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Kinder am Smartphone

THandyverbot an Grundschulen? So regeln es die Schulen im Stader Nachbarkreis

Eine Schülerin hält im Unterricht ein Handy in den Händen.

Eine Schülerin hält im Unterricht ein Handy in den Händen. Foto: Jens Kalaene/ZB/dpa

Sollen Handys an Grundschulen generell verboten werden? Diese Frage wird derzeit in Deutschland heiß diskutiert. Sie lenken ab, sagen die einen. Sie gehören nun mal zum Alltag, sagen die anderen. Wie stehen Schulen im Kreis Cuxhaven zu diesem Thema?

Von Christian Mangels Sonntag, 12.11.2023, 05:00 Uhr

Landkreis Cuxhaven. In vielen Schulranzen von Erstklässlern ist das Handy bereits dabei. Doch ist das eigentlich sinnvoll? Nein, sagt Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Sie möchte Handys an Grundschulen am liebsten verbieten. Die niedersächsische Landesregierung lehnt ein generelles Handyverbot in Schulen dagegen ab. „Es gibt keine Pläne, Smartphones in Schulen zu verbieten - auch nicht für Grundschulen“, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums. Der deutsche Lehrerverband spricht sich ebenfalls gegen ein Verbot von Mobiltelefonen in Schulen aus. Dieses sei nicht durchsetzbar. Die Grundschulen im Kreis Cuxhaven gehen mit diesem Thema ganz unterschiedlich um, wie eine Umfrage unseres Medienhauses ergab.

„Bei uns sind Handys und Smartwatches für alle Schüler verboten“, sagt Olaf Mohr, Leiter der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Neuenkirchen. Es habe in der Vergangenheit damit schon einige Probleme gegeben. „Eltern wurden von Ihren Kindern aufgefordert, Sport- oder Schwimmsachen nachzubringen, bei Streitigkeiten wurden - ohne das Wissen der Lehrer - Eltern informiert oder es wurden Schulnoten vorab mitgeteilt“, berichtet Mohr. Sogar als unerlaubtes Hilfsmittel bei Arbeiten kamen die mobilen Geräte schon zum Einsatz.

Schulleiterin: Smartwatches haben das Handy abgelöst

Mit dem Handyverbot will die Schule auch verhindern, dass unerlaubte Fotos und Videos aufgenommen und verschickt werden. „Denn aus Datenschutzgründen dürfen von vielen Schülern keine Fotos gemacht werden“, erklärt der Neuenkirchener Schulleiter. Fast alle Eltern würden das Handyverbot befürworten.

An der Otterndorfer Grundschule gibt es kein grundsätzliches Verbot von Handys. Es gelte, diese nicht zu verbieten, sondern den Umgang damit zu erlernen, erläutert Schulleiterin Elisabeth Baumann. „Für den Missbrauch des Handys muss sensibilisiert werden. Dafür gibt es ein Medienkonzept.“ Kritisch sieht die Schulleiterin allerdings die Nutzung von sogenannten Smartwatches, also Armbanduhren mit Computerfunktion. „Damit kann aus dem Unterricht telefoniert werden, ohne dass ich etwas davon merken würde.“

Auch Dorothea Schelenz, Leiterin der Grundschule in Cuxhaven-Sahlenburg, und ihr Team haben insbesondere die Smartwatches im Blick. „Sie haben das Handy abgelöst“, weiß die Rektorin. Mit der Smartwatch können die Eltern ihre Kinder orten - das beruhigt viele Mütter und Väter für den Schulweg. Aber die Smartwatches haben noch mehr Funktionen: So könnten die Kinder den Unterricht aufnehmen, ohne dass es die Lehrer und Mitschüler merken. Deshalb gibt es an der Sahlenburger Schule aktuell die folgende Regelung: „Die Smartwatch kommt während der Schulzeit in den Ranzen und nach Schulschluss kann das Kind die Uhr wieder anziehen.“

Medienkompetenz wird in der Wingst groß geschrieben

In der Grundschule am Wingster Wald sind Mobiltelefone kein Thema. „Die Kinder bringen keine Handys mit und damit gibt es auch keine Nutzung am Schultag“, erklärt Schulleiterin Sabine Cordes. Notwendige Anrufe nach Hause würden über das Sekretariat erfolgen. „Wir sind uns einig, dass Kinder die Zeit in den Pausen zum Spielen nutzen sollten und nicht mit dem Handy“, so Cordes. Weiterhin will die Schule den Druck schon bei jüngeren Kindern vermeiden, bestimmte Markenhandys zu haben. Medienkompetenz wird in der Wingst gleichwohl groß geschrieben: „Wir bieten vielfältige Bücher und leiten die Kinder im Unterricht an, mit den Schul-iPads Recherchen, kleine Videos oder Erklärvideos zu erstellen.“

Ein explizites Handyverbot gibt es in der Grundschule Sietland in Ihlienworth zwar nicht, aber den Eltern wird ein Verzicht nahegelegt. Mit Erfolg, wie Schulleiter Torsten Ayecke berichtet: „Alle haben sich bisher daran gehalten und die Sinnhaftigkeit dahinter eingesehen.“ Aus entwicklungspsychologischer Sicht sei der Verzicht auf Handys in der Grundschule ratsam, findet der Pädagoge. Und: „Kinder sind sich in dem Alter nicht annähernd über die Reichweite der Auswirkungen und Gefahren bewusst, die die Nutzung von Smartphones mit sich bringen kann.“ Ayecke sieht darüber hinaus enorme Probleme bei der Konzentrationsfähigkeit, sollten die Schülerinnen und Schüler ein Handy mit in die Schule bringen.

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