TFeuerwehr am Limit: „Ich sehe den Brandmeister häufiger als die Familie“

Nach den Flammen ist es nicht mehr so wie vorher: Bei einem Feuer in Hemmoor haben Mitte April zwei Familien mit Kindern ihr Zuhause verloren. Foto: Lange
Vier große Brände innerhalb von zwei Monaten - die Feuerwehrleute in Hemmoor sind derzeit im Dauereinsatz. Was macht das mit den Einsatzkräften?
Hemmoor . Diese Vielzahl an Bränden in den vergangenen Wochen und Monaten haben selbst erfahrene Feuerwehrleute in dieser Intensität noch nicht erlebt: Innerhalb von zweieinhalb Monaten ist es zu vier Großfeuern in Hemmoor gekommen.
Mitte April sorgte ein riesiger Wald- und Flächenbrand in einem Naturschutzgebiet für einen unruhigen Abend bei den Einsatzkräften. Nur wenige Tage später stand ein Wohnhaus an der Schützenstraße in Flammen.
Insgesamt 67 Einsatzkräfte der Feuerwehren Warstade, Basbeck, Westersode und Osten waren im Einsatz.
Anfang Juni brannte es erneut - diesmal bei der Bio-Schlachterei „Cuxland pur“. Zurück blieb eine Ruine und ein Sachschaden von rund drei Millionen Euro.
Zwei Wochen später breitete sich ein Flammenmeer beim ehemaligen „Ohls Gasthaus“ aus. Durch den Großeinsatz von mehr als 150 Feuerwehrkräften wurde eine Katastrophe verhindert.
Ganz klar: Die Häufung der Einsätze geht an die Substanz. Das hat auch Auswirkungen auf die Familienangehörigen der Feuerwehrleute, die sich um ihre Lieben sorgen.
Ein Mitglied der Feuerwehr Warstade berichtet: „In den vergangenen Wochen habe ich meinen Ortsbrandmeister häufiger gesehen als meine Familie“, sagt Patrick Fick, der bei drei der vier großen Feuer in den vergangenen Wochen als Einsatzkraft dabei war.
Seit dem zehnten Lebensjahr bei der Feuerwehr
Der 22-jährige Einzelhandelskaufmann ist seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Feuerwehr und hat eine solche Anhäufung von Bränden noch nie erlebt. „Ich gehe ja wirklich sehr gern zur Feuerwehr, aber in letzter Zeit ist es doch ein bisschen viel.“
Die ständige Einsatzbereitschaft und die viele Zeit, die für das Hobby draufgeht, sind nicht für jeden etwas, weiß der Hemmoorer. „Man muss schon einiges an Engagement mitbringen und wirklich Lust auf Feuerwehr haben“, sagt der frühere operationstechnische Assistent.
Er hat auf jeden Fall Lust und lobt die besondere Kameradschaft in der Feuerwehr. „Das ist eine tolle Truppe, jeder kennt jeden.“
Auch Feuerwehrmann Frank Burmester, mit 60 Jahren einer der älteren Kameraden in der Warstader Wehr, schätzt den Zusammenhalt in der Gruppe. „Man kann sich bei den Einsätzen auf 30 Leute verlassen.
Das ist ein gut ausgebildetes Team“, sagt der Schornsteinfegermeister, der unter anderem die Brände bei der Bio-Schlachterei und bei Ohls Gasthaus miterlebt hat.
Auch er beschreibt die Fülle an Feuerwehreinsätzen in den vergangenen Wochen als ungewöhnlich. „Aber es kommen auch wieder ruhigere Monate“, erklärt der erfahrene Feuerwehrmann, der sich seit rund 40 Jahren bei den Brandbekämpfern in Warstade engagiert.
Seine Motivation, bei der Feuerwehr aktiv zu sein, komme vom starken Wunsch, anderen in Not zu helfen. An die Substanz würden die Einsätze vor allem dann gehen, wenn Menschen oder Tiere in Gefahr sind, sagt Burmester. „Häuser kann man ersetzen, Menschen nicht.“