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Heizungstausch

TStreit um Wärmepumpe: Handwerker fordert Robert Habeck heraus

Unternehmer Johann Grossmann (l.) und Julian Hünken verbauen neben Wärmepumpen unter anderem auch Pelletheizungen.

Unternehmer Johann Grossmann (l.) und Julian Hünken verbauen neben Wärmepumpen unter anderem auch Pelletheizungen. Foto: Jan Iven

Handwerksmeister Johann Grossmann aus dem Nachbarkreis verbaut die Technik bereits seit 20 Jahren. Doch er hadert mit den aktuellen Regierungsvorgaben. Wo die Energiewende zum Krampf wird.

Von Jan Iven Sonntag, 26.11.2023, 09:50 Uhr

Stubben. Eigentlich könnte Handwerksmeister Johann Grossmann der Bundesregierung dankbar sein, dass sie das Thema Wärmepumpe in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt hat. „Wir verbauen schon seit 20 Jahren Wärmepumpen und haben daher mehr Erfahrung damit als viele andere Betriebe“, sagt der Geschäftsführer des Heizung- und Sanitärbetriebes Grossmann & Hünken GmbH aus Stubben. Goldene Zeiten für sein Handwerk also, könnte man denken.

Doch der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Irgendwo zwischen Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit, Fachkräftemangel und Lieferengpässen habe sich vor allem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit seinem Gebäudeenergiegesetz aus Sicht von Johann Grossmann verlaufen.

Hausbesitzer und Handwerker über Energiewende verärgert

„Habeck sollte mal ein Praktikum bei uns machen, damit er sieht, wie es in der Realität zugeht“, sagt der 38-Jährige. Und damit der Minister mitbekommt, wie die Stimmung bei Hausbesitzern und Handwerkern wirklich ist. Nämlich nicht besonders gut.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) pocht auf eine schnelle Umstellung in puncto klimafreundliche Heizsysteme.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) pocht auf eine schnelle Umstellung in puncto klimafreundliche Heizsysteme. Foto: Michael Kappeler/dpa

Grossmann und sein Kompagnon Julian Hünken gehören zu den Unternehmern, die die Energiewende durch den Einbau klimafreundlicher Heizungen mit Wärmepumpen mit umsetzen sollen. Doch sie fühlen sich übergangen. Was den Handwerker besonders ärgert: „Es ist immer noch völlig unklar, was ab wann gelten soll“, sagt Grossmann. Bis heute wisse er nicht so richtig, was er seinen Kunden raten soll. Eigentlich gilt das Gebäudeenergiegesetz bereits ab kommendem Jahr. Einiges wird aber von der Wärmeplanung der Kommunen abhängen.

Wärmepumpe nur eine Möglichkeit von vielen

„Viele Kunden wollen jetzt noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einbauen, bevor das verboten wird. Damit hat die Regierung das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte“, sagt er. Insgesamt sieht Grossmann das Thema Wärmepumpe differenziert und pragmatisch. „Das ist eine gute Technik, wenn sie zum Haus passt“, sagt er. Sprich: In einem gut isolierten Neubau kann eine Wärmepumpe relative klimafreundlich für Wärme sorgen.

In einem Altbau sei sie nur sinnvoll, wenn das Gebäude kernsaniert ist. Ansonsten könne eine Hybridheizung aus Wärmepumpe und fossilen Brennstoffen eine gute Übergangslösung darstellen. Eine Wärmepumpe ist für ihn daher nur eine Möglichkeit von vielen.

Produktion hinkt Nachfrage nach Wärmepumpen hinterher

Knackpunkt sind die Kosten. Eine traditionelle Heizung koste um die 15.000 Euro. Eine Wärmepumpe hingegen rund 25.000 Euro. Grossmann sieht die Gefahr, dass sich das nicht jeder leisten kann. Was die Wärmepumpen an Brennstoffen einspart, verbraucht sie an Strom. Und er bemüht das viel zitierte Beispiel von „Oma Erna“, die ihr Haus verkaufen muss, weil sie sich die Wärmepumpe nicht mehr leisten kann. Ob es wirklich im großen Stil zu diesem Horrorszenario kommen wird, ist allerdings fraglich.

Handwerksmeister Johann Grossmanngeht geht davon aus, das die flächendeckende Umrüstung zu Wärmepumpen noch 20 bis 30 Jahre dauern wird.

Handwerksmeister Johann Grossmanngeht geht davon aus, das die flächendeckende Umrüstung zu Wärmepumpen noch 20 bis 30 Jahre dauern wird. Foto: Silas Stein/dpa/dpa-tmn

Derzeit verbauen die Stubbener noch in erster Linie Öl- und Gasheizungen. „Unter den bis zu 80 Anlagen im Jahr sind etwa zehn Wärmepumpen“, sagt Grossmann. „Wenn ein Kunde heute eine Wärmepumpe bestellt, bekomme ich sie erst in einem Jahr.“ Denn die Produktion hinkt der Nachfrage immer noch hinterher.

Nicht genug sauberer Strom vorhanden

Hinzu kommt, dass die Technik aufwendiger als eine Öl- oder Gasheizung ist und daher gute Fachkräfte benötigt. „Wir würden sofort drei gute Handwerker einstellen. Aber wir finden keine“, sagt er. Jeden Tag müsse die Firma deswegen mehrere Anfragen von Kunden ablehnen.

Ein Problem seien die großen Strommengen, die eine Wärmepumpe verbraucht und ein Vielfaches über denen einer traditionellen Heizung liegen. „Es fehlen noch die Kapazitäten, um ausreichend sauberen Strom zu produzieren und zu transportieren“, sagt er. Fast könnte man meinen, dass es ganz gut sei, dass es bei den Wärmepumpen noch Lieferschwierigkeiten gibt.

Flächendeckende Umrüstung erst in Jahrzehnten denkbar

Grossmann würde sich wünschen, dass die Bundesregierung ihren Zeitplan überdenkt. „Wärmepumpen sind sicher eine Technologie der Zukunft und wir sind auch offen dafür. Aber so schnell und auf Biegen und Brechen lässt sich das nicht umsetzen“, sagt er. Sinnvoller wäre es seiner Meinung nach, erst die Infrastruktur für die Heizungswende zu schaffen. „Man fängt beim Hausbau auch nicht mit dem Dach an“, sagt Grossmann. Er geht davon aus, die die flächendeckende Umrüstung zu Wärmepumpen noch 20 bis 30 Jahre dauern wird.

Grundsätzlich führe aber in Zukunft kein Weg mehr an der Wärmepumpe vorbei. „Natürlich ist Klimaschutz wichtig. Wir können nicht mehr so weiter machen wie bisher, wenn wir unseren Kindern eine saubere Umwelt hinterlassen wollen“, sagt der Familienvater.

In seinem eigenen Haus heizt Grossmann übrigens noch mit einer Öl-Brennwertheizung. Nicht gerade besonders klimafreundlich, aber immer noch besser als eine herkömmliche Ölheizung. „Die nächste Heizung wird auf jeden Fall zukunftsorientiert“, sagt er. Welcher Typ das sein wird, könne er aber noch nicht sagen. Dafür ist ihm die Gesetzeslage noch zu unklar.

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