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TGünther Fielmann ist tot: Sein erstes Brillengeschäft eröffnete er im Stader Nachbarkreis

Sein erstes Geschäft eröffnete Günther Fielmann im September 1972 in Cuxhaven noch unter dem Namen "Optic im Centrum". Der Cuxhavener Augenoptikermeister Enno Strodthoff war damals sein Partner.

Sein erstes Geschäft eröffnete Günther Fielmann im September 1972 in Cuxhaven noch unter dem Namen "Optic im Centrum". Der Cuxhavener Augenoptikermeister Enno Strodthoff war damals sein Partner. Foto: Fielmann

Einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer ist tot: Günther Fielmann, Gründer der gleichnamigen Optiker-Kette, starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren. Sein erstes Optikergeschäft eröffnete er 1972 in Cuxhaven.

Von Christian Mangels Freitag, 05.01.2024, 14:30 Uhr

Cuxhaven. Seinen Namen kannte so gut wie jeder: Günther Fielmann. Und wer den Namen kannte, wusste auch, was er verkauft: Brillen. Fielmann ist die mit Abstand größte Optiker-Kette in Deutschland und hat auch zahlreiche Niederlassungen im Ausland. Inzwischen findet sich in nahezu jeder deutschen Fußgängerzone eine Filiale. Am Mittwoch starb der Gründer der gleichnamigen Optikerkette im Alter von 84 Jahren in seinem Wohnort Lütjensee in Schleswig-Holstein, wie die Fielmann-Gruppe am Freitag mitteilte. Er sei im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.

Erste Fielmann-Filiale wird in Cuxhaven eröffnet

Nach einer unauffälligen Nachkriegsjugend, Optiker-Lehre und einem Berufsstart als Angestellter eröffnete Fielmann am 21. September 1972 in der Nordersteinstraße in Cuxhaven sein erstes Geschäft, damals noch unter dem Namen „Optic im Centrum“. Der Cuxhavener Augenoptikermeister Enno Strodthoff war damals sein Partner. Mit dem Werbeslogan „Das Optic-Centrum bringt Europas Brillenmode-Frühling nach Cuxhaven“ wurden die ersten Kunden angelockt.

Er war Deutschlands bekanntester Optiker: Günther Fielmann ist im Alter von 84 Jahren in Schleswig-Holstein gestorben.

Er war Deutschlands bekanntester Optiker: Günther Fielmann ist im Alter von 84 Jahren in Schleswig-Holstein gestorben. Foto: dpa/Christians

Fielmann lebte zu dieser Zeit in einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung, fuhr einen Gebrauchtwagen und trug eine Brille Marke Kassengestell. „Viel Geld hatten wir nicht“, erinnerte er sich viele Jahre später an den Start in Cuxhaven, „aber eine Idee“.

Die Firmengründung war so etwas wie der Urknall in der verschlafenen Optiker-Branche, die Innovationen desinteressiert gegenüberstand. Fielmann begnügte sich mit einer geringeren Marge, schaltete den Zwischenhandel aus, gab den Kunden Garantien - der junge Unternehmer setzte auf strikte Kundenorientierung. „Der Kunde bist Du“, gab Fielmann als Motto aus.

Optiker-Geschäft präsentierte Brillen offen an der Wand

In einer Zeit, als Augenoptiker noch weiße Kittel trugen und ihre Brillengestelle in Schubladen unter Verschluss hielten, präsentierte das Cuxhavener Optiker-Geschäft seine Brillen offen an der Wand. Man ließ die Kunden selbst entscheiden, was sie probieren wollten. Fielmanns Laden war nicht nur moderner eingerichtet, es gab auch mehr Auswahl und günstigere Preise als bei der Konkurrenz. Brillenreinigung und andere Serviceleistungen bot der findige Geschäftsmann kostenlos an. Nicht alle fanden das gut. „Rächer der Bebrillten“ wurde Fielmann bald genannt. Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Unternehmensgeschichte.

Fielmanns Unternehmen wuchs schnell: Ende der 1970er-Jahre gab es bereits 44 Filialen. Heute ist die Brillen-Firma nach eigenen Angaben mit über 1000 Niederlassungen, rund 23.000 Beschäftigten und 27 Millionen Kundinnen und Kunden Marktführer in Zentraleuropa. Der Jahresumsatz lag im Jahr 2022 bei fast 1,8 Milliarden Euro.

Kassengestelle bringen Fielmann den Durchbruch

Der endgültige Durchbruch kam 1981, als Fielmann den Krankenkassen die Kassenbrille abhandelte und durch eine Vielzahl von modernen Modellen ersetzte. „Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen“, erinnerte sich Fielmann. Kassenbrillen wurden erstattet, wer mehr wollte, musste zahlen - die traditionellen Optiker erreichten so Margen von bis zu 30 Prozent. In Kiel eröffnete Fielmann 1982 sein erstes Super-Center, ein Optik-Fachgeschäft neuer Dimension mit 7000 Brillen. In den achtziger Jahren erreicht die Fielmann-Kette eine Größe, in der nicht mehr jede große Neueröffnung den Bestand des Unternehmens bedrohte.

Fielmann hatte sich 2019 aus dem Unternehmen zurückgezogen und es in die Hände seines Sohnes Marc gegeben. In der Gründungsstadt Cuxhaven ist das Optiker-Geschäft nach wie vor in der Nordersteinstraße beheimatet.

Optiker widmet sich der Landwirtschaft

Nach dem Wechsel zog sich Günther Fielmann weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, widmete sich vor allem der Bio-Landwirtschaft und züchtete auf seinen drei Betrieben in Schleswig-Holstein Pferde, Rinder und Schafe. Der Unternehmer sah sich immer als ein naturverbundener Mensch vom Land - auch wenn er gern Ferrari fuhr. „Das Leben auf dem Land hat mich geprägt“, sagte er in einem Buch zu seinem 75. Geburtstag. „Schon als Kind träumte ich von einem eigenen Bauernhof.“

Mehr als 2300 Öko-Artikel sind im Hofladen von Hof Lütjensee zu kaufen. Mit den weiteren Betrieben Hof Ritzerau und Gut Schierensee in Kiel, wo Fielmann auch wohnte, bewirtschaftete er mehr als 2000 Hektar Land. Auch das Schloss Plön hat Fielmann gekauft und renoviert; dort werden Augenoptiker für die gesamte Branche ausgebildet.

„Es gibt auch eine Welt neben der Augenoptik“, sagte er einmal der „Welt am Sonntag“. Fielmann spendete viel - für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Er hat seine Beschäftigten über Aktien am Unternehmen beteiligt und pflanzte seit 1986 für jeden von ihnen jedes Jahr einen Baum - bis heute mehr als 1,7 Millionen Bäume und Sträucher. Für seine Verdienste ernannte ihn das Land Schleswig-Holstein zum Ehrenbürger, eine seltene Auszeichnung.

Fielmann starb am Mittwoch in seinem Wohnort Lütjensee in Schleswig-Holstein, wie die Fielmann-Gruppe mitteilte. Er sei im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. (mit dpa)

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