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Rettungskräfte

TFeuerwehrausbildung wird familienfreundlicher – Mehr Aufwand für Ortswehren

Mitgliedermangel herrscht bei den Feuerwehren nicht - doch auf Ebene der Führungskräfte wird die Luft dünner.

Mitgliedermangel herrscht bei den Feuerwehren nicht - doch auf Ebene der Führungskräfte wird die Luft dünner. Foto: David Inderlied

Mit einer Reform der Feuerwehrausbildung stärkt das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt. Was sich 2024 für die ehrenamtlichen Retter und die Ortswehren ändert.

Von Thorsten Kratzmann Montag, 05.02.2024, 11:10 Uhr

Niedersachsen. . Gesellschaftlicher Wandel macht vor der Feuerwehr nicht halt. Anpassungen sind erforderlich. Ein Plan für strukturelle Veränderungen in Niedersachsen liegt seit 2019 vor. Mit Beginn des Jahres 2021 nahm das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz seine Arbeit auf. Jetzt geht es an die Ausbildung.

Die wird modernisiert. Damit befasst ist Rotenburgs Kreisbrandmeister Peter Dettmer. Die Ausbildungsreform ziele darauf ab, sie ehrenamtsfreundlicher zu gestalten. Zwar erfreuen sich die freiwilligen Feuerwehren im Kreis steigender Mitgliederzahlen - „von der Kinderwehr an“, sagt Dettmer - doch bei den Führungskräften wird die Luft dünner.

Das liegt einerseits an der Zahl von 149 Feuerwehrwehren im Landkreis Rotenburg und andererseits daran, dass Ortsbrandmeister nicht mehr so lange im Amt bleiben. Der zunehmende bürokratische Aufwand, der zu treiben ist, mache „vielen das Amt madig“, weiß der Kreisbrandmeister. Im Landkreis Stade gibt es insgesamt 92 Ortswehren.

Kein einwöchiger Lehrgang mehr in Loy oder Celle

Mit der Ausbildungsreform beabsichtigt die Führung gegenzusteuern. Seit Jahresbeginn ist die Truppführerausbildung als eigenständiger Lehrgang entfallen. Wer Truppführer werden wollte, musste bislang einen einwöchigen Lehrgang an einer der beiden vor rund 90 Jahren gegründeten Feuerwehrschulen in Loy bei Oldenburg oder in Celle absolvieren. Dieser Präsenzunterricht entfällt.

Kreisbrandmeister Dettmer fürchtet, dass die Kameradschaft und der Wissenstransfer leiden, wenn die Theorie ausschließlich online vermittelt wird. Ausfluss dessen ist ein Leitfaden, der die Ausbildung auf Kreisebene neu aufstellt. Fortan sind die Truppmann-1-, Truppmann-2- und Truppenführerlehrgänge in Module gegliedert. Die Schulungen, rund 170 Stunden in Theorie und Praxis, werden auf Ebene der Gemeindebrandmeister in Präsenz durchgeführt.

Bereits im letzten Jahr hatte Stades Kreisbrandmeister Peter Winter deshalb Alarm geschlagen. Das Ehrenamt würde so zusätzlich belastet, weil die Ausbildung nun in den Feuerwehren selbst stattfinden soll.

Die ersten Lehrgänge starten Mitte/Ende Februar

Mit der Neuerung sei zwar ein erheblicher Aufwand für die Feuerwehren im Kreis verbunden, doch laut Dettmer liegt darin auch die Chance, mehr Truppführer auszubilden. Denn die Plätze an den Feuerwehrschulen waren begrenzt. Die Zuteilungen deckten nicht den Bedarf. Laut Peter Winter betrage die Zuteilungsquote - bezogen auf die Landkreise - lediglich 35 Prozent. Das sei eine „massive Unterdeckung“.

„Unser Konzept für die modulare Ausbildung steht“, sagt Dettmer. Die neue Ausbildung auf Gemeindeebene sei familienfreundlicher, stellt der Kreisbrandmeister fest. Und Dettmer erkennt einen weiteren Vorteil in der Ausbildungsreform: Die Zeit, die ein Truppführer warten muss, bis er den Gruppenführerlehrgang besuchen darf, verkürzt sich um rund ein Jahr auf drei Jahre. „Damit können wir mehr Führungskräfte gewinnen.“ Das Reservoir potenzieller Ortsbrandmeister-Kandidaten wird größer.

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