T„Durch meine Adern fließt Fischblut“: Er ist einer der letzten Elbfischer

Eckhard Panz, Elbfischer, fährt mit dem Boot zu seinen Reusen auf der Elbe bei Lauenburg. Foto: Christian Charisius/dpa
Seit er ein kleiner Junge war, fährt Eckhard Panz fast täglich auf die Elbe raus und fischt. Die Elbe ist sein Revier, seine Heimat und sein Lebenselixier. Einen Nachfolger hat er nicht.
Eckhard Panz liegt das Fischen im Blut. „Ich bin da reingeboren worden. Schon nach der Schule habe ich den Ranzen in die Ecke geworfen - und dann ab in den Kahn“, sagt der 59-Jährige während er sein Fischerboot über die Elbe in Richtung Lauenburg lenkt. Das Wasser plätschert, die Sonne scheint, ein Entenpaar fliegt schnatternd an ihm vorbei. „Meine Arbeit ist mein Urlaub.“ Panz gehört zu den letzten Berufsfischern auf der Elbe in Norddeutschland.
Panz‘ Familie fischt hier seit mehreren Jahrhunderten. „Seit 1700 war meine Familie durchgehend Teil der Fischerei.“ Bis 2012 war er gemeinsam mit seinem Vater unterwegs und fing Aale, Zander, Barsche und Karpfen zwischen Geesthacht und der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Mittlerweile fährt er zu seinen etwa 400 Reusen alleine raus. Fünf Tage die Woche und freitags wird geräuchert.
Fischen mit alten Netzen seines Vaters
Er arbeitet dabei teils noch mit den alten Netzen und Reusen, die sein Vater einst hergestellt hat. „Das soll hier auch so rustikal bleiben“, sagt er mit einem verschmitzten Lachen. Ins Boot ist er mit einer Anglerhose mit integrierten Gummistiefeln und einer dunkelgrünen Fischerschürze gestiegen.

Eckhard Panz, Elbfischer, zeigt eine von seinem Vater geknüpfte Bockreuse im Schuppen seiner Fischerei an der Elbe bei Lauenburg. Foto: Christian Charisius/dpa
Handschuhe trägt er nicht. Der Wind weht kühl, aber Eckhard Panz hat die Ärmel hochgekrempelt und fischt ohne Jacke. „Ich glaube, durch meine Adern fließt Fischblut, deshalb friere ich auch nicht.“

Eckhard Panz, Elbfischer, holt eine Reihe Aalreusen ein, die in der Elbe am Ufer von Lauenburg liegen. Foto: Christian Charisius/dpa
Früher hat er die Fische noch auf dem Wochenmarkt verkauft, doch das hat er aufgegeben. „Ich bin die meiste Zeit auf dem Wasser, etwa 30 Stunden in der Woche, da kann ich keinen Laden machen.“ Zander, Wels und Karpfen verkauft er an einen Fischhändler, Aale gehen an den Betreiber eines Angelsees in Pinneberg. „Drei Tonnen Aale im Jahr schaffe ich schon. Das ist meine wichtigste Einnahmequelle, mein Brotfisch sozusagen.“ Er selbst isst übrigens am liebsten Barsch, Zander und Aal.
Wollhandkrabben als weitere Einnahmequelle
Vor einigen Jahren kam eine ungewöhnliche Einnahmequelle hinzu: die vor rund 100 Jahren über den Schiffsverkehr eingeschleppte Chinesische Wollhandkrabbe. Auch Panz hat daraus ein Geschäft gemacht. „Wir haben rund 500 Kilogramm Krabben pro Woche gefangen.“ Doch in diesem Jahr sehe es eher mau aus.

Elbfischer Eckhard Panz zeigt in einem Bottich an Bord seines Bootes einen Teil seines Tagesfangs. Neben Aalen finden sich Wollhandkrabben und Weißfische in dem Bottich. Foto: Christian Charisius/dpa
Die jungen Krabben wandern im Frühjahr die Elbe rauf, um Nahrung zu finden. Im August und September können dann die ausgewachsenen Exemplare gefangen werden. Zuletzt gab es im Frühjahr immer ein Naturspektakel an der Fischtreppe der Staustufe Geesthacht, wo Zehntausende Tiere entlang krabbelten. In diesem Jahr blieb das aus.
Geldsorgen hat Panz deshalb aber nicht. „Ich lebe nicht auf großem Fuß.“ Außerdem vermietet er noch eine Ferienwohnung und hat nun neu auf seinem Grundstück auch drei Stellplätze für Wohnmobile eingerichtet - mit Blick auf Lauenburg. Ganz ohne Schnickschnack. Das brauche es auch gar nicht. „Bei der Kulisse ist das von alleine schön.“
Nachfolger schwer zu finden
Eins sei aber auch klar: Wenn er aufhört, hat er womöglich keinen Nachfolger. Nicht, dass Aufhören für ihn schon ein Thema sei: „Rente ist für mich auf keinen Fall ein Thema. Ich fische bis ich 70 bin. Mindestens.“ Doch, dass der Beruf immer weniger Zuspruch und Nachwuchs findet, macht ihn traurig. „Das ist schon schade. Aber das ist ja leider bei vielen alten Handwerksberufen so.“
Auf der Elbe zwischen Lauenburg und der Nordsee sind nur noch wenige Berufsfischer unterwegs, wie Elbefischer Olaf Jensen weiß. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Elbefischerei. „Das sind so bummelig etwa zehn Haupterwerbsfischer. Und dann gibt es auch noch die Nebenerwerbsfischer. Das sind eine ganze Menge mehr, mindestens 50.“

Panz ist einer der letzten Berufsfischer auf der Elbe und fischt fast täglich mehrere Stunden auf der Elbe bei Lauenburg. Foto: Christian Charisius/dpa
Leicht sei der Job nicht und er mache auch nicht reich. „Aber irgendwie kommt man doch über die Runden. Wenn man es vergleicht, dann kommt ein Facharbeiter-Gehalt dabei raus. Aber es ist unser Beruf und die Liebe zum Beruf.“
Das bestätigt auch Eckhard Panz. „Du hast hier keinen Stress, du bist dein eigener Chef. Und wenn ich mal keine Lust habe, dann mache ich eben nichts und gehe stattdessen schick Essen.“