TEin Haus fährt durchs Watt: Erstes Tiny House auf Neuwerk

Auf der Insel Neuwerk zeigt Steffan Griebel das erste Tiny House. Foto: Wessolowski
Eine Neuheit im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer: Auf der Insel Neuwerk steht ab sofort das erste Tiny House der Insel. Eine mutige Investition von Hotelier Steffan Griebel.
Neuwerk. Tiny Houses, also Mini-Häuser, liegen im Trend. Doch ausgerechnet auf der „tiny“, der rund drei Quadratkilometer großen Insel Neuwerk hat es diese Wohnform bislang nicht gegeben. Bis jetzt. Unternehmer Steffan Griebel hat das erste Tiny House der Insel aufgestellt. Die Anlieferung kam wie fast alles zur Insel: durchs Watt.
Es duftet nach „neu“ als Steffan Griebel die Tür des Tiny Houses öffnet. Es steht in dem weitläufigen Garten des Hauses „Achtern Diek“, das Griebel auf Neuwerk führt.
Seit fast 150 Jahren ist es im Familienbesitz. 1883 hat Lüder Ernst Griebel den Vollhof am Deich erworben und bald die ersten „Sommerfrischler“ aufgenommen.

Steffan Griebel vermietet Neuwerks erstes Tiny House. Foto: Wessolowski
Wandel von der „Sommerfrische zum Hotel
1999 beschließen Afra und Volker Griebel, dass die Pension ein richtiges Hotel werden soll. Sohn Steffan und seine Frau Alina sind an dieser Entscheidung bereits beteiligt. 26 Jahre später hat die Familie gerade alle 13 Zimmer erneut komplett renoviert und das Tiny House aufgestellt.
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„Früher stand hier ein Camper“, sagt Griebel über den Platz mit freiem Blick auf eine große Pferdekoppel, das grüne Inselherz und den 1310 erbauten Turm, der viel später ein Leuchtturm wurde.
Doch die populären Mini-Vollversorger-Häuser, die vielerorts vermietet oder als Wohnhäuser gebaut werden, haben dem Familienvater selbst gefallen, als er sie bei einem Freund auf dem Festland sah.

Direkt hinter dem Deich vermietet Steffan Griebel das kleine Selbstversorger-Haus mit Blick ins Grüne. Foto: Wessolowski
Tiny House bietet Komfort auf kleinem Raum
Für ein Haus sind sie klein. Um auf eine Insel zu kommen, aber doch groß: Per Traktor und Tieflader musste das Tiny House durchs winterliche Watt gezogen und bis auf das Grundstück gebracht werden. Obwohl vieles Neuwerk auf diesem Weg erreicht, war es kein alltägliches Unterfangen.
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Das Haus ist ausgelegt auf zwei Erwachsene und zwei Kinder, hat ein Doppelbett und zwei Hochbetten. „Neulich haben es drei erwachsene Reiter gebucht“, sagt Griebel. Wer mit dem eigenen Pferd nach Neuwerk reitet, hat die Tiere auf der Pferdekoppel vom Haus im Blick.
Ein Bad mit Dusche und WC, eine Küchenecke mit Kaffeemaschine, Backofen, Kühlschrank, Mikrowelle und einem Esstisch, alles eingerichtet im modernen maritimen Stil.

Tiny House auf „tiny“ Insel: Blick ins Innere. Foto: Wessolowski
Exklusive Tiny House-Erfahrungen für Stammgäste
Bislang hat Griebel das Tiny House nur Stammgästen überlassen oder bei großer Nachfrage Hotelgäste nach Absprache dort untergebracht. Die seien alle begeistert gewesen, ein Paar habe sogar gezielt umgebucht aufs Mini-Haus.
Erster Übernachtungsgast war der Hotelier selbst. „Ich wollte testen, ob etwas fehlt, oder man noch etwas verbessern kann“, erklärt er.
Offiziell ist das Tiny House bisher nicht auf der Internetseite aufgeführt, obwohl Liegestühle und Grill so einladend wirken. Aber der Garten sei noch nicht ganz fertig – für die Fotos soll es perfekt sein.

Alles ist maritim eingerichtet. Foto: Wessolowski
Frühstücksservice für Tiny House-Gäste
Nachbarn des Tiny Houses sind eine Handvoll Dauercamper, deren Plätze unter den Bäumen gleich hinterm Deich heiß begehrt sind. Sie werden nicht selten vererbt, so dass von mancher Familie schon die dritte Generation nach Neuwerk kommt und sich an dem Platz mit Garten und Teich erfreut.
Griebels bieten im Haupthaus Zimmer mit Frühstück an, dazu das günstige Heuhotel und ein Restaurant mit Biergarten und durchgehend warmer Küche. Ab 20 Uhr öffnet der Unternehmer die Bar „Wolkenlos“ mit Blick aufs Meer. Passen Selbstversorger ins Konzept?
„Wir planen, alle Gäste mit ihren unterschiedlichen Wünschen anzusprechen“, sagt Griebel. Deshalb kann man fürs Tiny House auch Brötchen im Hotel bestellen.

Neuwerk im Sonnenuntergang – der Ausblick von "Achtern Diek". Foto: Wessolowski
Tiny House als saisonale Attraktion
Mietbar ist das Haus von März bis Oktober, das ist die Saison auf Neuwerk. Mehrere Generationen packen mit an, Vater Volker bringt Gäste mit dem Wattwagen zur Insel. Es sind lange Tage für alle Insulaner.
Griebel kennt es kaum anders: „Das verdiente Geld muss bis über den Winter reichen“, gibt er zu bedenken. Er hofft, dass sich die Investition in Neuwerks erstes Tiny House lohnt.
Rekordverdächtig
Steht hier die kleinste Ferienwohnung der Welt?
Bauen auf Neuwerk ist schwierig – die Insel liegt im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Aktuell baut die Stadt Hamburg selbst eine alte Scheune zu Wohnungen um, als Unterkunft für die späteren Pächter des Leuchtturms.
Nach der Sanierung soll der Turm ein Trauzimmer haben. Eine Hochzeitsnacht im bislang einzigen Tiny House auf der „tiny“ Insel wäre in jedem Fall etwas Besonderes.