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Kita-Krise

TKritik an Kita-Gesetzreform: Corinna Lange reagiert auf Unmut

Die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Lange aus Deinste ist Sprecherin für frühkindliche Bildung der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Lange aus Deinste ist Sprecherin für frühkindliche Bildung der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag. Foto: privat

Eltern, Kita-Leitungen und Träger hatten es gefordert: Um die Kita-Personalkrise zu lindern, sollen Assistenzkräfte Fachkräfte vertreten dürfen. Prompt präsentierte die Regierung einen Gesetzentwurf. Der sorgt beim Kita-Fachkräfteverband für Unmut.

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Von Anping Richter
Sonntag, 21.04.2024, 11:50 Uhr

Landkreis. Als die Brandbriefe aus dem Kreis Stade eintrafen, war in Hannover offenbar längst angekommen, dass es mit der Personalsituation in Niedersachsens Kitas so nicht weitergeht. Kurz darauf präsentierte die Regierung nämlich den Entwurf einer Gesetzesreform.

Sie soll „für mehr Freiräume und Handlungsspielräume bei der Personalplanung sorgen und in Zeiten des Fachkräftemangels mehr Verlässlichkeit gewährleisten“, heißt es in einer Mitteilung von Corinna Lange, Sprecherin für frühkindliche Bildung der SPD-Landtagsfraktion.

Aufstieg zur Gruppenleitung durch berufsbegleitende Qualifizierung

Aktuell seien überwiegend Erstkräfte knapp. Gemeint sind Erzieher, die die vierjährige Ausbildung absolviert haben. Ohne die Anwesenheit einer solchen Fachkraft darf eine Gruppe in der Regel nicht betreut werden.

Gleichzeitig gibt es viele gut ausgebildete Assistenzkräfte mit jahrelanger Berufserfahrung, sagt Corinna Lange. Die Landtagsabgeordnete aus Deinste war früher selbst sozialpädagogische Assistentin in einer Kita.

Die Gesetzesreform soll diesen durch eine berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme den Aufstieg zur Gruppenleitung ermöglichen.

In großen Kitas Vollzeit für Vertretungskräfte möglich

In Randzeiten wird in vielen Einrichtungen seit Wochen keine Betreuung mehr angeboten. Zum kommenden Kita-Jahr sollen in Randzeiten auch sogenannte geeignete Kräfte zusammen mit Assistenzkräften eingesetzt werden dürfen, wenn keine Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Eine geeignete Kraft kann zudem nun fünf Tage im Monat je Gruppe eingesetzt werden, was in großen Kitas eine Vollzeitbeschäftigung für Vertretungskräfte ermöglicht.

Der Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen übt Kritik: „Der Vorschlag führt bereits jetzt zu Unmut bei den bestehenden pädagogischen Fachkräften innerhalb unseres Berufsverbandes.“

Eine strittige Frage: Wie sollen die Kräfte nach der Weiterbildung eingruppiert werden? Bei TVöD S 8a würden sie Fachkräften gleichgestellt, was laut Kita-Fachkräfteverband zu einer Entwertung des Berufsbildes führen würde.

Die Eingruppierung ist Sache der Kita-Träger

Ein Sparmodell soll die Gesetzreform nicht sein, sagt Corinna Lange: „Die Träger bekommen trotzdem die Zulagen für die Erstkraft.“ Die Eingruppierung liege nicht in der Verantwortung des Kultusministeriums. Wie sie die Vergütung regeln, beispielsweise mit einer Zulage, müssten die Träger selbst sehen.

Der Verband sähe es auch lieber, wenn langjährige Assistenzkräfte nach einem Kurs und einer Nachprüfung den Abschluss als Fachkraft bekommen könnten. Der Schwerpunkt solle auf Bedürfnisorientierung, Bindungs- und Beziehungsarbeit sowie institutionellem Kinderschutz und Kinderrechten liegen.

„Die Inhalte der Qualifizierung liegen noch im Ministerium“

„Die Inhalte der Qualifizierung liegen noch im Ministerium“, sagt Corinna Lange. Grundsätzlich sei eine Nicht-Schüler-Prüfung auch jetzt schon möglich. „Wir haben Zeitdruck. Wenn wir jetzt zögern, schaffen wir es nicht zum 1. August“, sagt Lange.

Nichts sei in Stein gemeißelt. 2026 soll das Niedersächsische Kindertagesstättengesetz (NKitaG) sowieso überarbeitet werden.

Der Kita-Fachkräfteverband schließt sich außerdem einer Forderung der CDU an: Um mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, soll die Förderung der dualisierten Erzieher-Ausbildung durch Zuschüsse für ausbildende Träger erhöht werden.

„Wir müssen grundsätzlich gucken, wie diese Möglichkeit bisher überhaupt genutzt wird“, sagt Corinna Lange. Die BBS Stade haben die duale Ausbildung bisher nicht im Programm, und die örtlichen Träger haben somit auch nicht die Möglichkeit, diese Zuschüsse abzurufen. Hier gebe es Handlungspotenzial.

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