TDiese Themen bringen Fredenbecks Feuerwehr zur Weißglut

Damit die circa 4200 Feuerwehrleute im Kreis Stade nicht nur bei Übungen wie hier in Bützfleth sicher die Unfallrettung vertiefen können, sind Kurse bei der Landesfeuerwehrschule unumgänglich. Foto: Vasel/Archiv
Für die Fredenbecker Feuerwehren war es nicht gerade ein ruhiges Jahr. Und nicht gerade ruhig war auch Gemeindebrandmeister Sven Dammann bei der Jahreshauptversammlung. Was ist da los?
Kutenholz. Dem Gemeindebrandmeister geht der Puls. Bei der Jahreshauptversammlung der Fredenbecker Feuerwehren in Kutenholz spricht Sven Dammann vor gut 300 Kameradinnen und Kameraden. Und er hat „Halsschlagader wie Bockwürste“, wie Dammann es ausdrückt.
Während seiner Rede bringt den Gemeindebrandmeister vor allem ein Thema auf die Palme: Von den beantragten Lehrgängen hat das Niedersächsische Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) der Samtgemeinde-Feuerwehr nur etwas mehr als die Hälfte genehmigt.
Von beantragten Lehrgängen wurden viele nicht genehmigt
Hintergrund: Das Land hatte zum 1. Januar 2024 die neue „Feuerwehrdienstvorschrift 2“ eingeführt. Die beinhaltet auch, dass Truppführende nicht wie bisher an den Standorten Celle und Loy ausgebildet werden, sondern innerhalb der Samtgemeinde. Im September waren dann daraus auch neun Truppführer hervorgegangen.

Gemeindebrandmeister Sven Dammann führte durch das Programm und machte seinem Ärger Luft. Foto: Bisping
In Celle und Loy, so Dammann, müssten durch den Wegfall Ausbildungskapazitäten frei geworden sein. „Doch weit gefehlt“, stellt er verärgert fest. Ganze 16 Lehrgänge dürfen die Kameraden statt der beantragten 29 besuchen. „Damit ist die versprochene Zuteilungsrate von mindestens 75 Prozent in weiter Ferne“. Der Gemeindebrandmeister pocht auf Veränderung.
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Weiteres Aufreger-Potenzial birgt eine Fahrzeugbestellung. Ein Löschfahrzeug für die Ortsfeuerwehr Fredenbeck sollte im Herbst 2024 abholbereit sein. „Leider hat uns der Aufbauhersteller Ziegler im Stich gelassen und das Fahrzeug bisher nicht ausgeliefert“, berichtet Dammann. Neuer Termin ist nun Ende April.
Zu 167 Einsätzen sind die Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr ausgerückt, darunter 29 Brandeinsätze, 89 Technische Hilfeleistungseinsätze und 49 sonstige Einsätze. Ein Großbrand innerhalb der Samtgemeinde war nicht dabei. Die Ortsfeuerwehren Deinste, Fredenbeck und Helmste eilten aber bei einem Großbrand in Stade-Hagen zu Hilfe.
„Die Bürger können sich auf euch verlassen“
Auf circa 130.000 Euro belief sich die Schadenssumme aller Brandeinsätze. Dem gegenüber stünden erhaltene Werte von circa 1,24 Millionen Euro. Der Gemeindebrandmeister lobt: „Diese Summen spiegeln die großartige Einsatz- und Leistungsbereitschaft der Feuerwehren unserer Samtgemeinde wider.“
Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef dankt in seinem Grußwort allen Einsatzkräften. „Ihr gehört zu den Menschen, die es weder auf Ruhm noch auf Ehr abgesehen haben - doch gebührt euch beides“, sagt er. „Die Bürger können sich zu jeder Zeit auf euch verlassen.“

Gut 300 Brandschützer nahmen an der Veranstaltung in Kutenholz teil. Foto: Bisping
Die Feuerwehren der Samtgemeinde kamen in 2024 auf 8049 Einsatzstunden - 148 mehr als in 2023. Damit leisteten sie 31.103 Dienststunden, in die Ausbildung flossen 2280 Stunden. In Summe erreichten die Ehrenamtlichen 41.432 Gesamtstunden, 4564 mehr als in 2023.
Pro Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau kämen dadurch 96 Stunden zusammen. Dammann: „Bei einer 40-Stunden-Woche wären das für jeden Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau mehr als zwei Wochen Dienst am Bürger.“ Von einem Stundenlohn um 20 Euro ausgehend eine Summe von fast 830.000 Euro.
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Lobend hebt der Gemeindebrandmeister auch die AED-Gruppen hervor. Von 21 Alarmierungen seien elf Menschen reanimationspflichtig gewesen. Davon hatten drei erfolgreich reanimiert werden können. „Nur durch das schnelle Handeln der AED-Gruppen haben diese Menschen eine Chance, einen Herzstillstand zu überleben.“ Sein Appell an die Lebensretter: „Macht weiter so, ihr werdet gebraucht.“
Mit einer kleinen Anekdote zu einem Fehlalarm der besonderen Art erntet Sven Dammann von den Anwesenden viele Lacher. Der Alarm kam aus einem Seniorenwohnheim. Die Ursache: ein sogenannter Lüftungsmissbrauch. Was war geschehen? Offensichtlich hatte jemand nahe der Brandmeldeanlage Rauschmittel goutiert - und damit den Alarm ausgelöst.
Personalwechsel und besondere Ehrungen
Der stellvertretende Gemeindebrandmeister Helge Kroschewski stellt aus persönlichen Gründen sein Amt zur Verfügung. Carsten Fricke aus der Ortsfeuerwehr Deinste übernimmt. Er wird voraussichtlich am 27. März auf der Sitzung des Samtgemeinderats ernannt.

Für 60 Jahre im Dienste der Feuerwehr wurden Johann Meincke (links, Fredenbeck) und Heinrich Witte (Aspe) geehrt. Foto: Bisping
In der Ortsfeuerwehr Schwinge tritt nach 24 Jahren Torsten Ropers als stellvertretender Ortsbrandmeister zurück und übergibt an Nils Beckmann (Ernennung voraussichtlich ebenfalls am 27. März). Eine Ehrennadel in Bronze des Landesverbands Niedersachsen erhielt Peter-Michael Haak für seine kontinuierliche und engagierte Arbeit in der Führung der Feuerwehr.

Der stellvertretende Kreisbrandmeister Thorsten Hellwege übergibt dem Funkbeauftragten Peter-Michael Haak die Ehrennadel in Bronze des Landesverbands Niedersachsen. Foto: Bisping
Unter anderem wurde auch Hans-Peter Nuttbohm geehrt. Der Deinster ist seit 70 Jahren bei der Feuerwehr und mit 17 eingetreten, erzählt der 87-Jährige.
Seine Frau habe das Engagement begrüßt. „Wir haben auch ständig am Dorfleben teilgenommen“, sagt er. 20 Jahre lang war der frühere Maurer Atemschutzbeauftragter. Nuttbohm ist verheiratet und hat drei Kinder. Sohn, Enkel und Enkeltochter sind ebenfalls bei der Feuerwehr.

Hans-Peter Nuttbohm aus Deinste bringt sich seit 70 Jahren bei der Deinster Feuerwehr ein. Foto: Bisping