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Meisterschaft

TDeutschlands bestes Mini-Raketen-Auto kommt aus Ahlerstedt

Wenn die fünf roten Lämpchen erlöschen, kommt es auf die Reaktionszeit an. Per Knopfdruck werden die Gaspatronen in den Fahrzeugen geöffnet und das Auto rast los.

Wenn die fünf roten Lämpchen erlöschen, kommt es auf die Reaktionszeit an. Per Knopfdruck werden die Gaspatronen in den Fahrzeugen geöffnet und das Auto rast los. Foto: Fehlbus

Speed Titans nennen sich die Schüler aus Ahlerstedt und Harsefeld. Als Team wurden sie jetzt Deutscher Meister - obwohl sie nicht das schnellste Auto hatten.

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Von Miriam Fehlbus
Montag, 26.05.2025, 14:50 Uhr

Ahlerstedt. Am Computer mit 3D-CAD Software gezeichnet, mit einem 3-D-Drucker im Chemieraum der Schule produziert und im Windkanal getestet: Die Schüler zwischen 12 und 14 Jahren, die ihren Rennwagen als Speed Titans auf die Strecke am Audi Driving Experience Center in Neuburg an der Donau brachten, haben sich den Sonderpreis für die Konstruktion in monatelanger Kleinarbeit verdient.

Noch mehr zählt der Gesamtsieg im Wettbewerb Stem Racing, vormals Formel-1 in der Schule: Zum zweiten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs wurde ein Team aus der Samtgemeinde Harsefeld Deutscher Meister. Tjelle (13), Klaas (14), Cleo (13), Rasmus (13), Levi und Silas B. (12) sowie Silas E. (13) haben es als Junior-Team geschafft.

Siegprämie: Ein Raketen-Auto-Start als Mitfahrer

Es gab einen Pokal, Medaillen und: „Wir durften als Sieger eine Runde im Raketen-Auto fahren“, sagt Cleo. In einem Audi mit 900 PS und mit Helmen gesichert ging es für jeweils drei Schüler auf der Rennstrecke in wenigen Sekunden von null auf 100. „Wir haben ein Video davon“, sagt Cleo. Der 13-Jährige „füttert“ den Instagram Kanal der Speed Titans.

Mit diesem Fahrzeug sind die Ahlerstedter und Harsefelder Schüler das beste Juniorteam Deutschlands geworden.

Mit diesem Fahrzeug sind die Ahlerstedter und Harsefelder Schüler das beste Juniorteam Deutschlands geworden. Foto: Fehlbus

Jeder im Team hat eine besondere Aufgabe. Es geht nicht nur darum, das schnellste Rennauto mit CO2-Antrieb zu bauen. Entscheidend sind die Wertungen für die Teamleistung aus Konstruktion, Ferti­gung, Reaktionszeit, Fahrzeuggeschwindigkeit, Business­plan und Präsentation. Es geht um das Gesamtkonzept.

Ingenieursnachwuchs für Technikstandort Deutschland

STEM Racing, das ist der für Deutschland noch sperriger anmutende Begriff als MINT-Rennen. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik - das sind die Teilbereiche beider Abkürzungen, einmal auf Englisch (STEM) und einmal auf Deutsch (MINT). Ziel der deutschen Organisatoren und Veranstalter ist es, Innovationskraft zu erhalten und den Technikstandort Deutschland durch Ingenieursnachwuchs nachhaltig zu sichern. In Ahlerstedt hat es funktioniert: Die damals 14-Jährigen aus den Teams vor bis zu zehn Jahren sind heute Landmaschinentechniker, in medizinischen Berufen unterwegs oder studieren Chemie.

Das Potenzial für internationale Erfolge ist vorhanden

International geht es für das Ahlerstedter Junior-Team jetzt nicht weiter, das ist den Senior-Teams von 15 bis 19 Jahren vorbehalten. Die Weltmeisterschaft lockt alle. „Sie müssen zwei Jahre durchhalten und sich entwickeln. Das Potenzial für eine WM-Teilnahme ist da“, sagt Lehrer Gerd Iffland. Er ist der Macher der Erfolge an der Oberschule am Auetal. 2019 waren Schüler unter seiner Anleitung bereits einmal Deutscher Meister geworden. Iffland bekommt Verstärkung von Kollegen des Aue-Geest-Gymnasiums. Drei bis vier Schüler von jeder Schule haben sich zu den Speed Titans zusammengefunden.

Sie sind Deutscher Meister: Mit einem Fahrzeug, das sie selbst konstruiert, gebaut und präsentiert haben, sind Silas B. (12), Silas E. (13), Tjelle (13), Klaas (14), Cleo (13), Rasmus (13) und Levi (13, von links) das beste Juniorteam geworden.

Sie sind Deutscher Meister: Mit einem Fahrzeug, das sie selbst konstruiert, gebaut und präsentiert haben, sind Silas B. (12), Silas E. (13), Tjelle (13), Klaas (14), Cleo (13), Rasmus (13) und Levi (13, von links) das beste Juniorteam geworden. Foto: Fehlbus

In Form einer Arbeitsgemeinschaft treffen sich die Schüler einmal in der Woche im Ahlerstedter MINT-Zentrum - freiwillig nach der Schulzeit. Es gibt keine Note. Wenn es richtig gut läuft, dann gibt es einen Siegerpokal. Den hält jetzt Klaas in den Händen. Er ist der älteste Teilnehmer. Nächstes Jahr darf der 14-Jährige nicht mehr im Junior-Team starten. Er wird Supporter, Unterstützer, um vielleicht in zwei Jahren wieder mit am Start zu sein.

Auto-Antrieb mit CO2-Patrone: Blitzschnell über 20 Meter

Den Start haben sie lange geübt. Auch hier gibt es Spezialisten. Es geht um Reaktionsschnelligkeit, Silas gehört dazu. Ein paar Lämpchen an der Startvorrichtung gehen erst an, dann nach einen Countdown plötzlich aus. Jetzt drücken die Vertreter beider Teams so schnell es geht auf den Startknopf.

Der Antrieb der Autos erfolgt durch das Öffnen einer CO2-Patrone, die aussieht, als hätte sie jemand aus dem Edelstahlbehälter zum Sahneaufschäumen geholt. Das Auto rast auf einer geraden, 20 Meter langen Fahrbahn entlang einer Nylonschnur bis zum Ziel. Wenn alles stimmt, ist der beste Rennwagen auch der schnellste.

Bei den Landesmeisterschaften gelang das den Speed Titans. Bei den Deutschen Meisterschaften erhielt das schleswig-holsteinische Team CarbonRacing den Sonderpreis für das schnellste Fahrzeug. Das ist ein Punkt, an dem sie in Ahlerstedt noch arbeiten können. Aber die fast 60 Punkte Vorsprung am Ende zeigen schon eine gewisse Überlegenheit. Zur Feier des Titels geht es nach Harsefeld: Eis essen.

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