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TDieses Schulfach wünschen sich junge Leute am meisten

Junge Menschen möchten, dass Wirtschaft eine größere Rolle in der Schule spielt.

Junge Menschen möchten, dass Wirtschaft eine größere Rolle in der Schule spielt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Börse, Kredite, Steuern: Eine neue Studie plädiert für eine Änderung des Unterrichtsstoffs. Doch es gibt auch Kritik.

Von Timo Sieg Dienstag, 29.10.2024, 17:55 Uhr

Berlin/Landkreis. Jeder zweite junge Mensch glaubt, nicht genug über Wirtschaft zu wissen, um Nachrichten zu dem Thema zu verstehen – das besagt eine neue Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Vier von fünf Befragten wünschen sich, dass die Wirtschaft in der Schule ein größeres Thema sein sollte. Knapp 1.700 Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren wurden in diesem Jahr befragt. Laut der Stiftung ist die Studie repräsentativ.

In der Wirtschaft findet die bundesweite Einführung eines separaten Schulfaches Unterstützung. In der Vergangenheit hatte sich unter anderem die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) dafür ausgesprochen. Demnach ist ökonomische Bildung wichtig, um die soziale Marktwirtschaft zu verstehen und souveräne Entscheidungen im Lebensalltag, im Beruf und beim Konsumieren zu treffen.

„Stundenplan ist jetzt schon völlig überfrachtet“

Reinhold Hedtke ist gegen ein eigenes Schulfach für Wirtschaft in ganz Deutschland. Der Professor für Wirtschaftssoziologie und Didaktik an der Universität Bielefeld sagt: „Der Stundenplan ist jetzt schon völlig überfrachtet.“ Hedtke erklärt weiter: „Für alles und jedes ein eigenes Schulfach einzuführen, ist Bildung von gestern.“ Schüler müssten in Zusammenhängen denken lernen statt in Schubladen.

Außerdem seien Wirtschaftsthemen bereits gut in Lehrplänen verankert, mehr als etwa Recht oder Gesellschaft – „ganz zu schweigen von Technik, Informatik/Medien oder Medizin, die ein kümmerliches Dasein fristen“, so Hedtke. Er stört sich auch daran, dass Befürworter von neuen Schulfächern nie darüber sprechen würden, was dafür im Lehrplan gekürzt werden solle.

Hedtke kritisiert darüber hinaus das Vorgehen der Studie, zum Beispiel, was die Reihenfolge der Fragen angeht: Erst werde eine Selbsteinschätzung abgefragt, dann die Zustimmung zu der These, eine funktionierende Wirtschaft sei wichtig für die Demokratie. Das beeinflusse die Antwort auf die Frage nach Wirtschaft als Schulfach. Diese werde zudem nicht offen gestellt, so dass Teilnehmer andere Themen gar nicht als wichtiger angeben könnten.

Börse als Unterrichtsinhalt?

Aber nicht nur die Bertelsmann-Umfrage wirft die Frage nach der Finanzbildung in Deutschland auf. Ende September nahmen Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner (beide FDP) den OECD-Vorschlag für eine nationale Finanzbildungsstrategie entgegen. Darin stehen zum Beispiel die Teilnahme an der Börse, Haushaltsplanung oder der Umgang mit Krediten. Die beiden Minister betonten, wie wichtig Angebote zur Finanzbildung seien und erklärten, dass man gerade an einer nationalen Umsetzung arbeite. Konkrete Maßnahmen nannten sie noch nicht. (bel)

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