TDer Toni Kroos des VfL Stade: Darum ist Heises Ausfall so schmerzhaft
Der Stader Basketballer Robert Heise: „Schlimm ist für mich vor allem, dem Team in der aktuellen Situation nicht helfen zu können.“ Foto: Jörg Struwe
Robert Heise hat bereits 160.000 Kilometer für den Basketball zurückgelegt. Doch nun ersetzt die Reha die langen Fahrten. Wie der VfL-Leader seinen Alltag meistert.
Stade. Einmal um die ganze Welt sind es rund 40.000 Kilometer. Viermal so weit ist Robert Heise in den vergangenen acht Jahren allein mit dem Auto unterwegs gewesen. Alles nur, um seinem großen Hobby nachzugehen: Basketball.
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Vier Trainingseinheiten pro Woche, ein Jahr an einer Universität in Iowa, danach Zweitliga-Basketball für die Itzehoe Eagles und inzwischen Regionalliga beim VfL Stade. Die Fahrten zu den Ligaspielen quer durch Deutschland sind dabei noch nicht einmal eingerechnet.
Drei Niederlagen seit Heise-Verletzung
Doch genau das wird sich nun, sehr zu seinem eigenen Leidwesen und dem seiner Mannschaft, drastisch ändern. Im letzten Heimspiel gegen den TuS Bramsche verletzte sich der 25-Jährige im Kampf um den Ball schwer. „Wie sich jetzt bei den Untersuchungen herausgestellt hat, habe ich mir leider einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen“, berichtete Heise. Auf unbestimmte Zeit fällt der Power Forward damit bei den Stader Korbjägern aus.
Für den VfL Stade ist es ein herber Verlust. Ohne den physisch starken und vor allem enorm erfahrenen Heise gingen bereits die letzten beiden Partien verloren.
Zeit ist für Heise ein knappes Gut
Seine sportliche Laufbahn begann in Rendsburg, wo seine Eltern ihn zur Halle der Twisters brachten und wieder abholten. Fußball spielte er da längst nicht mehr – die Schule ließ beides nicht zu. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigte: 2017 gewann er die Deutsche Meisterschaft im 3x3 der U18, danach wagte er den Sprung ans College in die USA.
Nach der Rückkehr während der Pandemie zog es ihn nach Hamburg. „Da hätte ich mir gewünscht, dass die A26 nach Stade schon fertig gewesen wäre“, sagt der Zwei-Meter-Mann schmunzelnd. Zeit sei schließlich eines seiner knappsten Güter.
Zwischen Lübeck und Stade: So sieht Heises Alltag aus
Trotzdem meisterte er seine Dreifachbelastung zuletzt beeindruckend. Nach dem Bachelor-Fernstudium (Luftverkehrsmanagement) macht er nun einen BWL-Master in Präsenz in Lübeck. Als Werkstudent arbeitet er 20 Stunden im Projektmanagement maritime Infrastruktur bei Drees & Sommer.
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Und dann kommt noch der Basketball hinzu. „Jetzt tritt dafür leider die Reha an diese Stelle“, sagt er. Neben Studium, Job und sportlicher Wiederherstellung müssen schließlich auch Familie und Freundin noch ihren Platz im Wochenplan finden.
Auf den Spuren seines Vaters
Im kommenden Sommer will er seine Masterarbeit abschließen. Ein wichtiger Schritt Richtung Berufsleben, wahrscheinlich in der Luftfahrt. Doch eigentlich hatte „Rob“, wie ihn alle nennen, sportlich ganz andere Pläne.
„Im vergangenen Jahr habe ich meinen ersten Triathlon absolviert. Nach meiner ersten Knieverletzung war es nicht so angesagt, lange Strecken zu laufen. Da bin ich aufs Rad gestiegen und bin diesem Sport verfallen“, erzählt Heise. Vielleicht kein Zufall, schließlich war sein Vater Leistungssportler im Radsport.
Wie schwer der neue Rückschlag für den Leistungssportler wiegt, erklärt Knieexperte Prof. Dr. Christoph Lohmann, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg: „Der Riss des vorderen Kreuzbandes stellt die häufigste Bandverletzung des Kniegelenkes dar.“ Grund dafür sei meistens eine belastete Beugung oder eine Außenrotationsbewegung des Unterschenkels, wodurch es zu einer kurzfristigen Überlastung des vorderen Kreuzbandes komme und Kräfte von über 200 Kilogramm wirkten.
Warum Heise für den VfL Stade so wichtig ist
Ob und wann Heise operiert wird, steht nach seiner Aussage noch aus. Die Ausfallzeit liegt bei Spitzensportlern zwischen sechs und zwölf Monaten. „Schlimm ist für mich vor allem, dem Team in der aktuellen Situation nicht helfen zu können“, sagte der 105-Kilo-Mann.

VfL-Basketballer Kerem Baysalli. Foto: Martin Elsen
Wie groß Heises Bedeutung für den VfL ist, unterstreicht Topscorer Kerem Baysalli: „Er hatte jetzt mehr die Rolle des Kapitäns übernommen und den jüngeren Spielern, wie auch mir, auf dem Feld geholfen. Robert bringt immer gute Laune in die Kabine und ist ein sehr konsistenter Spieler, auf den man sich komplett verlassen kann.“
VfL-Manager Bolz: „Stehen als Familie zusammen“
Auch Trainer Joan Rallo Fernández findet klare Worte: „Er macht Dinge, die sehen sehr einfach aus. Das sind nicht immer Highlights, aber er macht das, was das Spiel super einfach macht. So wie Toni Kroos bei Real Madrid im Fußball viele kleine, einfache Dinge machte. Ohne ihn hat Real Probleme.“

Stades Coach Joan Rallo Fernández. Foto: Struwe (Archiv, nomo)
Jetzt hat auch der VfL ein Problem, für das es personell noch keine Lösung gibt. „Es ist sehr schlimm und tragisch, so eine gute Führungspersönlichkeit auf dem Platz zu verlieren. Gerade zu Beginn der Saison hat man gemerkt, wie er Verantwortung übernommen und uns zu den Siegen geführt hat. Das wiegt jetzt schon sehr schwer“, sagt VfL-Manager Thomas Bolz. „Aber wir stehen als Familie zusammen.“
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