TFür immer Hygge: Dieses Ehepaar wandert nach Dänemark aus

Ostseestrand statt Heide: Hilke und Jan Glink wandern auf die dänische Insel Samsø aus. Foto: privat/Kreiszeitung
Für Hilke und Jan Glink ist derzeit vieles mit den Worten „zum letzten Mal“ verbunden. Das Ehepaar aus Fintel wagt den Schritt nach Dänemark. Die Insel Samsø wird künftig ihre Heimat sein.
Fintel. Das ist ein wohlüberlegter Entschluss, der einige Jahre gereift ist. „Das ist das größte Abenteuer unseres Lebens“, sagt Hilke Glink. Wo andere Urlaub machen, werden sich die beiden Finteler eine neue Existenz aufbauen. „Es gefällt uns hier“, sagt Jan Glink. Der Weg nach Dänemark ist also keine Flucht, sondern ein Aufbruch. Einer der Gründe: „Das soziale Miteinander, gerade im Alter, sei in Dänemark ein anderes.“
Vor ungefähr vier Jahren kam erstmals die Idee des Umzugs nach Dänemark auf. Die Finteler, die engagierte Musiker und als Duo „Bliss“ unterwegs sind, waren schon öfter auf einem dänischen Campingplatz, auf dem sich viele Musiker treffen. Der Betreiber habe sie vor einigen Jahren gefragt, ob sie den Platz nicht übernehmen wollen. Das hatte sich zwar schnell zerschlagen, doch die Idee war geboren: Warum nicht die Zukunft in Dänemark suchen? „Es sollte auf jeden Fall am Wasser sein“, blickt Jan Glink auf die Suche nach einer neuen Heimat zurück. Auf Samsø sind sie durch einen TV-Beitrag gekommen. Die Ostseeinsel ist als dänische Energieinsel bekannt, weil dort weit vor der Klimadebatte auf nachhaltige Energieversorgung und Autarkie gesetzt wurde. Beim ersten Besuch war schnell klar: „Uns gefällt es dort“, sagt Hilke Glink. Zudem sei Samsø eine weltoffene Insel, deren Bewohner aus rund 30 Ländern stammen.
Hürden und Optimismus beim Neustart
Der Weg vom Wunsch des Auswanderns bis zum Ankommen in der neuen Heimat war dennoch kein einfacher. Auch Dänemark setzt Hürden, wenn es um den Zuzug geht. So muss das Ehepaar jeweils 11 000 Euro Sicherheitsleistung auf dem Konto vorweisen können. Die Neubürger, so der Gedanke dahinter, sollen dem Staat nicht auf der Tasche liegen, solange sie noch keinen Job haben. Hilke und Jan Glink sind optimistisch, schnell Arbeit zu finden. Der Steinmetz und Bildhauer und die Krankengymnastin und Physiotherapeutin haben schon viele Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern auf Samsø geführt.

Das neue Zuhause auf Samsø: Das typische dänische Bauernhaus in einem kleinen Dorf ist Baujahr 1850 und es wird im November bezogen. Foto: privat/Kreiszeitung
Dabei haben die Finteler auch erfahren, dass die Dänen entspannter mit der Frage nach einem Job umgehen. „Das wird, kommt erst mal her“, sei eine Reaktion gewesen, die sie häufiger erfahren haben. „Irgendwo werden wir schnell unterkommen“, sagt Jan Glink zum Thema Arbeit und Zukunft. Seine Finteler Steinmetz-Werkstatt wird er schließen. „Das tut schon weh und macht mich ein wenig traurig.“ Seinen Beruf übt er seit 40 Jahren aus und hat viele Kontakte und Beziehungen geknüpft. Die Werkzeuge ziehen um, doch vermutlich wird er keinen Betrieb auf Samsø eröffnen. „Ich will vor Ort keine Konkurrenz sein“, sagt er.
Sprachkenntnisse als Schlüssel zur Integration
Der Schlüssel zum Ankommen ist die Sprache. Das betonen beide. Dänisch lernen Hilke und Jan Glink schon seit Jahren – und das sehr intensiv. Wenn sie angekommen sind, müssen beide noch zum Sprachkursus. Der wird ein Jahr lang vom Staat finanziert. „Die Verständigung klappt schon sehr gut“, so Hilke Glink. Die Gespräche mit der Maklerin, die ihr neues Haus auf Samsø im Angebot hatte, „haben wir komplett auf Dänisch geführt“. Und auch in den sozialen Medien in der neuen Heimat sind sie bereits aktiv. „Wir wollen uns aktiv auf Samsø einbringen“, sagt Hilke Glink. Die beiden wollen hundertprozentig dazugehören, sich in der Gemeinschaft engagieren. Die Erfahrungen, die sie auf Samsø mit den Einheimischen gemacht haben, zeigen: Wer sich integrieren will, der ist auch willkommen.
Vorfreude auf ein typisches, altes dänisches Bauernhaus
Der Umzug von Fintel nach Samsø steht im Oktober an. Ihr neues Zuhause ist ein typisches, altes dänisches Bauernhaus. „Baujahr 1850“, berichtet Jan Glink. Weiß verputzt, mit Reet gedeckt und niedrigen Decken – so, wie sich viele Urlauber ihr vorübergehendes Urlaubsdomizil wünschen. Bis es so weit ist, liegt noch viel Arbeit an. Was mitkommt, wird verpackt, was an Hab und Gut nicht auf die Reise geht, wird möglichst verkauft.
Digitaler Neuanfang in Dänemark
Wenn die beiden Anfang November auf Samsø ihr neues Leben beginnen, stehen aber nicht nur die Renovierung des Hauses und das Auspacken von Kisten an. Anmelden bei der Einwanderungsbehörde und bei der Kommune sind die wichtigen Aufgaben. „Man muss rege sein“, merkt Jan Glink an. Anders als in Deutschland ist Dänemark sehr viel stärker digital aufgestellt. Vom Einzug der Steuer bis zur Krankenversicherung geht alles automatisch. „Du bist gläserner, aber du musst dich um nichts mehr kümmern“, erklärt Jan Glink.

Ostseestrand: Leben, wo andere sonst Urlaub machen. Der Umzug für Hilke und Jan Glink von Fintel nach Samsø steht im Oktober an. Foto: privat/Kreiszeitung
In Fintel biegt das Ehepaar auf die Zielgerade der Vorbereitungen ein. „Wir lassen vieles hinter uns“, sagt der Steinmetz. Und das führe schon dazu, dass er manchmal einen „Kloß im Hals“ habe. „Dass Freunde mal eben spontan vorbeikommen, wird es erst einmal so nicht mehr geben können“, ergänzt seine Frau. In Gesprächen mit Menschen aus ihrem Umfeld haben sie in den vergangenen Monaten oft gehört, dass sie vermisst werden, wenn das Kapitel Fintel abgeschlossen ist.
Musikalische Zukunft auf Samsø
„Es ist ein gutes Gefühl zum Abschluss, dass wir hier Spuren hinterlassen haben“, sagt Jan Glink. Der Gedanke, dass ihre Entscheidung und der neue Weg in einer neuen Heimat falsch sein könnten, kommt aber beiden nicht in den Sinn. Scheitern ist in diesem Fall keine Option. Trotz Umzugsstress und Ungewissheiten überwiegt die Vorfreude auf das, was kommt: ein neues Leben auf einer wunderschönen Insel. Und aus der Welt ist Samsø auch nicht. Einige Freunde haben schon ihren Besuch angekündigt.
Duo „Bliss“ hat einen eigenen YouTube-Kanal
Weil nicht nur Hilke und Jan Glink umziehen, sondern damit auch ihr Duo „Bliss“, können Freunde ihr musikalisches Wirken auch weiterhin miterleben. Auf ihrem YouTube-Kanal (www.youtube.com/@duobliss8201) sind schon die ersten Songs auf Dänisch zu hören. Und Musik wird auch in der neuen Heimat ein Türöffner sein. Wohnzimmerkonzerte im kleinen Rahmen sind so eine Idee, mit der die Noch-Finteler auch musikalisch und kulturell in ihre Zukunft als künftige Inselbewohner blicken. (rk/axt)