TErinnerung an einen Wohltäter: Die Geschichte hinter Harsefelds Kattstraße

Minna (70) und Wilhelm (80) Katt um 1900. Foto: Samtgemeindearchiv
Heiner Kaiser hat im neuen Jahrbuch dem Harsefelder Bürger Wilhelm Jacob Katt ein Denkmal gesetzt. Damit der bedeutende Geschäftsmann nicht in Vergessenheit gerät, hat der 75-Jährige gleich zwei Geschichten über ihn verfasst.
Harsefeld. In der ersten Geschichte „Wilhelm Jacob Katt – ein Unternehmer in Harsefeld“, Untertitel „Was die Kattstraße nicht verrät“, geht es um einen vielseitigen und umtriebigen Kaufmann, der 1852 in Harsefeld „einheiratete“. Er verstand es wohl, die Zeichen der Zeit richtig einzuschätzen, denn mit all seinen Unternehmungen war er erfolgreich. Was auch Neider auf den Plan brachte, wie Kaiser herausfand. „Es war jedoch nicht einfach, überhaupt etwas über ihn zu finden“, sagt der Autor.
Die Chronisten sahen in Katt einen „ruhelosen Aktivisten, der innovativ und mit Weitblick tätig war und selbst keine Arbeit scheute“, zitiert Kaiser. Er ließ sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen. Als seine Ziegelei 1878 abbrannte, wurde sie schnell und nach neustem technischen Standard wieder aufgebaut.
Sparkasse, Bahn, Wassermühle und Kolonialwaren
Die Bauern aus der Umgebung gehörten zu seinen Kunden in seinem Kolonialwarengeschäft, einem Geschäft, in dem es so ziemlich alles gab, „was man in jenen damaligen Zeiten so brauchte“, heißt es in der Geschichte, die Kaiser für das Jahrbuch verfasste. Er erzählt von dessen Frau und seinen Kindern, lässt damalige Kunden zu Wort kommen, die Wilhelm Katt als einen väterlichen Freund und Berater beschreiben, der ihnen in finanzieller Notlage half.
Heiner Kaiser verrät, was es mit der Gründung der ersten Gemeinde-Sparkasse auf sich hat, deren Sitz sich im Kattschen Haus in der Markstraße 11 befand. Sein Protagonist hatte ganz offensichtlich in einigen Geschäften seine Finger drin, wie im Kauf der Wassermühle und im Ausbau des Bahnverkehrs. Aber er war auch ein Wohltäter, unterstützte die Kirche und den „Verein für Gemeinwohl“, den er großzügig in seinem Testament bedachte.

Heiner Kaiser gehört seit fast zehn Jahren zu den ehrenamtlichen Autoren des Jahrbuchs. Foto: Felsch
Ein Gespenst, unterwegs im ehemaligen Kontor
Ebenso die zweite, wenige Seiten umfassende Geschichte, die Kaiser zusammen mit Günter Kachmann schrieb. In „Besöök in Kontor“ geht es um den alten Katt, der nach seinem Tod in seinem ehemaligen Kontor des Nachts herumspukt. Und damit die Bedienstete in Angst und Schrecken versetzt. Wie die spannende, plattdeutsche Kurzgeschichte ausgeht, das wird nicht verraten. Nur so viel: Da es natürlich keine Fotos von dem Gespenst gibt, wurden Zeichnungen eingesetzt. Verantwortlich dafür ist Angela Hoebink vom Kreativzentrum -punkt in Münster-Wolbek, eine ehemalige Klassenkameradin seiner Frau Gabriele.
Mitstreiter für das nächste Jahrbuch gesucht
Heiner Kaiser, der aus Hamburg stammt, hat jetzt als Rentner Zeit und Muße sich mehr seiner Wahlheimat zu widmen, was er seit 2014 gerne macht. Der 75-Jährige wünscht sich mehr Mitstreiter, die sich für die Geschichten, die noch im Archiv schlummern, interessieren und darüber schreiben. Ihm habe es riesigen Spaß gemacht, er habe sich schon immer gern mit außergewöhnlichen Themen befasst, die anderen vielleicht langweilig erscheinen. Seine Vorliebe für Sprachen und alte Schriften, wie die Kurrentschrift, haben ihm zusätzlich geholfen, die Historie des Ortes näher zu beleuchten. Das will er auch in Zukunft machen, damit nichts, was für Harsefeld bedeutend ist, in Vergessenheit gerät.