TNeues Gemeindehaus am Himmelpfortener Kreisel kostet 1,6 Millionen Euro

Blick auf die Fensterfront im neuen Gemeindesaal. Foto: Klempow
Das Baugerüst umschließt den Klinkerbau am Himmelpfortener Kreisel noch. Im neuen Gemeindehaus der Kirchengemeinde steht jetzt der Innenausbau an. Der Bau ist in mehrfacher Hinsicht besonders.
Himmelpforten. Wie groß muss ein modernes Gemeindehaus sein? Welche Räume muss es bieten? Was ist bezahlbar? Diese Fragen hat sich der Vorstand der St. Marienkirchengemeinde bei Projektbeginn gestellt. Die Antworten finden sich im Neubau am Himmelpfortener Kreisel, direkt gegenüber der Kirche. Die Kirchenvorstandsvorsitzende Anke Mergard strahlt: „Wir freuen uns schon alle sehr.“
Lange hatte die Gemeinde auf einen gemeinsamen Treffpunkt verzichten müssen. Das sanierungsbedürftige alte Gemeindehaus war 2020 für den Kreiselneubau abgerissen worden. Die Kirchengemeinde hatte im Gegenzug das nun bebaute Grundstück am Kreisel und gegenüber der Marienkirche erhalten. Seit dem Abriss trafen sich Gruppen privat, die Gemeinde bewies Improvisationstalent. Das Kirchenbüro ist zwischenzeitlich im Steinmetzhaus untergekommen. Erst jetzt, seit das neue Zuhause Form angenommen hat und ein Ende in Sicht ist, ist die Lücke doch spürbar. „Wir haben uns gefühlt sehr lange nicht mehr gesehen“, sagt Anke Mergard. Umso größer ist die Vorfreude.

Anke Mergard vor dem Neubau des Gemeindehauses. Die Gemeinde sei voller Vorfreude aufs Frühjahr, sagt sie. Dann soll der Bau bezugsfertig sein. Foto: Klempow
Weniger Mitglieder und ein alter Gebäudebestand
Mergard hat einen Großteil der Planungen für das neue Domizil gewuppt. Solche Projekte sind in der Landeskirche nicht an der Tagesordnung, aber es werden mehr. In den 1200 Kirchengemeinden gibt es jährlich etwa fünf Neubauten, sagt Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann, Pressesprecher der Landeskirche. Alle Gemeinden plagen die gleichen Sorgen: Weniger Mitglieder, aber ein alter Gebäudebestand. Die vor Jahrzehnten errichteten Häuser sind heute zu groß und energetische Sanierungsfälle. Immer öfter kommt es vor, dass Gemeinden sich zusammentun, um gemeinsam einen modernen Neubau zu stemmen.
Auch Himmelpforten hat sich verkleinert und bedarfsgerecht geplant: Der Haupteingang des neuen Gemeindehauses liegt direkt am Zebrastreifen. Hinter dem Baugerüst verbergen sich die großen Fenster. Der Blick aufs Detail lohnt sich. So wie das Haus im Grundriss ein Kreuz ist, so bilden die Rahmen auch in jeder Fensterfront ein Kreuz.

Das Gebäude in Kreuzform am Kreisel in Himmelpforten. Das Kreuz wird dezent auch in den Fensterfronten zu sehen sein. Foto: Kirchengemeinde Himmelpforten
Der Bau ist auch für den Bauleiter besonders
Olaf Bartenhagen von der Firma Mittelstädt ist Bauleiter des Projekts. Mit Blick auf die Fenster spricht er als Fachmann zwar von der „Pfosten-Riegel-Konstruktion“ der Holz-Alu-Fenster. Trotzdem ist dieser Bau auch für ihn besonders, sagt er mit dem Hinweis auf die Kreuze. „So was mach’ ich ja auch nur einmal“, sagt er und lässt den Blick über die Wände des Neubaus schweifen.
Egal, von welcher Seite des Gebäudes - wer die Mitte des Hauses betritt, macht eine Entdeckung. Der Flur durchzieht das Haus fast auf ganzer Länge. Die hohen, hellen Wände und das Lichtband auf dem Dach vermitteln fast das Gefühl, im Mittelgang einer Kirche zu stehen. Der Blick wandert unweigerlich nach oben. Gäbe es einen Preis für den schönsten Flur im Landkreis Stade - dieser wäre ein Favorit. Schlicht, licht und sakral. Der Entwurf des Hauses stammt aus dem Architektenbüro Tabery in Bremervörde.

Blick in den preisverdächtig schönen Mittelgang im neuen Himmelpfortener Gemeindehaus. Foto: Klempow
Auf der Westseite mündet der lichtdurchflutete Mittelgang im späteren Gemeindesaal. „Etwa 70 bis 80 Personen soll er Platz bieten“, sagt Anke Mergard. Eine Küche und ein Materialraum für Möbel grenzen an.
Besonders ist der Bau für Bartenhagen auch, weil die Baustelle gleich nebenan ist. Die Kirchengemeinde hat die Firma Mittelstädt als Generalunternehmen beauftragt. „Das ist für uns als Kirchengemeinde ein großer Vorteil, dass wir damit nur einen Ansprechpartner haben“, sagt Anke Mergard.
Schallisolierter Probenraum für Kirchenbands
Die Baupreissteigerungen der letzten Monate machen sich für die Kirchengemeinde kaum bemerkbar. 1,6 Millionen Euro wird das neue Gemeinde-Zuhause kosten. Ein Drittel stemmt die Kirchengemeinde, die zwei weiteren übernehmen jeweils der Kirchenkreis und die Landeskirche. Angesichts der vielen Gruppen, von Gesprächskreisen über die Konfirmanden- und Jugendarbeit, die Bands oder auch das umfangreiche Programm von Konzerten und Lesungen der „Kultursparte“, scheint das Geld bestens angelegt.
Der besonders gut schallisolierte Raum auf der Südseite des Hauses ist als Probenraum für die Kirchenbands gedacht. Einen Kreativraum gibt es für Kinder oder Konfirmanden. Eine separate Hintertür ist der Zugang zur Pilgerunterkunft. Der Raum bietet Pilgern auf dem Mönchsweg eine einfache Übernachtungsmöglichkeit. Deshalb fördert auch die EU den Bau mit 200.000 Euro aus dem Zile-Programm.
Der Bau liegt im Zeitplan. Der Estrich kommt dieser Tage. Im Frühjahr des nächsten Jahres soll alles fertig sein - auch der vielleicht schönste Flur im Landkreis.

Blick auf den Haupteingang, der an der B 73 und gegenüber der Kirche liegt. Foto: Kirchengemeinde/Architektenbüro Tabery