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Neujahrsbegegnung

TChutney statt Sülze: So tickt die moderne Power-Landfrau

Die Landfrauenvorsitzende Birgit Dammann-Tamke (re.) mit Entertainerin Annie Heger.

Die Landfrauenvorsitzende Birgit Dammann-Tamke (re.) mit Entertainerin Annie Heger. Foto: Stehr

Eine Deichgranate auf der Bühne, ein Bürgermeister, der ins Schwitzen kam und ein dringlicher Appell. Die Neujahrsbegegnung der Harsefelder Landfrauen klingt nach.

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Von Lena Stehr
Samstag, 18.01.2025, 17:23 Uhr

Harsefeld. Wer Plattdeutsch versteht, ist klar im Vorteil bei der Neujahrsbegegnung des Landfrauenvereins Harsefeld und Umgebung am Samstagvormittag in der voll besetzten Festhalle. Denn Stargast Annie Heger entertaint fast ausschließlich op Platt.

Die Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Moderatorin ist unter anderem bekannt aus der Radiosendung Hör mal ′n beten to von NDR 1 sowie als Sängerin von den Deichgranaten. Mit Anekdoten aus ihrer Kindheit mit sechs Geschwistern in Ostfriesland und Liedern wie Klunkers sünd doch dat, wat blifft (nach Diamonds are the girls best friends) begeistert sie aber auch die hochdeutsche Randgruppe. Zuvor hatte Heger gefragt, ob denn auch alle Plattdeutsch verstehen können. Einige wenige Frauen outeten sich daraufhin mutig als reine Hochdeutschversteherinnen und waren für Heger von da an die hochdeutsche Randgruppe.

Zu den geladenen Ehrengästen gehört unter anderem Brests Bürgermeister Johann Höft. Der kommt teilweise ganz schön ins Schwitzen, weil Annie Heger ihn immer wieder anflirtet und so zum stillen Star der Veranstaltung macht. Zum Walzer mit seiner Frau kann Heger ihn zwar nicht überreden, dafür wird viel gelacht.

Annie Heger bezirzte während ihrer Show Brests Bürgermeister Johann Höft.

Annie Heger bezirzte während ihrer Show Brests Bürgermeister Johann Höft. Foto: Stehr

Doch auch ernste Themen kommen zwischen Sektfrühstück und Schunkelstimmung auf den Tisch. Sowohl Annie Heger als auch Birgit Dammann-Tamke, Vorsitzende der Harsefelder Landfrauen, rufen dazu auf, am 23. Februar wählen zu gehen. „Macht euer Kreuz, aber bitte ohne Haken“, so Annie Heger. Birgit Dammann-Tamke macht darauf aufmerksam, dass es viele Frauen auf der Welt gibt, die nicht aktiv mitbestimmen und gestalten dürfen. „Wir müssen uns engagieren für die Dinge, die uns betreffen“, sagt sie.

Soziales Engagement auf vielen Ebenen

Wie engagiert die Landfrauen sind, stellen sie immer wieder unter Beweis. Sie beteiligten sich 2024 unter anderem aktiv und friedlich an den Bauerndemos, führten einen Präventionstag an der Schule am Auetal in Ahlerstedt durch, radelten 2.280 Kilometer fürs Klima, setzten sich gegen Gewalt an Frauen ein und nähten wieder fleißig Herzkissen für an Brustkrebs erkrankte Frauen. Dank einer Petition der Landfrauen Weser-Ems, an der sich die Harsefelder ebenfalls beteiligten, zahlen Krankenkassen seit Juli 2024 zudem die Mammografie statt bis 70 bis 75 Jahre.

"Wir sind schon lange nicht mehr beschränkt auf Kinder und Küche, sondern engagieren uns sozial und können auch richtig gut Party machen", sagt Landfrau Claudia Pott.

"Wir sind schon lange nicht mehr beschränkt auf Kinder und Küche, sondern engagieren uns sozial und können auch richtig gut Party machen", sagt Landfrau Claudia Pott. Foto: Stehr

„Wir sind längst nicht mehr beschränkt auf Kinder und Küche, sondern deutlich vielseitiger“, sagt Landfrau Claudia Pott auf die Frage, was denn die moderne Landfrau von heute ausmache. Es gehe um Gemeinschaft, netzwerken, soziales Engagement und natürlich auch ums gemeinsame Feiern und Spaß haben. „Bei den Landfrauen sind wir alle gleich, wir duzen uns und stärken uns gegenseitig“, ergänzt Landfrau Iris Deden. Weder der Job noch das Alter oder die Herkunft spiele eine Rolle.

"Bei den Landfrauen duzen wir uns und sind alle gleich. Es spielt keine Rolle, welchen Job man hat oder wo man im Leben gerade steht", sagt Landfrau Iris Deden.

"Bei den Landfrauen duzen wir uns und sind alle gleich. Es spielt keine Rolle, welchen Job man hat oder wo man im Leben gerade steht", sagt Landfrau Iris Deden. Foto: Stehr

Momentan sind 980 Frauen bei den Harsfelder Landfrauen aktiv. „Wir wollen die 1.000er-Marke knacken“, sagt Birgit Dammann-Tamke. Für junge und jung gebliebene Frauen gibt es seit 2023 unter dem Dach der Landfrauen auch die Geest Mädels. Sie treffen sich regelmäßig zu lockeren Mädelsabenden und machen tolle Ausflüge, zum Beispiel zum Eiscreme-Test nach Hamburg.

„Wir sind immer offen für Neues, wir sind spontan und tauschen uns über alles aus, was junge Frauen bewegt“, sagt Mandy Jacob vom Orga-Team der Geest Mädels. Sie ist 34 und seit sieben Jahren Mitglied bei den Landfrauen. Über den Verein habe sie damals als Neuzugezogene viele Kontakte bekommen, von denen sie als Kita-Leiterin auch beruflich profitiere.

"Wir sind offen für Neues und eine tolle Gemeinschaft", sagt Wendy Jacob von den Geest Mädels.

"Wir sind offen für Neues und eine tolle Gemeinschaft", sagt Wendy Jacob von den Geest Mädels. Foto: Stehr

Sarah Dankers-Sobat (44) gehört seit 2023 zu den Geest Mädels, ihre Mutter ist Landfrau. „Es ist wichtig, andere Mädels um sich herum zu haben, mit denen man sich wohlfühlen kann“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Die Gemeinschaft animiere zum Rausgehen und Aktivsein.

"Es ist wichtig, andere Mädels um sich herum zuhaben, mit denen man sich vernetzen und einfach wohlfühlen kann", sagt Sarah Dankers-Subat von den Geest Mädels.

"Es ist wichtig, andere Mädels um sich herum zuhaben, mit denen man sich vernetzen und einfach wohlfühlen kann", sagt Sarah Dankers-Subat von den Geest Mädels. Foto: Stehr

Aktiv dabei sind die Harsefelder Landfrauen unter anderem auch regelmäßig beim Harsefelder Herbstzauber. Im vergangenen Jahr probierten sie dort erstmals etwas Neues aus. Statt Bratkartoffeln und Sülze verkauften sie selbst gemachte Chutneys, also dickflüssige Soßen aus Obst oder Gemüse, die mit Essig und Zucker eingekocht und mit reichlich Gewürzen und Kräutern verfeinert werden. Ziemlich modern eben.

Gruppenfoto zum Abschluss: die Harsfelder Landfrauen freuten sich über einen tollen Vormittag mit Annie Heger.

Gruppenfoto zum Abschluss: die Harsfelder Landfrauen freuten sich über einen tollen Vormittag mit Annie Heger. Foto: Stehr

Dazu passt auch das aktuelle Drei-Jahres-Thema der Landfrauen: Zukunft im Blick, bei dem Nachhaltigkeit im Fokus steht. Außerdem wollen die Harsefelder Landfrauen die Digitalisierung weiter voranbringen, sagt Birgit Dammann-Tamke. Onlineveranstaltungen und eine App des Landesverbandes für bessere Vernetzung gebe es schon. Die Geest Mädels sind bereits auf Instagram aktiv.

Annie Heger begeisterte mit ihrem Auftritt bei der Neujahrsbegegnung der Harsefelder Landfrauen in der voll besetzten Festhalle.

Annie Heger begeisterte mit ihrem Auftritt bei der Neujahrsbegegnung der Harsefelder Landfrauen in der voll besetzten Festhalle. Foto: Stehr

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