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Fremdsprachen

TDieses Schulfach wird bei Schülern im Kreis Stade immer unbeliebter

Auf einer Landkarte, die Frankreich zeigt, steht ein kleiner Eiffelturm.

Ist Frankreich bei Stader Schülern nicht mehr „en vogue“? Französisch zumindest scheint nur noch wenige zu begeistern. Foto: Bisping

Französisch sinkt in der Gunst der Oberstufler. Im Jahrgang 12 gibt es im Landkreis Stade gerade mal zwei Leistungskurse. Eine andere Sprache boomt dafür.

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Von Alexandra Bisping
Donnerstag, 29.08.2024, 06:35 Uhr

Landkreis. Baguette, Fromage, Mousse au chocolat: Französische Wörter können zwar Lust auf gutes Essen machen, auf die Sprache selbst aber anscheinend nicht. Bereits im Frühsommer berichteten viele Medien, dass das Schulfach deutschlandweit immer unbeliebter wird. Der Landkreis Stade ist dabei keine Ausnahme: Französisch befindet sich auf dem absteigenden Ast.

Laut Statistischem Bundesamt waren in Deutschland im Schuljahr 2021/2022 noch 15,3 Prozent (1,29 Millionen), im Folgejahr nur noch 14,6 Prozent (1,27 Millionen) aller 8,4 Millionen Schülerinnen und Schüler daran interessiert, Französisch zu lernen - ein neuer Tiefstand. Den Zahlen nach ist es zwar noch immer die zweithäufigst gewählte Fremdsprache - im Landkreis Stade aber eher nicht.

Wenige Französisch-Leistungskurse im Landkreis

Bei fünf Gymnasien, zwei Berufsbildenden Schulen (BBS), zwei Integrierte Gesamtschulen (IGS) und zwei Waldorfschulen dürfte es an Angebot kaum mangeln. Doch nur noch 176 Schüler im gesamten Landkreis haben Französisch in der Oberstufe gewählt, wie eine TAGEBLATT-Anfrage bei den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung in Lüneburg ergab.

Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld: Hier wird einer von zwei Französisch-Leistungskursen unterrichtet.

Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld: Hier wird einer von zwei Französisch-Leistungskursen unterrichtet. Foto: Laudien

Die einen Schüler machen einen großen Bogen um das Fach. Die anderen machen lange Gesichter, denn im aktuellen Schuljahr kamen an nur zwei Schulen Französisch-Leistungskurse überhaupt zustande. Das Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld ist eine davon.

Gut aufgestellt in Harsefeld und Buxtehude

„Wir bieten Französisch in der Oberstufe in einem Leistungs- und einem Grundkurs an“, sagt Schulleiter Christian Sondern. Allerdings niveauübergreifend: Im Grundkurs werden die Jahrgänge 12 und 13 gemeinsam unterrichtet, genauso im Leistungskurs.

Eine Erklärung des Schulleiters: Da Spanisch dort als Fremdsprache vorgegeben sei, gebe es Abgänge in Latein und Französisch. Christian Sondern gibt außerdem zu bedenken: „Nicht jedes Gymnasium kann sich auf alles spezialisieren.“

Neubau an der Halepaghen-Schule in Buxtehude: Hier ist das Abi bac - das französische Baccalauréat - möglich.

Neubau an der Halepaghen-Schule in Buxtehude: Hier ist das Abi bac - das französische Baccalauréat - möglich. Foto: Wisser

Ein weiteres Gymnasium ist die Halepaghen-Schule (HPS) in Buxtehude. Dort gibt es einen Französisch-Leistungskurs, außerdem können Schüler seit 2021 auch das Abi bac - das französische Baccalauréat - machen.

Das Interesse der Schüler an Französisch sinkt seit Jahren

Wie sieht es im Schulzentrum Süd in Buxtehude aus? Die Nachfrage ist ernüchternd: Dort besteht für die Schüler, die Französisch als Leistungskurs wählen, eine Kooperation mit der HPS. Das Interesse der Gymnasiasten lasse aber seit Jahren nach, bescheinigt Fachobfrau Nathalie Berling. Es gebe „recht dürftige Zahlen“ - auch im Grundkurs.

In der Mittelstufe werde am Schulzentrum Süd eher Spanisch als zweite Fremdsprache gewählt. „Es gibt einen großen Spanisch-Hype in der Hoffnung, dass es die leichtere Fremdsprache ist“, hat Berling beobachtet. Ab der 11. Klasse hörten viele damit aber wieder auf.

„In der Oberstufe ist Spanisch stärker“

Ähnliches sagt Melanie Bünn, Pressesprecherin der Regionalen Landesämter: „Von Spanisch wird zwar behauptet, es sei leichter. Das relativiert sich aber oft nach kurzer Unterrichtszeit.“ Allerdings: „In der Oberstufe ist Spanisch stärker, auch weil es als neu beginnende Fremdsprache in Jahrgang 11 öfter angeboten wird als Französisch.“

Wie sieht es an der Buxtehuder und der Stader IGS aus? Auch hier gibt es für Jahrgang 12 derzeit keinen Französischkurs auf erhöhtem Niveau. Und bei den beiden Berufsschulen steht Spanisch auf dem Lehrplan.

So sieht es an den Stader Gymnasien aus

Das Athenaeum und das Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG), beide in Stade, müssen kooperieren, damit im Jahrgang 12 überhaupt ein Französisch-Grundkurs zustandekommt. Zusammengefasst bedeutet das: Im aktuellen Schuljahr gibt es für die 12. Klassen nur Leistungskurse in Harsefeld und Buxtehude.

Warum wird die Sprache bei Schülern immer unbeliebter? „Eine empirische Untersuchung liegt hierzu nicht vor“, so Melanie Bünn. Die Attraktivität von Spanisch gehe aber offensichtlich zu Lasten des Französischunterrichts.

Französischlehrerin Xenia Haw steht vor dem Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium.

"Mehr werben für die französische Sprache": Fachobfrau Xenia Haw vom Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium. Foto: Bisping

Ein Mangel an Französisch-Lehrern dürfte aber nicht die Ursache sein. Allein am VLG stehen 13 Lehrkräfte zur Verfügung, sagt die kommissarische Französisch-Fachobfrau Xenia Haw. „2023 hatten wir einen gut gefüllten Französisch-Leistungskurs“, informiert sie. Jetzt setze in Klasse 11 eine große Müdigkeit ein.

Gründe sieht sie unter anderem in der Corona-Pandemie. Den Schülern, die damals in der 9. und 10. Klasse waren, sei viel abverlangt worden. Außerdem vermutet sie, dass Spanien das beliebtere Urlaubsland und darum die Sprache reizvoller ist. Was Spanisch für Teenager ebenfalls interessant macht: „Es gibt eine große Latino-Pop-Welt.“

Was passiert mit Französisch-Lehrkräften, denen die Schüler fehlen? „Eigentlich unterrichtet jeder Lehrer mindestens zwei Fächer“, sagt Xenia Haw. „Nicht zu vergessen den Lehrermangel.“ Es finde sich daher immer etwas.

Xenia Haw wirbt für die Sprache von Voltaire und Sartre. Ihrer Meinung nach fehlt es an Fürsprechern: „Französischlehrer sollten verstärkt darauf hinweisen, was sich für großartige Netzwerke in der Deutsch-Französischen Freundschaft verbergen.“ Zum Beispiel kostenfreie Austauschprogramme wie Brigitte Sauzay und Voltaire. Neu sei das deutsch-französische Jugendwerk, zu finden unter www.dfjw.org. „So etwas“, sagt Xenia Haw, „gibt es für Englisch oder Spanisch nicht.“

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