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Chronik

T100 Jahre Feuerwehr Schwinge: Gaffer waren schon immer ein Problem

Torsten Bluschke (von links), Torsten Ropers, Arndt Seeba und Ernst-Wilhelm Cordes mit der 100-Jahre-Chronik.

Torsten Bluschke (von links), Torsten Ropers, Arndt Seeba und Ernst-Wilhelm Cordes mit der 100-Jahre-Chronik. Foto: Bisping

Die Feuerwehr Schwinge blickt auf 100 ereignisreiche Jahre zurück. In Erinnerung geblieben sind schwere Unfälle und große Feuer. Ein Problem gibt es seit Jahrzehnten.

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Von Alexandra Bisping
Sonntag, 24.11.2024, 07:50 Uhr

Fredenbeck. Es ist ein wertiges Buch, das die Kameraden da verfasst haben. Auf 148 Seiten erzählen sie die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Schwinge, gegründet 1924. Torsten Bluschke, Ernst-Wilhelm Cordes, Torsten Ropers und Arndt Seeba geben dem TAGEBLATT einen Einblick.

„In Erinnerung bleiben die schweren Verkehrsunfälle und großen Feuer“, sagt Ortsbrandmeister Torsten Bluschke. Nicht verwunderlich, denn dort hat die freiwillige Feuerwehr ihre meisten Einsätze: beim Retten, Löschen, Bergen und Schützen.

Ein halbes Jahr Arbeit steckt in der Chronik

Ernst-Wilhelm Cordes ist seit 51 Jahren Mitglied in der Schwinger Feuerwehr. Die Chronik hat er mit dem stellvertretenden Brandmeister Torsten Ropers zusammengestellt, der auch schon seit 38 Jahren dabei ist.

Ein halbes Jahr haben sie dafür gebraucht, zwischen 500 bis 600 Stunden ehrenamtlicher Arbeit stecken drin, schätzen beide.

Die Kosten pro Buch belaufen sich auf 6 Euro, finanziert über Spenden, größtenteils aus der Samtgemeinde Fredenbeck und umliegenden Gemeinden. Die Chronik verteilten die Freiwilligen dann kostenlos an jeden Schwinger Haushalt.

Am Anfang stand eine Feuerwehrspritze

Zum Inhalt: Das erste Großfeuer in Schwinge gab es laut Chronik 1842. „Elf Gebäude fielen in Schutt und Asche“, ist dort zu lesen. Die erste Feuerspritze wurde 1846 angeschafft und 1901 eine Pflichtfeuerwehr ins Leben gerufen.

Erst 1924, als die Gemeinde eine neue Spritze kaufte, wurde beschlossen, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. 18 Bewohner traten ihr bei. Diese Spritze Marke Koebe aus Luckenwalde sollte 1962 verschrottet werden, erzählen die Kameraden. Zum Glück kam es anders.

Die erste Spritze der Feuerwehr, jetzt ebenfalls 100 Jahre alt, wurde dank eines Brandmeisters nicht verschrottet.

Die erste Spritze der Feuerwehr, jetzt ebenfalls 100 Jahre alt, wurde dank eines Brandmeisters nicht verschrottet. Foto: Bisping

Der damalige Brandmeister Johann Fiege machte nicht mit und versteckte die Spritze unter einer Plane. Zehn Jahre später wurde sie von zwei Feuerwehrleuten wieder fit gemacht, wird jetzt von der Altenabteilung betreut und zu Veranstaltungen mitgenommen - sogar außerhalb Niedersachsens.

Schaulustige versperren Zufahrt

Wer das Werk durchblättert, merkt schnell: Eine Schwierigkeit von heute gab es auch damals schon. Gaffer, die durch ihr Im-Weg-Stehen die Arbeit der Freiwilligen behindern - auch lebensrettende Maßnahmen.

So lautet beispielsweise die Überschrift eines abgedruckten Zeitungsartikels von 1971: „Widrige Umstände beim Großbrand in Schwinge: Neugierige behinderten die Feuerwehr“. Die Löscharbeiten wurden damals erschwert, weil Schaulustige mit ihren Autos die Zufahrt versperrten.

Das Problem kennen auch die Schwinger, erst kürzlich sei wieder eine Absperrung der Feuerwehr einfach ignoriert worden, berichtet Gruppenführer Arndt Seeba. Die Fahrer hätten ihre Pkw darum herumgelenkt, um plötzlich festzustellen, dass es wegen des Einsatzes nicht weitergehe. „Häufig ist die Polizei dabei und nimmt sie gleich in Empfang“, sagt Cordes.

44 ehrenamtlich Aktive löschen Brände

Aber es gibt auch Erfreuliches - für Torsten Bluschke ist es in zweifacher Hinsicht das aktuelle Jahr: „Nicht jeder Brandmeister bekommt in seiner Amtszeit ein 100-jähriges Jubiläum und ein neues Auto“, sagt er. Für die Schwinger Kameraden gab es im März ein neues Löschfahrzeug.

Das Löschfahrzeug ist seit März im Dienst und wurde nach einem früheren Kollegen auf den Namen Schröder getauft.

Das Löschfahrzeug ist seit März im Dienst und wurde nach einem früheren Kollegen auf den Namen Schröder getauft. Foto: Bisping

In Bluschkes Leben spielt die Feuerwehr schon lange eine große Rolle: Bereits sein Vater hatte in der Zentrale in Wiepenkathen Dienst getan. „Da war man schon als kleines Kind dabei“, sagt er. Aktiv ist der Schwinger seit 1992, seit 2017 als Ortsbrandmeister, und findet: „Der Zusammenhalt hier, der ist gut.“

Die Zahl 100 vor dem Feuerwehrhaus in Schwinge stammt von einem Nachbarn.

Die Zahl 100 vor dem Feuerwehrhaus in Schwinge stammt von einem Nachbarn. Foto: Bisping

Junge Leute engagierten sich - 33 Jahre sei das Alter der Aktiven durchschnittlich. 44 Aktive sind sie insgesamt. Außerdem die Altersabteilung, zu der die Kameraden ab 67 Jahre gehören - und der Förderverein.

Der funktioniere prima und unterstütze bei Anschaffungen finanziell, sagt Cordes. So kann die Feuerwehr viele Veranstaltungen auf die Beine stellen, einen MTW kaufen und umrüsten oder eine Doppelgarage in Eigenregie bauen.

Auch die Feuerwehr wird digitaler

Was heute anders ist als früher? Frauen machen mit - in Schwinge sind es sieben. Und die Ausrüstung werde immer digitaler.

Zum Beispiel ein Tablet, auf dem sich Hydranten zuordnen lassen, digitale Rettungspläne für Altenheime oder bei Pkw-Unfällen Infos zum jeweiligen Fahrzeugtyp.

Seit ein paar Wochen haben die Schwinger eine Wärmebildkamera. Kameraden können während der Fahrt den Atemschutz aufsetzen und direkt vor Ort mit 1200 Litern anfangen zu löschen.

Nicht zu vergessen die 2018 gegründete AED (Automatischer elektronischer Defibrillator) Gruppe: Sie wird bei medizinischen Notfällen zusätzlich zum Rettungsdienst alarmiert. Torsten Ropers: „So manchen haben wir durch diesen Einsatz wieder zurückgeholt, zum Beispiel einen 40-jährigen Familienvater.“

Am Sonntag, 1. Dezember, ist die Feuerwehr ab 12 Uhr auf dem Adventsmarkt vertreten, veranstaltet vom Sportverein SC Schwinge. Mehr über die Schwinger Feuerwehr und ihre Chronik unter www.ffschwinge.de.

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