TComeback mit Freudentränen: Nach schwerem Unfall ist „Quaasi“ zurück im Sattel

Tanja und Andreas Quaas. Er hat sich zurückgekämpft - bis zu seinem ersten Turnierstart in diesem Jahr. Foto: Klempow
Umarmungen, Tränen und Jubel gab es am Dressurviereck auf dem Turnierplatz in Großenwörden. „Quaasi“ ist zurück im Sattel und legt ein unerwartetes Comeback hin.
Großenwörden. Ein Familienfest war das Reitturnier in Großenwörden. Mit Auftritten der jungen Voltigierer und der Hobbyhorse-Gruppe. Mit unerfahrenen Pferden, routinierten Vierbeinern und entspannten Zuschauern. Mit großer Quadrille zum Abschluss und einem großen Moment mittendrin.
Siegerehrung wird zu großem Moment
Tage und Monate mit unerschütterlichem Willen sind diesem großen Moment vorausgegangen. Auf dem Dressurplatz wird Andreas Quaas mit seiner Fuchsstute für die Siegerehrung aufgerufen. Eigentlich ein gewohntes Bild in Großenwörden.
Nicht nur dort hat der Profireiter aus Oberndorf in den vergangenen Jahren schon zig Pferde vorgestellt. An der Barriere aber fließen Tränen. Dieser Moment ist für viele der rundum Mitfiebernden emotional. Denn selbstverständlich ist seit dem Frühjahr für Andreas und seine Frau Tanja Quaas nichts mehr.
„Quaasi“ musste sich zurückkämpfen in den Sattel. In Reiter- und Pferdezüchterkreisen heißt Andreas Quaas nur „Quaasi“. Ein schwerer Reitunfall hatte ihn im Februar aus der Bahn geworfen. Nach dem Schädel-Hirn-Trauma, dem langen Krankenhausaufenthalt und der Reha hat er nicht lockergelassen, hat gekämpft und sich in kleinen Schritten seinen Alltag zurückerobert. Anfang Juli bei der Stutenschau stellte er schon Stuten an der Hand vor, führte sie aber nur im Schritt. Langsam tastete er sich ans Reiten, im Juli noch erst mal im Schritt und im Sattel eines Ponys.
Turnier in Großenwörden als Ansporn
Und jetzt das Turnier in Großenwörden. Gedacht war es als mögliches Ziel und als Ansporn. Bis vor wenigen Wochen war Quaasi noch nicht wieder galoppiert. In der Reitpferdeprüfung zu nennen, „war eher als Motivation gedacht“, erzählt Tanja Quaas.
Für einen Profi wie Andreas Quaas ist eine solche Prüfung zur Beurteilung der Pferde in Schritt, Trab, Galopp und zum Gewöhnen der Vierbeiner ans Turniergeschehen ein Klacks - unter normalen Umständen.
„Wir haben geübt, geübt, geübt und kurz vor Meldungsschluss genannt“, erzählt Tanja Quaas. Sein Ziel? „Dass die Leute nicht zu viel lachen“, sagt Quaasi mit seinem trockenen Humor. Es kam anders.
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Die große Herausforderung für ihn war nicht das Reiten, das klappe besser als Laufen und Stehen. Aber eine Viertelstunde lang in der Prüfung die Konzentration zu halten - das war sein persönlicher Härtetest.
Andreas Quaas tritt für den Großenwördener Reitverein an, bei der Prüfung standen Grüppchen von Zuschauern rund um das Dressurviereck, „überall kleine Fanclubs“, so Tanja Quaas. Quaasi lieferte ab - blieb konzentriert. „Seine Meisterleistung“, sagt seine Frau. Und das Publikum staunte, freute sich. Selten wurde ein Ritt in einer Reitpferdeprüfung wohl mit so viel Applaus und Emotionen bedacht.
Stute zeigt Gespür für ihren Reiter
Für Tanja und Andreas Quaas hätte es keinen besseren Ort für ein Comeback geben können. Es musste Großenwörden sein - „ so viel Unterstützung am Dressurviereck sieht man selten. Gänsehaut und Freudentränen, Umarmungen und strahlende Gesichter“, freut sich Tanja Quaas.

Andreas Quaas ist nach seinem schweren Reitunfall zurück im Sattel - und hat seinen persönlichen Härtetest mit Bravour bestanden. Geholfen hat auch die brave Stute Senza Limiti. Foto: Bianka Szeskus
Das Turnier hallt nach. „Es ist das erste und letzte in diesem Jahr“, sagt Andreas Quaas. Seine persönlichen Ziele hat er erreicht - und die heimliche Hoffnung seiner Frau noch übertroffen. Daran hat vor allem seine Fuchsstute ihren Anteil.
„Ich wusste, dass sie eine solche Qualität hat und hab gehofft, es würde vielleicht für eine Schleife reichen“, sagt Tanja Quaas. Die vierjährige Stute ist selbst gezogen, kam im eigenen Stall zur Welt, wurde von Quaasi auch ausgebildet. „Sie ist superbrav“, sagt Andreas Quaas. Mehr noch: „Sie hat ein Gespür für ihn“, hat Tanja Quaas beobachtet.

Andreas Quaas ist nach seinem schweren Reitunfall zurück im Sattel - und hat seinen persönlichen Härtetest mit Bravour und bejubelt von den Zuschauern bestanden. Geholfen hat auch die brave Stute Senza Limiti. Foto: Mareike Meyer
Die weiteren Turnierergebnisse gibt es online.
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