TEstering-Betreiber stand vor Aus und atmet jetzt auf – wichtigste Personalie geklärt

Ob es auf dem Estering im Jahr 2024 ein internationales Rennen geben wird, ist heute völlig unklar. Der ACN steckt in Verhandlungen. Foto: Daniel Berlin
2024 wird das Finale um die Deutsche Rallycross-Meisterschaft auf dem Estering stattfinden. Der ACN, der die Strecke betreibt, hat viel vor. Dabei stand der Verein kurz vor seinem Ende, weil eine entscheidende Personalie lange ungeklärt war.
Buxtehude. Seit dem Abgang von Jan-André Lemme als erster Vorsitzender des Automobil Clubs Niederelbe (ACN) vor neun Monaten ist die Stelle des Chefs vakant. Das brachte den ACN und seine ehrenamtlichen Mitglieder an ihre Grenzen. Für die Welt- und Europameisterschaft im vergangenen Jahr holte sich der ACN Hilfe von erfahrenen Leuten. Als der letzte Fahrer nach dem letzten Lauf seine Sachen packte und den Estering verließ, fiel eine enorme Anspannung von den ACN-Mitgliedern ab.
Dem ACN drohte „absolute Führungslosigkeit“
Das Feedback nach der Großveranstaltung war gut. Der ACN durfte sich zu Recht auf die Schulter klopfen. Aber zu diesem Zeitpunkt war noch lange nicht geklärt, wie es personell weitergeht, wie es überhaupt weitergeht. Offenbar drohte der Verein weitere Vorstandsmitglieder zu verlieren. „Der Verein strebte der absoluten Führungslosigkeit entgegen, dem Ende der Geschäftstüchtigkeit“, sagt heute Marcus Brassat.
Brassat hat beim ACN schon vieles gemacht: Organisation, Betreuung, Sportleitung. Jetzt kandidiert der Mann aus Horneburg für den Posten des ersten Vorsitzenden. Er ist Rennsportverrückt wie alle im Verein. Und er traut sich zu, Führungskraft zu sein.

130 ACN-Mitglieder können Marcus Brassat aus Horneburg Ende Februar zu ihrem Vorsitzenden wählen.
Zuletzt fehlte dem ACN der „Leader“, der gern mit Promotern, Politik und Verbänden verhandelt. Es ist nicht leicht, Firmenbossen Sponsorenverträge zu entlocken, Politik und Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels ein positives Image vom Rennsport zu verkaufen oder mit Promotern auf Englisch mit sechsstelligen Summen zu jonglieren. Diese Jobs sollen einen immensen Druck ausgeübt haben. Christian Fock war zum Beispiel gern der Macher im Hintergrund, aber als zweiter Vorsitzender die Gesamtverantwortung zu übernehmen, wollte offenbar auch er nicht.
Marcus Brassat kandidiert als Vereinsvorsitzender
Jedenfalls habe es bei Marcus Brassat „Klick gemacht“. So könne es nicht weitergehen. Brassat erzählt, er habe gespürt, wie ein „Ruck durch die Mannschaft“ gegangen sei, als er seine Kandidatur öffentlich machte. Andere würden jetzt auch weitermachen mit der Vereinsarbeit. 130 Mitglieder des ACN haben Anfang Februar die Möglichkeit, Brassat zu ihrem Chef zu wählen.
Ein Großteil des Programms für das Jahr 2024 steht bereits. Am 5. und 6. Oktober findet auf dem Estering in Buxtehude das Finale um die Deutsche Rallycross-Meisterschaft statt. Besonders üppig kommt der Wettbewerb allerdings nicht daher. Insgesamt plant der Deutsche Motorsport Bund (DMSB) im nächsten Jahr nur sechs Läufe. Früher waren es acht oder zehn. Am letzten April-Wochenende startet die Meisterschaft mit zwei Rennen in Schlüchtern. Am 18. und 19. Mai geht es mit zwei Rennen in Gründau weiter.
Ende März soll es auf dem Estering einen Trainingstag geben. Vor Ort sind dann Fahrer aus der Rallycross-, der Rallye- und der Autocross-Szene. Der ADAC veranstaltet im April die Junior-Buggy Akademie, bei der Sechs- bis Zehnjährige das Einmaleins des Rennsports kennenlernen. Die Oldtimer-Rallye Niederelbe Classics wird am 20. Juli auf dem Estering einen Prüfungsstopp einlegen.
Ob es 2024 einen internationalen Wettbewerb auf dem Estering geben wird, ist heute noch völlig offen. Der ACN will sich dabei auch nicht verheben und geht das Thema nach den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr behutsam an. „Wir wollen international etwas machen“, sagt der designierte Vereinschef Marcus Brassat. Aber der ACN wägt intern ab, ob und zu welchen Bedingungen.
ACN wartet auf Angebot des Promoters
2023 war kein gutes Jahr für den Rallycross-Sport. Die WM wurde nach einem verheerenden Brand im Fahrerlager bei einer Veranstaltung in England abgespeckt. Die Akzeptanz für Elektro-Autos war überschaubar, die Anzahl der Fahrer ebenfalls. Der ACN, das bestätigt Vereins-Vize Christian Fock, wartet bis heute auf ein Angebot des Promoters für ein internationales Rennen. „Sie haben uns die Entscheidung abgenommen“, sagt Christian Fock bezüglich eines EM- oder WM-Laufes in Buxtehude.
Der ACN verhandelt mit anderen Partnern über die Austragung eines internationalen Rennens auf dem Estering. Spruchreif wird das Ergebnis allerdings frühestens nach Weihnachten. Alles könnte eine Idee kleiner und überschaubarer werden.