TBundespräsident verleiht Günter Heinsohn aus Nindorf Verdienstmedaille
Günter Heinsohn aus Nindorf freut sich über die Verdienstmedaille, sagt aber auch: „Das war ich nie alleine." Foto: Knappe
Der Nindorfer Günter Heinsohn ist in Dornbusch mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der 78-Jährige hat ehrenamtlich das Musikwesen regionenübergreifend mit aufgebaut. Wer ist dieser Mann?
Drochtersen. Es war ein würdiger Rahmen: Rund 400 Besucher und etliche Musiker applaudierten Günter Heinsohn in der Festhalle Dornbusch. Hierhin hatten die vier großen Musikzüge und Orchester aus der Gemeinde Drochtersen erstmals zu einem gemeinsamen Frühlingskonzert geladen. Unter dem Motto „Mit Pauken und Trompeten“ spielten die Kehdinger Blasmusikanten und die Spielmannszüge Assel, Drochtersen und Dornbusch.
Die Spielmannszüge sind das musikalische Zuhause von Günter Heinsohn, der sich mehr als vier Jahrzehnte lang für die Entwicklung und Vernetzung des Spielmannszugwesens engagiert hat. Er „engagiert, unterstützt, fördert, motiviert“ - diese Eigenschaften hätten dazu geführt, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Vorschlag des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil Günter Heinsohn die Verdienstmedaille des Verdienstordens verliehen habe, sagte Landrat Kai Seefried.
Günter Heinsohn liebt Fußball und Musik
Günter Heinsohn ist gebürtiger Nindorfer. Hier im Dorf ist er geboren, aufgewachsen, und hier lebt der 78-Jährige auch heute mit Ehefrau Helga, mit der er seit 55 Jahren verheiratet ist und zwei Kinder großgezogen hat.
1961 tritt er in den Spielmannszug Drochtersen ein, spielt hier fünf Jahre lang die kleine Trommel. Nach einer Autoschlosser-Lehre geht er zur Marine, später ist er zwölf Jahre beim Axel-Springer-Verlag in der EDV tätig. Von 1996 bis 2018 führte er als Selbstständiger ein Druck-Studio mit Copy-Shop.
Heinsohn liebt Fußball, und er liebt Musik. Er gründet und trainiert die Damenfußballmannschaft im Sportverein Dornbusch, ist dort Zweiter Vorsitzender, betreut die Erste Herren. Auf Fußball-Kreisebene macht er die Pressearbeit für alle Fußballergebnisse.
Günter Heinsohn etabliert die organisierte Musik
1980 tritt Günter Heinsohn dem just gegründeten Spielmannszug (SZ) Dornbusch bei; er spielt nunmehr auch die große Trommel und das Becken. Er wird organisatorischer Leiter des SZ Dornbusch, Chronist und kümmert sich um die Pressearbeit. 1991 gehört er zu den Mitbegründern des Spielmannszug-Bezirksvereins Hansa, ist hier mehr als zehn Jahre lang Zweiter Vorsitzender.
„Das waren etwa 12 oder 14 Musikzüge. Wir haben die Hansa gegründet, weil es hier nichts Vergleichbares gab. Hier gab es Spielmannszüge - aber jeder für sich. Organisierte Musik - das haben wir hier etabliert“, erzählt Heinsohn. Und betont immer wieder: „Das war ich nie alleine.“
Günter Heinsohn, der Hansa-Vorsitzende Claus Ströh aus Lilienthal und Ralf Subat, der später Bundesmusikdirektor wird, agieren jahrelang als Trio. Heinsohn ist mit verantwortlich für den Zusammenschluss der SZVN und dem Volksmusikerverband zum neuen Niedersächsischen Musikverband. 1995 begründet Heinsohn die Kreismusikvereinigung Stade mit und wird Vorsitzender. „Wir haben das Lehrgangswesen aufgebaut. Das ist ja die Hauptaufgabe eines Musikvereins: Musiker auszubilden. Da war ich ehrgeizig“, sagt Heinsohn.

Günter Heinsohn (vorne rechts) im Spielmannszug Dornbusch bei einem Umzug im Ort 1990. Foto: privat
Dozenten werden ausgebildet, Kreismusikfeste etabliert oder Talentwettbewerbe organisiert. Jahrzehnte lang agiert Günter Heinsohn im erweiterten Vorstand des Niedersächsischen Musikverbandes. 2002 wird die „Kontaktstelle Musik“ in Stade mit dem Chorverband der Kreisjugendmusikschule eingeführt, um gezielt Jugendliche an Musik heranzuführen. „Wir waren ein Pilotprojekt in Niedersachsen“, freut sich Heinsohn.
Er ist Ehrenvorsitzender der Musikvereinigung. Außerhalb der Musik ist er auch im Vorstand des Gewerbevereins Drochtersen aktiv und legt 2007 mit dem damaligen Vorstand den Grundstein für die erste Ausgabe der Zeitschrift „Blickpunkt“, die er zehn Jahre lang produziert. 1995/96 entwickelt der Nindorfer den „Kulturpreis der Volksmusik im Kreis Stade“. Im Jahr 2020 - Heinsohn hat schon die Urkunde für einen anderen Preisträger vorbereitet - erhält er den Preis zu seiner Überraschung selber.

Landrat Kai Seefried (links) ehrt Günter Heinsohn mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für sein ehrenamtliches Engagement im Musikwesen. Heinsohns Ehefrau Helga (rechts) hat Günter Heinsohn stets unterstützt. Foto: Silke Umland
Am liebsten hört er volkstümliche Musik
„Musik ist ein Hobby, wo ich auch als Großvater oder Vater zusammen mit dem Kind spielen kann“, betont der Nindorfer. In Dornbusch hat der Spielmannszug ein buntes Repertoire - von Klassik bis Pop. „Mit ,Preußens Gloria‘ oder Marschmusik kann man heute keine Jugend mehr motivieren“, weiß Günter Heinsohn. „Deswegen sind heute alle Musikzüge mehr oder weniger Spielleute-Orchester.“
Er selbst hört gern volkstümliche Musik, Klassik, Abba und leichte Unterhaltungsmusik. Sein Lieblingsmarsch: „Alte Kameraden“. Mittlerweile ist der 78-Jährige nicht mehr als Akteur bei Auftritten des Spielmannszuges Dornbusch dabei, „aber ich geh‘ da noch ab und zu zur Probe hin“. Ohne Musik geht es eben nicht.