TEU-Millionen versprechen Hilfe in der Krise: Kreis Stade wird Bildungskommune

Anke Heydorn, Nele Schmidt, Hanna Münster-Bortig und Felic Brenning vom Bildungsbüro (v.l., hier bei der Bildungskonferenz im März) haben für das Projekt Bildungskommune sieben neue Kollegen bekommen. Foto: Anping Richter
Der Mangel an Lehrkräften und Erziehern ist dramatisch. Doch mitten in der Krise wird der Kreis Stade Bildungskommune: Dank EU-Millionen stockt er sein Bildungsmanagement auf die Größe eines Fußballteams auf. Wie die neuen Experten helfen können.
Landkreis. Was bringt es, Bildungskommune zu sein, wenn das Personal in Kitas und Schulen fehlt? Dann ist es erst recht wichtig, sagt Landrat Kai Seefried. Fachkräftemangel oder gesetzliche Rahmenbedingungen seien nicht zu ändern, aber: „Die Bildungsregion kann Erfahrungen bündeln und als fachliche Lobby für alle wirken.“ Wie das funktioniert, erklären mit ihm Dezernent Thorsten Heinze, Projektleiterin Anke Heydorn und ihre Teamkollegin Mareen Telschow.
2,9 Millionen Euro fließen in das Projekt
Die Bildungskrise droht überall, doch der Kreis Stade hat etwas, das bisher kein anderer Landkreis in Deutschland hat: Ein Team von elf Experten vernetzt alle, die in Sachen Bildung aktiv sind, und sorgt dafür, dass sie die Ressourcen so effektiv wie möglich nutzen können. Bildungskommune heißt das Pilotprojekt, für das 2,9 Millionen Euro zur Verfügung stehen - dank einer Förderung von 1,75 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), einer Pauschale vom Bundesbildungsministerium und einem Eigenanteil des Kreises.
Vier dieser Fachleute sind im Bildungsbüro tätig, das es seit 2014 gibt. Der Kreis Stade war mit dieser Bildungsmanagement-Stelle einer von bundesweit 35 Pionieren. Pionier ist er jetzt auch als Bildungskommune: Bisher sind nur kreisfreie Städte im Programm. Der Kreis Stade ist als erster dabei und soll mit bis zu drei weiteren eine Pilot-Gruppe bilden.
Eine Task-Force in Fußball-Team-Größe
Sieben Mitarbeiter verstärken im Rahmen des Projekts bis 31. August 2027 das Bildungsbüro. Zusammen sind es nun elf Bildungs-Experten, die die Bildungslandschaft weiterentwickeln wollen, indem sie zur Schnittstelle aller regionalen Akteure werden und ihnen Arbeit abnehmen. Als Beispiel nennt Anke Heydorn, die neben der Bildungsbüroleitung jetzt auch die Projektleitung übernimmt, das Thema Ganztagsschule 2026: „Wie wäre das denn, wenn jeder Schulträger für sich alleine Lösungen dafür finden müsste?“

Landrat Kai Seefried mit Mareen Telschow und Anke Heydorn vom Bildungsbüro des Landkreises Stade. Foto: Richter
Die Bildungskommune recherchiert in ganz Niedersachsen, um Modelle zu finden, die trotz des Fachkräftemangels gut funktionieren. „Es muss nicht unbedingt der schulische Ganztag sein. Auch Hortstrukturen können erhalten werden“, sagt Heydorn. Die Frage sei: Wie setzen wir die Ressourcen am zielgerichtetsten ein?
Nicht alle Projektpartner müssen aus dem Bildungsbereich kommen
Zunächst gilt es, alle Akteure zu benennen und ins Boot zu holen. Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung, die beiden beim Kreis zuständigen Dezernenten, Vertreter der Schulen und Schulträger sitzen in der Steuerungsgruppe. Bei anderen Fragestellungen sind neben Vertretern von Kitas und Schulen zum Beispiel IHK, Handelskammer oder das MINT-Patenprogramm angesprochen. Zurzeit gibt es beispielsweise Überlegungen, durch Patenmodelle schulfremde Experten in die Schulen zu holen. Das war möglich, bis eine Gesetzesänderung kam, und jetzt wird es wieder erlaubt und könnte durch das Schulbudget finanziert werden.
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Ein Kern-Thema ist die politische Bildung, sagt Thorsten Heinze. Dabei gehe es um die Frage: Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Ein anderes Schwerpunktthema: Digitalisierung. Dabei geht es nicht nur um technische Infrastruktur. „Bildung war schon immer medienvermittelt“, sagt die Soziologin Mareen Telschow vom Team Bildungskommune.
Medienkompetenz wird wichtiger - auch für die Demokratie
Von der Runenschrift über das gedruckte Buch bis zum Dialog mit der Künstlichen Intelligenz ist viel passiert. Medienkompetenz werde immer wichtiger - und kritisch zu reflektieren, was der Anwender mit den Ergebnissen mache, sei wiederum Teil der politischen Bildung, sagt Telschow. Auch zum dritten Themenschwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gibt es viele Schnittmengen.
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Die ersten Schritte in Richtung Bildungskommune sind der Aufbau eines ganzheitlichen Leitbilds und einer Strategie. Kommunikation und Kooperation zu fördern, Treffen, Workshops und Vorträge zu koordinieren, gehören zu den wichtigsten Aufgaben. Der Landkreis soll auch ein eigenes digitales Bildungsportal bekommen. Dabei kann auf dem Portal des Bildungsbüros aufgebaut werden, das schon jetzt viele Bildungsakteure nutzen: www.bildungslotse.info