TD/A kontert Phönix Lübeck aus: Der Oldie leitet den überraschenden Sieg ein

Alexander Neumann erzielte sein 97. Tor in der Regionalliga. Foto: JOERG STRUWE
D/A hat nach zwei Niederlagen in der Fußball-Regionalliga wieder ein Zeichen gesetzt. Drochtersen konterte Phönix Lübeck beim 2:0-Erfolg in der Schlussphase aus. Einer der besten Stürmer der Vereinsgeschichte brachte D/A auf die Siegerstraße.
Lübeck. Nach dem Abpfiff reißt Alexander Neumann die Arme hoch. Seine Kollegen herzen ihn. D/A-Präsident Rigo Gooßen drückt ihn. „Das war wie in alten Zeiten“, sagt Gooßen, bekennender Fan von seinem Mittelstürmer, der D/A am Saisonende verlassen und seine Karriere als Leistungssportler mit 34 Jahren beenden wird.
Viel spielte Neumann nicht in dieser Saison. Und ein Tor blieb ihm bislang in dieser Spielzeit verwehrt. Ausgerechnet beim 1. FC Phönix Lübeck beendet Neumann am Samstag seine Torflaute, schießt D/A nach zwei Niederlagen wieder zurück in die Erfolgsspur und den Kontrahenten womöglich endgültig aus dem Rennen um die Meisterschaft. „Mit einem typischen Neumann-Tor“, sagt Gooßen.
D/A-Trainer Oliver Ioannou wechselt in der zweiten Halbzeit die entscheidenden Spieler ein. Erst Willi Reincke in der 64. Minute, dann Neumann elf Minuten später. Es ist Reincke, der Phönix Lübeck in der 84. Minute über rechts auskontert und schließlich auf Neumann ablegt. „Ich bekomme den Ball, sehe im Augenwinkel, dass der Torwart zu weit draußen steht. Ich musste einfach heben“, sagt Neumann. „Reinkommen, das entscheidende Tor schießen. Besser kann es nicht laufen“, sagt der 34-Jährige.
Nach zwei Niederlagen in Serie war Platz vier für D/A in Gefahr. Dabei hat die Mannschaft von Trainer Oliver Ioannou die Einstellung des besten Saisonergebnisses der Vereinsgeschichte noch nicht zu den Akten gelegt. Zuletzt stand Drochtersen in seiner Debütsaison 2015/2016 so gut da. Außerdem will D/A bestes Team im Jahr 2024 werden. Die Chancen stehen gut.
Der 1. FC Phönix Lübeck ging in das Heimspiel mit der Möglichkeit, im Meisterschaftsrennen noch ein Wort mitzureden. Der Tabellenführer hat zwar schon fünf Punkte Vorsprung. Aber uneinholbar ist die Bundesligareserve von Hannover 96 nicht.
Phönix Lübeck setzt das erste Zeichen
Bereits in der vierten Minute wäre Lübeck seinem Ziel fast einen kleinen Schritt näher gekommen. Es ging schnell über die rechte Seite. Michael Kobert setzte den Ball ganz knapp am Tor von D/A-Keeper Patrick Siefkes vorbei.
D/A fand die Bindung zum Spiel nach gut zehn Minuten. Der Tabellenvierte störte früh die Lübecker Aufbaubemühungen. Phönix agierte ähnlich. Beide Teams waren um Ballkontrolle bemüht. In die Strafräume verirrten sich die Bälle allerdings nur selten. Ein Spiel für Taktik-Fans. Nichts für Fußball-Enthusiasten.
Stabil gegen den zweitbesten Angriff der Liga
Die gute Nachricht zur Pause für D/A: Drochtersen stellte gegen die zweitbeste Offensive der Regionalliga eine stabile Abwehr. Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit kamen die Gastgeber zu guten Gelegenheiten. Die weniger gute Nachricht: Gegen die beste Defensive der Liga setzte die Drochterser Kreativabteilung keine Akzente.
D/A investierte nach Wiederanpfiff mehr in die Offensive. Ein Lübecker spitzelte dem einschussbereiten Moritz Göttel den Ball in der 47. Minute im letzten Moment vom Fuß. Dennis Rosin verpasste aus 14 Metern in der 56. Minute die mögliche Führung.

Die Wechsel in der Offensive passten. Trainer Oliver Ioannou wechselte in Hälfte zwei den Erfolg ein. Foto: Struwe
Dann kamen die Spielerwechsel, die die Wende bringen sollten. Doch zunächst stand D/A mächtig unter Druck. Phönix Lübeck gewann fast jeden Zweikampf, fast jeden zweiten Ball. In der 74. Minute verhinderte Patrick Siefkes mit einem sensationellen Reflex den Rückstand. Die Gastgeber schalteten einen Gang höher. D/A beschränkte sich ausschließlich auf Defensivarbeit. Jetzt brach die Neumann-Zeit an.
Der Routinier schießt D/A zum Sieg
Das 1:0 gegen Phönix Lübeck war eines seiner schönsten und wichtigsten Tore. Der 34-Jährige hob den Ball von der Strafraumkante über Torwart Max Sprang. Es gibt verschiedene Statistiken. Laut der einen hat Neumann jetzt 97 Regionalligatore geschossen. Neumann selbst zählt 98. Schließlich traf er einst ein Mal für die U23 von Werder Bremen in der 3. Liga, als es noch gar keine Regionalliga gab. So lange ist der Mann schon im Geschäft.
D/A war noch nicht satt. Und fand Gefallen am Kontern. In der 88. Minute ging es erneut schnell über die rechte Seite. Diesmal musste Willi Reincke den Ball nach einem Querpass zum 2:0 nur über die Linie drücken. Der Enstand.
Der Held des Spiels ist Neumann. „Es freut mich riesig für Alex“, sagt Coach Ioannou. Neumann habe es hundertprozentig verdient, nicht nur wegen seiner Verdienste in der Vergangenheit, auch weil er zuletzt hart gearbeitet habe, um in seiner letzten Saison noch mal Akzente zu setzen.
Letztes Heimspiel gegen Kilia Kiel
Am Samstag, 11. Mai, um 18 Uhr spielt D/A das letzte Heimspiel der Saison. Kilia Kiel kommt ins Kehdinger Stadion. Traditionell verabschiedet D/A an solchen Tagen Spieler. Über Neumann wird Präsident Gooßen Worte finden wie „Alex Neumann Fußballgott“. So viel ist sicher.
Neumann selbst hat die 100-Tore-Marke noch im Hinterkopf. In der Startelf stehen gegen Kiel, zwei Tore schießen, in der 65. Minute unter frenetischem Jubel die Bühne verlassen. „Das wäre optimal“, sagt Neumann und lacht. Aber vielleicht doch ein wenig zu kitschig.