TGründerstar für Gut Schöneworth: Wie ein Traditionshof der Krise trotzt

Merle und Matthias Pape betreiben seit fast drei Jahren das Hotel Gut Schöneworth in Freiburg. Kürzlich wurden sie mit dem Gründerstar-Sonderpreis „Tradition trifft Kreativität“ ausgezeichnet. Foto: Helfferich
Mitten in der Corona-Pandemie kauften Merle und Matthias Pape das Hotel Gut Schöneworth in Freiburg. Ein Wagnis. Ende 2023 wurden sie mit dem Gründerstar-Sonderpreis in der Kategorie „Tradition trifft Kreativität“ ausgezeichnet. Was dahintersteckt.
Freiburg. Das Gut steht für die Tradition, Merle und Matthias Pape füllen es mit ihrer Kreativität. „Wenn ich einmal anfange, darüber nachzudenken, was hier möglich ist, fällt mir immer mehr ein“, sagte der gelernte Koch im TAGEBLATT-Gespräch, kurz nachdem er und seine Frau im März 2021 das Freiburger Hotel übernahmen.

Eine Trauung im Park ist auf Gut Schöneworth in Freiburg möglich. Foto: Matthias Pape
Mitten in der Corona-Pandemie kämpften Hotellerie und Gastronomie bundesweit ums Überleben. „Wir mussten uns damals neu erfinden“, erzählt der Hotelier heute. Matthias Pape richtete als Erstes auf dem vier Hektar großen, parkähnlichen Gelände einen Biergarten ein. „Sobald die Sonne schien, schwangen sich die Menschen auf ihre Fahrräder und kamen vorbei“, erinnert er sich; nicht nur Freiburger, sondern auch Tagestouristen. Sobald die Corona-Regeln es zuließen, gab es die ersten Übernachtungen.
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Hochzeiten machen inzwischen das Hauptgeschäft des Betriebes aus. Gut Schöneworth ist Außenstelle des Freiburger Standesamtes. Vom 15. April bis 11. November gebe es jedes Wochenende eine Hochzeitsfeier, erzählt Merle Pape, die für Marketing, Social Media und den Service verantwortlich ist, während sich ihr Mann um den Einkauf und die Küche kümmert. „Wir bieten Wedding-Weekends von Freitag bis Sonntag an. Das Brautpaar muss sich um nichts kümmern, muss nur sich selbst und die Ringe mitbringen. Der Rest ist Fullservice.“
Die Nachfrage sei groß: Neun von zehn Brautpaaren kämen nicht aus der Region, so Merle Pape. Die weiteste Anreise sei bisher aus Kassel gewesen. In diesem Jahr sei ein Paar aus München dabei und für 2025 habe ein Paar aus England gebucht. Da das Hotel „nur“ 56 Betten hat, kooperieren die Papes mit anderen Bettenanbietern in der Region.
Jetzt soll Kultur in die sanierte Scheune einziehen
Da die Hochzeiten das Wochenende belegen, bietet Gut Schöneworth unter der Woche neben dem abendlichen Restaurantbetrieb verschiedene Events an: Kochevents, Wurstherstellung, Firmenfeiern mit Olympiade, Fahrrad- oder Boßeltouren. Jetzt wollen sie auch ein Kulturprogramm anbieten.
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Kunsthandwerkermärkte bieten sie zu Ostern sowie im Herbst und Advent an.
Im vergangenen Jahr haben die Betreiber die 1869 erbaute Scheune des Anwesens saniert. „Sie war einsturzgefährdet und musste weitgehend abgetragen werden“, erzählt Pape, 2500 Meter Dachlatten wurden gelegt, das 1000 Quadratmeter große Reetdach erneuert. Da der Fußboden wegbrach, musste auch der ersetzt werden. „Dabei haben wir gleich neue Kabel und Steckdosen gelegt“, so Pape. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit: Denn am 1. Juni 2023 sollte die erste Silberhochzeit in der Scheune gefeiert werden. „Zwei Tage vor Pfingsten waren wir fertig.“

Gut Schöneworth festlich illuminiert. Foto: Matthias Pape
360 Quadratmeter Fläche für Kultur und Events wurden mit der Sanierung der Scheune geschaffen. Jetzt müssen sie bespielt werden. „Wir fangen jetzt an, die Scheune zu verplanen“, sagt Matthias Pape. Seine Idee: „Wenn wir das Tor öffnen, wird die Scheune zur Bühne, und die Zuschauer sitzen im Garten.“ Er würde gerne plattdeutsche Comedy anbieten oder Konzerte. Konkurrenz zum Freiburger Kornspeicher will er nicht sein. „Wir sind im Austausch und sprechen Termine miteinander ab“, so Pape. Schon jetzt übernachten vom Kornspeicher engagierte Künstler auf Gut Schöneworth.
Das Ehepaar hat es offenkundig geschafft, durch die Krise zu kommen. Im März 2021 hatten sie mit einer Angestellten angefangen, inzwischen haben die Betreiber 32 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende. Steigende Betriebskosten machen ihnen derzeit das Leben schwer: Strom, Mindestlohn, die wieder angehobene Mehrwertsteuer. „Wir können nicht alles auf die Gäste umlegen“, so Matthias Pape.
Der mit 500 Euro dotierte Gründerstar-Sonderpreis ist für beide Ehre und Motivation zugleich. „Das bestärkt uns“, sagt Merle Pape. Die nächste Herausforderung: Das 1500 Quadratmeter große Reetdach soll bei laufendem Betrieb erneuert werden. Matthias Pape schreckt das nicht. „Der Betrieb ist mein Leben.“