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Musikerfolge

TD/A-Kicker Liam Giwah auf Abwegen – und mit einer Million Hörern

Weil das Studio im Keller unter Wasser steht, muss Liam Giwah seiner Arbeit als Audio Engineer aktuell in seinem Zimmer nachgehen.

Weil das Studio im Keller unter Wasser steht, muss Liam Giwah seiner Arbeit als Audio Engineer aktuell in seinem Zimmer nachgehen. Foto: Tom Stahmann

Für Liam Giwah gab es lange nichts anderes außer Fußball. Aber irgendetwas fehlte ihm. Bis er eine Sportpsychologin traf, die ihm einen entscheidenden Rat gab.

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Von Tom Stahmann
Mittwoch, 24.01.2024, 16:00 Uhr

Drochtersen. 2019 konzentrierte sich der damals 19-jährige Liam Giwah lange Zeit voll auf seine Fußball-Karriere bei der SV Drochtersen/Assel. Das Abitur hatte er längst in der Tasche, der Alltag bestand aus dem Training - morgens im Fitnessstudio und abends auf dem Fußballplatz. Nur so richtig glücklich war er damit nicht. Er wandte sich an eine Sportpsychologin.

Die riet ihm, sich eine Beschäftigung als Ausgleich zum Fußball zu suchen. Giwah verschrieb sich der Musik. Weil seine Fähigkeiten als Künstler nicht die Besten waren, wandte er sich dem technischen Aspekt der Musik zu. Er nahm die Songs auf, mischte sie ab, mixte, machte die Stimmen der Sänger schöner. Heute gibt es dafür einen englischen Begriff und einen Studiengang: Audio Engineer.

Eine Million Streams bei Spotify

Giwah arbeitete mit seinem Bruder zusammen. Künstlername: Jamil. Die ersten zwei Songs, die er für Jamil abmischte, hießen „Alleine“ und „Easy Momentan“. Sie sind heute die erfolgreichsten des Duos. Jüngst erreichte der Song „Alleine“ eine Million Streams bei Spotify.

„Ich kann den Song nicht mehr hören“, sagt Giwah. Heute hätte er die Songs besser und schneller bearbeitet, weil er es auch besser könnte. Denn Giwah studiert im fünften Semester Audio Engineer, kümmert sich jetzt professioneller um die Aufnahme des Gesangs seines Bruder, fügt Musik und Gesang zusammen und sorgt mit technischen Kniffen für den perfekten Klang.

Entstanden ist „Alleine“ im Haus der Eltern. Die Brüder haben sich ein kleines Tonstudio im Keller eingerichtet. Aufgrund der massiven Regenfälle der vergangenen Wochen stand dieses jüngst unter Wasser. Die Giwah-Brüder produzieren ihre Songs derzeit im Schlafzimmer. „Es ist nicht ideal, aber es funktioniert“, sagt Giwah.

Auch in Kiel lässt die Musik Giwah nicht los

2020 zog es den Fußballer Giwah zur U23 von Holstein Kiel in die Regionalliga. Musik war damals zwar schon Teil seines Lebens, aber spielte kaum eine Rolle für die zukünftige berufliche Karriere. In Kiel studierte Giwah parallel Betriebswirtschaftslehre. „Eigentlich interessiere ich mich dafür sehr“, sagt Giwah. Wegen der Corona-Pandemie fand der Unterricht online statt. Auch der persöniche Kontakt zu seinen Studienkollegen blieb für Giwah auf der Strecke. Das Studium war ihm zu dröge.

„Zeitlich wurde es immer schwieriger, Fußball, Musik und das Studium unter einen Hut zu bekommen“, sagt Giwah. Außerdem entpuppte er sich in Sachen Musik als Talent und wurde immer besser. „Da habe ich gemerkt, dass das etwas für meine Zukunft sein kann.“

Liam Giwah spielte für Kiel und D/A in der Fußball-Regionalliga.

Liam Giwah spielte für Kiel und D/A in der Fußball-Regionalliga. Foto: Jörg Struwe

Giwah ergreift die Chance und wechselt das Studium. 2022 geht er zurück zur SV Drochtersen/Assel und schließt damit das Kapitel Kiel. Er lernt nicht nur an der Uni. Giwah ist auch Autodidakt. Technische Handgriffe gibt es bei YouTube.

Im Studium lernt Giwah von den Besten

Inzwischen befindet er sich im fünften von insgesamt sechs Semestern. Gerade arbeitet er an seiner Abschlussarbeit für das Bachelor-Studium. Er stellt ein sogenanntes Sample Pack zusammen, aus dem ein gemeinsames Album mit seinem Bruder entstehen soll. Giwah produziert die Beats. Giwah hat an der Uni in Hamburg alle Möglichkeiten. 90 Prozent des Studiums sind praxisorientiert. Sechs hochwertige Tonstudios stehen Giwah in seiner Hochschule zur Verfügung. Dort lernt er von Dozenten wie Bernd Burgdorf, der schon für Pink und Green Day gearbeitet hat.

Für die Zeit nach dem Studium hat Giwah bereits einige Projektideen. „Die möchte ich aber geheimhalten“, sagt Giwah lachend. Auch die Medienbranche und Sounddesign reizen ihn. Werbespots oder Filme zu vertonen, kann er sich sehr gut vorstellen. Wenn er später von der Musik leben könnte, wäre er damit sehr zufrieden, so Giwah.

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Aktuell bleibt es bei der Musik mit seinem Bruder Jamil. Die beiden können sich ehrlich die Meinung sagen. „Eigentlich ist es für einen Künstler Gift, wenn man ihm mit Kritik das Selbstvertrauen nimmt.“ Dank des engen Verhältnisses der beiden sei das aber kein Problem. Bei anderen Künstlern müsse man da über seinen Schatten springen und deren Vorstellungen folgen, so Giwah. „Unter dem Strich bist du eben Dienstleister.“

Giwah kämpft sich zurück in D/A-Kader

Fußballerisch blickt Giwah positiv auf die bevorstehende Rückrunde. „Ich möchte einfach wieder Fußball spielen und wieder in die Startelf kommen“, sagt Giwah. Aufgrund einer Schambeinentzündung kam er nur zu sieben Einsätzen. In den Testspielen gegen Rotenburg und Rödinghausen wirkte der Innenverteidiger wieder mit. „Ich habe noch leichte Probleme, aber das hält mich nicht auf“, sagt Giwah.

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