TFamilie Petersen liebt ihre Kult-Oldtimer mit den „Schlafaugen“

Sabine, Bernd und Tochter Noreen Petersen nutzen ihre Toyota Celicas regelmäßig. Foto: Hahn
Die Toyota Celicas der Petersens haben Kultstatus und ziehen nicht nur Blicke auf sich, sie trotzen auch den Herausforderungen des Alltags.
Kalbe. Ein dicker Ordner mit der Aufschrift „Auto Bilder“ liegt auf dem Tisch, dazu diverse alte Prospekte, Poster und Artikel aus Automobilzeitschriften, die aussehen, als wären sie erst gestern im Fachhandel erworben worden. Doch bei genauerer Betrachtung ist erkennbar: Die Publikationen sind mehrere Jahrzehnte alt.
Stolz ohne Fanatismus bei dem Auto-Fan
Und sie alle sind Zeugnis einer lebenslangen Leidenschaft für ein Fahrzeug mit Charakter, dessen Design sich in allen Modellreihen vom europäischen Massengeschmack unterschied. Die Rede ist vom Toyota Celica. Das in Japan produzierte Auto war hierzulande von 1971 bis 2005 erhältlich. Gleich drei davon fährt Familie Petersen aus Kalbe.
Bernd Petersen blättert in dem besagten Ordner, voller Toyota-Fotos. Schon sein erstes Auto war 1976 ein solcher Toyota in Gelb. „Die rundliche Form gefiel mir sofort“, erinnert er sich. Dem aufmerksamen Betrachter fallen jedoch auch Fotos von VW-Modellen in der Sammlung auf.

Bernd Petersen gewährt einen Blick unter die Haube des Toyota Celica BT 18. Das 1991 gebaute Auto fährt Sabine Petersen jeden Tag. Foto: Hahn
„Ach, damals bin ich auf diesen GTI-Hype eingestiegen“, kommentiert Bernd Petersen den ehemals in seinem Besitz befindlichen Golf. „Zwischenzeitlich musste dann die praktische Familienkutsche her, deshalb hatten wir auch mal einen Passat“, sagt der 69-Jährige, und fast klingt es wie eine Entschuldigung.
Besondere Celica-Modelle mit Schlafaugen
Schnell führt er das Gespräch zurück auf seinen großen Stolz: „1994 kaufte ich mir für 6666 DM dann meinen blauen Celica Cabriolet.“
Bis heute ist das Auto in seinem Besitz und wird inzwischen nur noch für besondere Fahrten bei trockenem Wetter - und für Fototermine mit der Lokalpresse - aus der Garage geholt. 1985 als Coupé gebaut, hat eine Würzburger Karosseriefirma 500 Modelle zum Cabriolet umgebaut.

Sabine Petersen fährt ihr rotes Cabrio regelmäßig. Inzwischen schnurrt der Motor mit den zwei Nockenwellen seit knapp 300 000 Kilometern zuverlässig. Foto: Hahn
Der 40 Jahre alte Wagen kann zudem mit Targadach gefahren werden, einer halb offenen Variante, die einst Porsche einführte. Das bekannteste Merkmal der „Himmlischen“, wie der Modellname übersetzt heißt, sind jedoch ihre Schlafaugen.
„Besonders die Kinder reagieren aufgeregt und wollen immer wieder die Schlafaugen sehen“, weiß auch Tochter Noreen Petersen zu berichten, die natürlich ebenfalls einen Celica fährt. Ihr rotes Coupé lief 1993 vom Band und die 33-Jährige fährt täglich rund 50 Kilometer mit dem Wagen.
Schwärmerei steckt den Rest der Familie an
Bernd Petersen schwärmte oft genug von der Zuverlässigkeit und dem Fahrgefühl seines Gefährten. Seit 2017 ist deshalb auch seine Frau Sabine im Besitz eines Celica-Cabriolets in Rot, Baujahr 1991.
Im Gegensatz zum Sommerauto ihres Mannes, nutzt sie ihr Auto das ganze Jahr hindurch. Inzwischen zeigt der Tacho 230 000 Kilometer an. Das Schmuckstück begleitet das Paar dann auch häufig in den Jahresurlaub nach Dänemark. „Wir werden oft angesprochen“, sagt die 62-Jährige. Im Urlaub poliere ihr Mann das Auto dann, was erst recht neugierige Blicke zur Folge habe.
Oldtimer - auch ohne H-Kennzeichen
Keines der Autos besitzt das H-Kennzeichen. „Für ein solches Kennzeichen muss das Auto im Originalzustand sein. Allein schon der größere Lackschaden auf dem blauen Wagen steht dem entgegen“, so Kalbes ehemaliger Bürgermeister. Auch einen neuen Fahrersitz hat das seltene Modell schon bekommen.

Nur 500 Fahrzeuge baute seinerzeit die Würzburger Karosseriefabrik Voll für den deutschen Markt zum Cabriolet um. Foto: Hahn
Original-Ersatzteile zu erhalten, wird indessen immer schwieriger, zudem ist das kostspielig. Das Textildach des Celica T16 ist inzwischen nicht mehr dicht. Die Instandsetzung würde mehrere Tausend Euro verschlingen. „Diese Investition steht für mich nicht in Relation. Wir sind nicht fanatisch.“
Alltagstaugliche Autos als kleiner Luxus ohne Komfort
Alle drei Fahrer loben jedoch die hohe technische Zuverlässigkeit des Autos mit seinem „Doppelnockenwellenmotor“. Niemals ist eines der Autos liegen geblieben. Etwas Pflege benötigen die Oldtimer natürlich. Als richtige Autofreaks sieht sich die Familie dennoch nicht. „Es sind Gebrauchsgegenstände für uns“, meint Sabine Petersen. Ihr Mann pflichtet ihr bei: „Möglichst fahren, nicht schrauben.“
In den Fahrstunden hat Tochter Noreen ein deutlich moderneres Fahrzeug gelenkt, und trotzdem kam auch für sie nur ein Modell des Japaners infrage. „Es ist einfach ein tolles Fahrgefühl mit einer sehr direkten Lenkung.“ Eine interessante Beobachtung hat die junge Frau gemacht: „Menschen meiner Generation, die in den modernen Autos fahren, halten wesentlich weniger Abstand zum Vorausfahrenden, weil sie sich auf den Fahrassistenten verlassen und auch einen Bremskraftverstärker haben.“ Mit viel Humor berichtet die Familie über kleinere Beulen, die die Autos im Laufe der Jahre zu verschmerzen hatten. „Die Autos sind unser kleiner Luxus. Wir haben einfach Spaß daran“, so Sabine Petersen.

Bernd Petersens automobiles Herz schlägt seit seiner Jugend für Toyota. Mit seiner Leidenschaft für die „Schlafaugen“ hat er die ganze Familie angesteckt. Foto: Hahn

Ein Blick in das vier Jahrzehnte alte Toyota-Cockpit. Foto: Hahn