFundMe. Bislang sind dort 1045 Euro von 33 Spendern zusammengekommen. Eine Aktion, die den 75-Jährigen gerührt hat. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt er, „die Aktion zeigt, dass ich im Leben irgendetwas richtig gemacht haben muss.“ Auch für die Zukunft gibt ihm das Mut und Zuversicht: „Ich habe meinen Glauben an die Menschen nicht verloren“, sagt er und lächelt.